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Aus Lübeck kommend für die BVG im Einsatz. Viele Berliner wußten gar nicht, daß in der Hansestadt Doppeldeckerverkehren. Foto: M. Lange |
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Ein Potsdamer am Bf. Wannsee zur Unterstützung der BVG die ihre Linien 6 und 99 ins Zentrum von Potsdam verlängert hat Foto: U. Dittfurth |
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Eine kürzlich noch unvorstellbare Begegnung: Ein BVG-Doppeldecker neben einer Potsdamer Straßenbahn. Foto: M. Lange |
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Am U-Bf. Rudow: Auch die Briten halfen bei der Bewältigung des deutsch-deutschen Grenzverkehrs zwischen Rudow und Schönefeld. Foto: Th. Billik |
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Derzeit scheint alles möglich: Ein S-Bahn-Zug der DR am 11.12.1989 in Charlottenburg vor der Abfahrt nach Marx-Engels-Platz. Abfahrt 13.55 Uhr. Foto: M.Lange |
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Ohne leistungsfähige öffentliche Nahverkehrsmittel wäre das Wiedersehen im Stau steckengeblieben, in Trabbi-Abgasen erstickt. Mitarbeiter von BVB, BVG und Deutscher Reichsbahn waren deshalb gefragt bei Presse, Funk und Fahrgästen, so z.B. auf dem wiedereröffneten U-Bahnhof Jannowitzbrücke. Foto: U. Dittfurth |
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Grenzübergang Rudower Chaussee. Worüber früher lange verhandelt worden wäre, funktionierte nun über Nacht: Um den ernormen Andrang an Besuchern, die überwiegend ihr Auto stehen ließen, zu bewältigen, richtete die BVG in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Verkehrskombinaten des Umlandes eine Reihe von neuen Buslinien, so z.B. nach Hennigsdorf, Nauen und Polsdam ein. Eine besondere Schwierigkeit stellte der Transport der vielen tausend in Schönefeld ankommenden Bahnreisenden dar, die mit unzähligen Bussen über die Grenze zum West-Berliner U-Bf. Rudow befördert werden mußten. Foto: Tb. Billik |
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Zusätzlich zu den Buslinien 98 und 99 verkehren nun sieben weitere in das Umland von Berlin (West). Diese Linie fährt vom U-Bf. Rath. Spandau nach Falkensee im Kreis Nauen. Foto: M. Lange |
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West-Berliner Haltestellenreiter auf Potsdamer Haltestelle. Beide Linien verkehren vom Bf. Wannsee zum Bassinplatz in der Potsdamer Innenstadt. Foto: M. Lange |
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West-Ost-Begegnung: Aus Lichterfelde kommend erreicht der BVG-Bus Stahnsdorf. Der Potsdamer Ikarus-Bus verkehrt nach Dreilinden. Foto: M. Lange |
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Kürzlich noch unvorstellbar: BVG-Busse vor dem Bahnhof Schönefeld, die zum U-Bf. Rudow fahren. Die U7 war durch diesen Mehrverkehr allerdings zeitweise völlig überlastet. Foto: M. Lange |
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Keine Fotomontage: BVG-Busse prägen das Straßenbild in Potsdam. Die Linie 6 verkehrt über die Glienicker Brücke, die Linie 99 über Babelsberg/Drewitz nach Wannsee Foto: M. Lange |
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Die Buslinie 98 vom U-Bf. Tegel nach Stolpe wurde bis zum S-Bf. Hennigsdorf verlängert. Foto: M. Lange |
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In den ersten Novembertagen, als man
in Berlin (West) noch davon ausging,
dass die Öffnung der Grenzen für die
DDR-Bürger im Dezember erfolgen
werde, lagen die Schätzungen bei
100.000 bis 300.000 Besuchern pro Wochenende
in Berlin (West). Man stritt,
ob das eine Sperrung des Kurfürstendammes
für den Autoverkehr rechtfertige.
Als dann am Abend des 9. November
die Grenzen geöffnet wurden,
brauchte man nicht mehr zu streiten.
Schon gegen 3 Uhr nachts mußte der
Kurfürstendamm zum ersten Mal wegen
Überfüllung gesperrt werden. Inzwischen
hat sich der Verkehr in der
City fast schon wieder normalisiert,
jetzt sind die bezirklichen Zentren
in den Mittelpunkt des (Einkaufs-)
Interesses gerückt.
Nach insgesamt rund zwei Millionen
Besuchern in den ersten drei Tagen
(das entspricht der Einwohnerzahl von
Berlin (West», sind es jetzt "nur noch"
schätzungsweise 300.000 pro Tag, genug,
um einige Bus- und U-Bahn-Linien
der BVG auszulasten bzw. zu
überlasten. Denn dieser Mehrverkehr
ist derzeit fast ausschließlich während
der Ladenöffnungszeiten zwischen 9.00
Uhr und 18.00 Uhr zu bewältigen. Damit
gibt es nun auch in Berlin (West)
ein starkes Gefälle zwischen den
Hauptverkehrszeiten am Tag und der
Nebenverkehrszeit am Abend und in
der Nacht, wie wir es bisher nur aus anderen
Städten kennen.
Dass es überhaupt gelang, diesen gewaltigen
Mehrverkehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln
zu bewältigen, hatte
im wesentlichen vier Ursachen:
- Durch die Smog-Regelungen muß die
BVG schon seit einigen Jahren Pläne
für kurzfristigen starken Mehrverkehr
in der Schublade haben.
- Durch die neue Verkehrspolitik von
SPD und AL war die BVG seit dem
Frühjahr diesen Jahres auf "Expandsionskurs"
gebracht worden. "Ohne diese veränderte
Verkehrspolitik hätte
die BVG insbesondere im Busbereich
nicht die Kapazitäten gehabt, um die
großen Aufgaben nach dem 9. November
zu bewältigen" äußerte kürzlich der
für den Busverkehr zuständige
BVG-Abteilungsleiter Wolfgang Jähnichen.
- Eine unentbehrliche Hilfe waren Busse
und Fahrer von zahlreichen westdeutschen
Verkehrsbetrieben und OstBerliner
S-Bahn-Züge der Deutschen
Reichsbahn, mit deren Hilfe seit dem
11. November zwischen Friedrichstraße
und Wannsee täglich Vollzüge (8 Wagen)
im 10-Minuten-Takt verkehren können.
- Unentbehrlich war schließlich auch
das über alles bisher erlebte hinausgehende
Engagement der BVG-Mitarbeiter,
die zahlreiche Uberstunden machten
und dennoch überwiegend sehr
freundlich waren.
Daß es dennoch immer wieder zu
Überlastungen der BVG und auch der
DR kam, ist das jahrelangen
falschen Verkehrspolitik, die nie
begriffen hatte, dass ein leistungsfähiger
öffentlicher Verkehr lebenswichtig für
einen Ballungsraum wie Berlin ist, und
die trotz aller damals und heute angeschlagenen
Wiedervereinigungs- Töne
Vorreiter für die Zementierung der
Teilung war. Letzteres trifft vor allem
für die Berliner CDU zu. So wollte ihr
Verkehrssenator Wronski unbedingt für
die Verlängerung der U-Bahnlinie 9
einen Abschnitt der S-Bahn nach Lichterfelde
Süd nutzen, auch noch nach
der Wahlniederlage seiner Partei am
29. Januar. Und Herr Wronski hat es
mitzuverantworten, daß schon viele
Millionen in ein neues Signalsystem
(EZS 800) für die West-Berliner SBahn
gesteckt wurden, das nicht mit
dem Signalsystem in Berlin (West)
kompatibel ist. Der CDU/F.D.P.-Senat
war es schließlich auch, der die innerstädtische
U-Bahn-Strecke zwischen
Gleisdreieck im Westen und Potsdamer
Platz im Osten für die Magnet-Bahn
freigab.
Es läßt sich ohne Übertreibung feststellen,
daß die IGEB zu den wenigen Organisationen
dieser Stadt gehörte, die
nie den Blick für das Umland und den
grenzüberschreitenden Verkehr dorthin
und weiter bis nach Malmö, Warschau
oder Prag verloren hatte, die stets auf
die geographische Lage Berlins hingewiesen
und den einseitigen Blick nach Westen
kritisiert hat. Es gab ja nicht
wenige Politiker in Bonn und Berlin
(West), die die Eisenbahnverbindungen
im Wesentlichen auf eine
(Hochgeschwindigkeits- )Vorortstrecke
Hannover - Berlin begrenzen wollten.
Diese falsche Verkehrspolitik wirkt nun noch nach.
Solche Defizite von Jahren
können natürlich auch nach einer Revolution
nicht in Wochen aufgeholt werden.
Doch die neue Entwicklung und die
übervollen Züge, die den Berlinern das
Gefühl von Urlaub in Paris oder Tokio
vermittelten, nun aber zunehmend als
lästig empfunden werden, bieten eine
große Chance. Denn die Notwendigkeit
zum Ausbau des öffentlichen Nah- und
Fernverkehrs ist nun für (fast) alle einsichtig.
Es geht nur noch um das Wie
und um das Wann.
Wer hätte sich im Oktober schon vorstellen
können, daß es im November
gelingt, den Vorschlag der IGEB zur
Offnung des: U-Bahnhofs Jannowitzbrücke
als Grenzübergang in wenigen
Stunden zwischen Ost und West abzustimmen
und umzusetzen? Wer hätte
sich vorstellen können, daß die langjährige
Forderung der IGEB nach Direktzügen
zwischen Berlin (West) und der
DDR innerhalb weniger Tage Realität
wurde?
Doch bezeichnenderweise sah man in
allen Medien nach dem 9. November
immer wieder die "Trabbis" und nur
relativ selten Bahnen und Busse. Dabei
kamen, begünstigt durch die kostenlose
BVG-Benutzung, winterliche Straßenverhältnisse
und die Angst vor westlichem
Großstadtverkehr, rund 90% der
DDR-Bürger mit der BVG bzw. zu Fuß
und vereinzelt mit dem Fahrrad nach
Berlin (West) und nur rund 10% per
Auto.
Umso fataler wäre es, wenn jetzt alle in
der Diskussion befmdlichen neuen Straßenübergänge
und alle alten, scheinbar
längst begrabenen Straßenausbauprojekte
realisiert würden,während die
Bahnplaner mal wieder in den Startlöchern
stecken bleiben. Denn wenn nicht
bald weitere Sofortmaßnahmen bei
BVG und Reichsbahn nicht nur diskutiert,
sondern endlich realisiert werden,
dann werden DDR-Bürger und West-Berliner
spätestens im Frühjahr von der
überlasteten BVG auf das Auto abwandern.
IGEB
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