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Der „Stanislaw Moniuszko“ in Krzyż beim Rangieren der Kurswagen. Foto: Florian Müller |
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Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009
wurde der täglich verkehrende Nachtzug
448/449 Berlin—Warszawa (Warschau)
„Stanisław Moniuszko“ mit seinen direkten
Kurswagenverbindungen nach Kraków
(Krakau) und in die Dreistadt Gdańsk/Sopot/
Gdynia (Danzig/Zoppot/Gdingen) sowie
nach Kaliningrad (Königsberg/Preußen)
ersatzlos eingestellt. Der Hauptzuglauf
berührte auch die wichtige Handels- und
Messestadt Bydgoszcz (Bromberg) und die
UNESCO-Welterbestadt Toruń (Thorn).
Der erst im Dezember 2008 gestartete
Zug über die alte europäische Fernverkehrsmagistrale
der Ostbahn stellte eine interessante
Verbindung zwischen den Hauptstädten
an der Spree und an der Weichsel dar.
Reisende konnten den Zug in den Abendstunden
besteigen (Berlin-Gesundbrunnen
ab 20.48 Uhr und Warszawa Wschodnia ab
21.18 Uhr), um dann im „Nachtsprung“ ihr
Ziel am nächsten Morgen ausgeruht zu erreichen
(Warszawa Wschodnia an 8.27 Uhr
und Berlin-Gesundbrunnen ebenfalls an
8.27 Uhr). Die Führung des Zuges über die
Ostbahn ermöglichte zudem der nördlichen
Region der Wojewodschaft Lubuskie
mit dem Bahnknoten Kostrzyn und dem
wichtigen Zentrum Gorzów Wielkopolski einen
attraktiven Anschluss an die polnische
Hauptstadt sowie mit den Kurswagen eine
gute Verbindung zur Ostseeküste bzw. in die
Stadt Kraków, dem politischen und kulturellen
Zentrum Kleinpolens.
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Aus für den Kurswagen Kaliningrad-Berlin. Durch die Fahrplanlage ist Kaliningrad nun von Berlin aus per Bahn nur mit Umsteigen um 3Uhr nachts zu erreichen. Foto: Florian Müller |
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Das Ende des Nachtzuges kam überraschend.
So wurde noch Anfang Oktober
2009 von PKP Intercity verkündet, den Zug
von Berlin Zoologischer Garten über die modernisierte
Hauptstrecke Frankfurt (Oder)—
Poznań nach Warschau zu führen. Eine
Entscheidung, die aufgrund der hohen Trassenpreise
für diese Strecke sicherlich kontraproduktiv
war. Für Nachtzugreisende spielt
Geschwindigkeit eine untergeordnete Rolle,
solange sie ihr Ziel am frühen Vormittag erreichen,
um an Konferenzen teilzunehmen
oder zu touristischen Aktivitäten zu starten.
Gerade aufgrund der angespannten Wirtschaftssituation
darf die Preissensibilität
von Reisenden nicht unterschätzt werden.
Am 21. Oktober informierte die PKP Intercity
AG dann äußerst kurzfristig ihre
Geschäftspartner DB-Autozug und die
russische Staatsbahn RZD über die bevorstehende
Einstellung des Zuges mitsamt
den Kurswagenverbindungen zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2009. Pikant
an dieser Entscheidung: Der Entschluss
zur Einstellung erfolgte laut Information
der PKP aus ökonomischen Gründen. Die
PKP bemängelte, dass sie die Kosten des
internationalen Nachtzuges für den deutschen
Streckenabschnitt in kompletter
Höhe tragen muss. Doch war der mit unter
100 Kilometern relativ kurze deutsche Streckenabschnitt
wirklich so entscheidend
für die Wirtschaftlichkeit des kompletten
Zuglaufs?
Ein anderes Problem, welches zum Ende
des „Moniuszko“ mit beigetragen haben
dürfte, waren sicherlich die Fahrgastzahlen.
„Doch was kann man von einem erst
vor einem Jahr eingeführten und nicht beworbenen
Zugangebot überhaupt erwarten?“,
hinterfragt die Stadtpräsidentin von
Gorzów Wielkopolski, Frau Urszula Stolarska
kritisch. Im Gegensatz zur PKP sieht sie den
Auslastungsgrad von rund 60 Prozent ohne
jegliche Marketingmaßnahmen als Beweis
für den Erfolg und das Potenzial des Zuges.
Deshalb fordert sie dessen Wiedereinführung
über die Ostbahn und mahnt gleichzeitig
einen attraktiven Tarif an. Der Kritik
an der Einstellung des Nachtzuges schlossen
sich auch die Bürgermeister aus Kostrzyn
nad Odrą, Witnica, Santok, Drezdenko und
aus Krzyż Wielkopolski an.
Das durch die Gorzówer Stadtpräsidentin
angesprochene Problem der fehlenden
Werbung wurde auch bei der Flughafen
Berlin-Schönefeld GmbH erkannt. So nahm
diese bereits im vergangenen Sommer Kontakt
mit PKP Intercity auf mit dem Ziel, sich
an den Kosten für eine Vermarktung des
Nachtzuges zu beteiligen. Doch leider wurde
das Angebot dort ignoriert.
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Bild aus besseren Zeiten. Nach dem Eintreffen des ersten Zuges am 14. Dezember 2008 in Berlin-Lichtenberg präsentieren sich stolz (vlnr.) Bartlomiej Buczek (PKP Intercity S.A., Direktor der Region Nord), Urszula Stolarska (Stadtpräsidentin von Gorzów Wielkopolski) Karl-Heinz Boßan (IGOB-EWIV, Geschäftsführer) und Andrzej Chojecki (PKP PLK S.A. in Gorzów Wielkopolski, Direktor) vor dem Zug. Foto: tpb |
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Zu einem Skandal hat sich mit der plötzlichen
Einstellung des Nachtzuges die Verbindung
ins russische Kaliningrad entwickelt.
Wer aus Berlin die Pregelmetropole oder
das Kaliningrader Gebiet besuchen will, ist
seit dem Dezember-Fahrplanwechsel gezwungen,
in Poznań und Tczew umzusteigen.
Besonders die mehr als 7-stündige (!) Aufenthaltszeit
mitten in der Nacht in Poznań ist eine Frechheit gegenüber
den Fahrgästen. Doch wer sich als hartgesottener
Eisenbahnfreund über diese Verbindung auf den Weg
macht, kann sich nicht sicher sein, dass er sein Ziel
am nächsten Tag erreicht. Der Hintergrund: Zwar kann
man in den DBReisezentren eine durchgehende Fahrkarte
Berlin—Kaliningrad erwerben, jedoch
ist es in Deutschland bisher nicht möglich,
eine Platzbuchung für den reservierungspflichtigen
D 7 Tczew—Kaliningrad zu bekommen.
Dies geht nur vor Ort. Und wenn
der Zug dann ausgebucht sein sollte, bleibt
den Reisenden nur noch die Möglichkeit, ihr
Glück am nächsten Tag zu versuchen.
Nachdem PKP Intercity mit der kurzfristigen
Streichung des Nachtzuges „Stanislaw
Moniuszko“ und speziell der Kurswagenverbindung
nach Kaliningrad sowohl
im eigenen Land wie auch im Verkehr von
Deutschland zur russischen Enklave Kaliningrad
großen Ärger bei Fahrgästen und
Politikern angerichtet hatte, bemühte man
sich um einen halbherzigen Ausgleich. Zum
6. Januar 2010 wurde ein Schnellzug von
Kostrzyn über Gorzów Wielkopolski, Krzyż
und Poznań nach Warszawa eingerichtet.
Doch kann dieser nur an sechs Tagen in der
Woche verkehrende Zug überhaupt ein Ersatz
für die bisherige Nachtverbindung sein?
Der Berliner Fahrgastverband IGEB schließt
dies aus. Die Abfahrtszeit (Kostrzyn ab 3.47
Uhr, Gorzów Wlkp. ab 4.36 Uhr) und auch
die Ankunftszeit in Kostrzyn um 22.28 Uhr
sind unattraktiv, da Fahrgäste aus Deutschland
so keine Möglichkeit haben, diesen
Zug überhaupt zu nutzen. Und auch für die
polnischen Reisenden ist die sehr frühe Abfahrtszeit
unattraktiv.
Auch der Geschäftsführer der Europäischen
Interessengemeinschaft Eisenbahn
Berlin—Gorzów (IGOB-EWIV), Karl-Heinz
Boßan, lehnt den Ersatzzug ab und fordert
schnell konstruktive Gespräche zwischen
den beteiligten Bahnen sowie eine Einbindung
der von der Einstellung betroffenen
größeren Gebietskörperschaften mit dem
Ziel, den Zug schnellstmöglich wieder aufs
richtige Gleis zu setzen. (fdl) IGEB Fernverkehr
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