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Die Straßenbahn fährt in Berlin durch die Boom-Bezirke. Hier reichen die bisherigen Fahrzeuggrößen und Takte schon jetzt nicht aus. Dabei sind hier durch mehr Angebot noch erhebliche zusätzliche Fahrgastpotentiale zu aktivieren. Im Bild: M2 an einem Mittwoch um 19 Uhr 30. Foto: Holger Mertens |
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Wir haben im Moment in Berlin bezüglich
des öffentlichen Verkehrs die glückliche Situation,
dass wir aufgrund von Veränderungen
in der Stadt- und Bevölkerungsstruktur
in Teilen der Stadt (vor allem dort, wo die
Straßenbahn bereits fährt) eigentlich „nur“
ein gutes Angebot realisieren müssen – und
dann kommen auch die Fahrgäste regelrecht
scharenweise hinzu. Und zwar sogar
so stark, dass die Fahrgastzuwächse die
Mehraufwendungen erforderlicher Taktverdichtungen
mehr als kompensieren. Wenn
wir die Mehrnachfrage auch noch durch
größere Fahrzeuge auffangen können, dann
haben wir nur eine einmalige Ausgabe für
etwas teurere Fahrzeuge, aber 30 Jahre lang
Mehreinnahmen gegenüber dem Einsatz
kurzer Bahnen. Damit lässt sich die Wirtschaftlichkeit
des öffentlichen Verkehrs und
dabei insbesondere der Straßenbahn langfristig
sichern.
Diese neuen „Brot- und Butter-Strecken“
befinden sich in Berlin nun einmal vor allem
in Mitte, Friedrichshain, Prenzlauer Berg,
Weißensee und Pankow. Doch erstaunlicherweise
muss die BVG hier quasi „zum Jagen
getragen“ werden. Sie ist offensichtlich
nur eingeschränkt in der Lage, diesen Markt
als langfristige Einnahmequelle für sich zu
erkennen und durch entsprechende Angebote
zu reagieren. Warum dies so ist, bleibt
ein Raum für Spekulationen.
So wurden die jüngsten Taktverdichtungen
auf der M2 und 12 voll durch Fahrgastzuwächse
honoriert – und der Trend hält
weiter noch an. Inzwischen lassen sich gerade
auf der M2 permanente Saturierungseffekte
beobachten. Es sind nicht nur einzelne
Bahnen, die ab und an überfüllt sind, sondern
die hohe Auslastung zieht sich
über viele Stunden hin. Und dabei ist das
Wachstumspotenzial (das kann man anhand
der Bevölkerungsentwicklung recht genau
prognostizieren) noch bei weitem nicht ausgeschöpft.
Ähnliches lässt sich seit Jahren
schon auf einigen anderen Linien (u. a. M1,
M4, M6) beobachten. So ist es Standard, dass
Fahrgäste mit Kinderwagen am Rosenthaler
Platz nachmittags und am frühen Abend
nicht mehr in die M1 Richtung Pankow einsteigen
können.
Um dieses Potenzial sinnvoll für den ÖPNV
auszuschöpfen, braucht es dichte Takte und
ab einer bestimmten Nachfrage eben größere
Fahrzeuge. Und für Linien, wie die M2
werden kurze Flexity-Bahnen eben nicht
reichen, da die potenziellen Zuwächse der
nächsten Jahre weit größer sein werden, als
das (bescheidene) Zusatzplatzangebot der
neuen 30-Meter-Züge.
Dabei wird bei dieser Betrachtung nicht
einmal von einer Steigerung des Marktanteils
des ÖPNV ausgegangen, denn dafür
sind lange Bahnen erst recht zwingend erforderlich.
Wir haben im öffentlichen Verkehr
längst einen Wettbewerb, der auch
über bestimmte Mindestkomfortansprüche
ausgetragen wird. Und diese werden heute
auf etlichen Straßenbahnlinien (und nicht
nur dort) nicht mehr erreicht. Ralph Kretschmer, Protramberlin
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