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Blockierte Busspur in der Hardenbergstraße. Durch die Anordnung in Seitenlage werden die Busspuren regelmäßig als Ladespuren missbraucht. Abhilfe brächte eine Verlagerung auf die zweite Spur, wie beim Kurfürstendamm erfolgreich praktiziert. Foto: Marc Heller |
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Mit dem Sprechtag für die BVG-Busfahrgäste
wurden die Berliner Veranstaltungen der
26. Deutschen Schienenverkehrs-Wochen
am 1. Oktober 2009 abgeschlossen (siehe
Berichte in SIGNAL 5/2009). Auch zu diesem
Sprechtag kamen mehr Besucher als in den
Vorjahren. Offensichtlich hatte das Chaos
bei der Berliner S-Bahn allgemein das Interesse
am öffentlichen Nahverkehr in Berlin
gesteigert.
Im Omnibus-Betriebshof Müllerstraße
stellten sich ein weiteres Mal Johannes
Müller, BVG-Direktor Omnibus, und Helmut
Grätz, Abteilungsleiter Betriebsmanagement,
den Fragen der Busfahrgäste. Moderiert
wurde die Veranstaltung vom IGEBAbteilungsleiter
Artur Frenzel. Ein von der
BVG angebotener Imbiss wurde dankbar
angenommen und sorgte für angenehme
Atmosphäre.
Im Einführungsvortrag berichtete Herr
Müller über die Auswirkungen der S-Bahn-
Krise auf den BVG-Busverkehr. Es gab spürbaren
Fahrgastzuwachs, weshalb die BVG,
soweit möglich, auf den Metrolinien und
ausgewählten Stadtlinien, z. B. TXL und 167,
das Fahrplanangebot verdichtete.
Busbeschleunigung
weiterhin mangelhaft
Breiten Raum nahm das Thema Busbeschleunigung
ein – ein jährlich wiederkehrendes
und bis heute nicht zufriedenstellend
gelöstes Dauerthema. Als Fahrgast
nimmt man den Busverkehr nach wie vor als
langsam und als zeitlich unzuverlässig wahr.
Grund sind zum einen nicht regelmäßig
nutzbare Busspuren. Viele sind ständig zugeparkt,
andere durch Mitnutzung anderer
Verkehrsteilnehmer überbelegt. Auch die
erhebliche Zunahme des Fahrradverkehrs
spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle.
Polizei und Ordnungsämter sind, außer
bei einzelnen Schwerpunktaktionen, offensichtlich
nicht in der Lage, die verbotswidrige
Nutzung der Busspuren durch
nichtberechtigte Verkehrsteilnehmer zu
unterbinden. Abhilfe würde in vielen Fällen
eine Verlegung der Busspuren in die Straßenmitte
(Modell Straßenbahn) oder auf
den zweiten Fahrsteifen (Modell Ku‘damm)
schaffen. Derartige bauliche Veränderungen
benötigen aber Zeit, Geld und vor allem
den politischen Willen, den ÖPNV wirklich
beschleunigen zu wollen. Genau daran fehlt
es aber spätestens dann, wenn nachteilige
Auswirkungen auf den Autoverkehr befürchtet
werden – und seien sie auch noch
so gering.
Der zweite Grund für nur langsam vorankommende
Busse ist die nur sehr zögerlich
umgesetzte Qualitätssicherungsvereinbarung
zwischen dem Senat von Berlin und
der BVG. Ziel der Vereinbarung ist die Beeinflussung
von Ampeln (LSA) durch den
fahrenden Bus, um diesen dadurch zu beschleunigen.
Bei 662 LSA soll das bereits der
Fall sein, für das laufende Jahr sind weitere
100 Anlagen in Planung. Zielvorstellung sind
1200 bis 1300 beeinflussbare LSA bis zum
Jahr 2015. Das hört sich gut an, hat aber den
Haken, dass längst nicht alle Anlagen auch
funktionieren. So wird manchmal durch die
zuständige Verkehrsbehörde nach einer vorübergehenden
Abschaltung der Anlage (z. B.
wegen Bauarbeiten oder Großveranstaltungen)
„vergessen“, diese wieder in Betrieb zu
nehmen. Nicht nutzbare Sondersignale zur
Haltestellenausfahrt durch blockierende
Falschfahrer (z. B. Haupt-/Dominicusstraße
durch Rechtsabbieger auf der Busspur) und
die zurzeit überproportional hohe Anzahl
von Baustellen im Berliner Straßennetz tun
das Übrige, den Busfahrplan instabil zu machen.
Neuer Eindecker
Des Weiteren stellte Herr Müller den neuen
12-Meter Eindecker „Low-Entry-Bus“ vor. Im
Gegensatz zu den bisherigen Neubeschaffungen
weicht man hier (endlich) von der
teuren 100-Prozent-Niederflurtechnologie
ab. Der Wagen weist hinter der Mitteltür
einen durch zwei Stufen ansteigenden Wagenboden
aus mit dem Vorteil, dort ausschließlich
in Fahrtrichtung zeigende Sitze
anbieten zu können, während der Bereich
von vorn bis zur Fahrzeugmitte, inklusive
beider Einstiegstüren, weiterhin niederflurig
ist und mobilitätseingeschränkten Personen
einen bequemen Ein- und Ausstieg bietet.
In diesen Bussen kann der Motor liegend
im Fahrzeugheck (wie früher immer üblich)
angebracht werden. Betriebs- und Anschaffungskosten
werden dadurch günstiger. Als
erster Fahrzeugtyp der BVG erhalten die Wagen
ein neues Fahrgastinformationssystem
im inneren des Wagens über TFT-Bildschirme,
mit denen neben der aktuellen Haltestelle
auch eine Anzeige nachfolgender Haltestellen
möglich ist, ähnlich wie in Potsdam.
Eine Koppelung mit dem Daisy-System, um
Informationen über Anschlussbeziehungen
und Fahrzeiten geben zu können, ist geplant,
zurzeit allerdings noch nicht verfügbar.
Ein Überblick über Veränderungen zum
Fahrplanwechsel im Dezember 2009 rundeten
den Vortrag ab. Beispielsweise werden
sonnabends die Taktzeiten einiger Linien
den veränderten Einkaufszeiten angepasst.
So behalten die Linien X83 und 186 den
10-Minuten Takt eine Stunde länger bei.
Außerdem wird auf allen Berliner Buslinien
ein barrierefreier Betrieb angeboten. Einzige
Ausnahme ist und bleibt die Ausflugs-Linie
218, auf der weiterhin teilweise
historische Busse verkehren (siehe
auch SIGNAL-Artikel zum Fahrplanwechsel
auf Seite 21).
Fahrgäste nutzten Gelegenheit zum Fragen
Im zweiten Teil des Abends bestand
wieder die Möglichkeit, Fragen
zu stellen, wovon die Fahrgäste
reichlich Gebrauch machten.
Ein Auszug aus dem vielfältigen
Fragenkatalog:
Wird die derzeit genutzte gemeinsame Trasse Bus/Tram am S-Bahnhof Hohenschönhausen beibehalten?
Der Bus-Bereich möchte das sehr gerne. Es
gibt jedoch Widerstände aus dem Betriebsteil
Tram, der Behinderungen der Züge befürchtet.
Maßgeblich ist letztlich die Senatsverkehrsverwaltung.
Warum sind die Busfahrpläne so schlecht auf Anschlussbeziehungen zu den RE-Linien abgestimmt?
Anschlussbeziehungen werden in erster Linie
auf den S-Bahn-Fahrplan abgestimmt,
weil die Fahrten des Regionalverkehrs zu
selten sind, um dem Busverkehr als Taktgrundlage
zu dienen.
Kann die BVG nicht generell flexibler fahrplantechnisch reagieren, um erkannte Mängel in Umsteigebeziehungen schneller zu entschärfen?
Man versucht dieses ständig, z. B. bei kurzfristigen
Anpassungen beim S-Bahn-Chaos.
Allerdings sind Änderungen im Dienstplan
generell mitbestimmungspflichtig. Das
muss drei Wochen vor den Änderungen
erfolgen und ist daher oft nicht kurzfristig
möglich.
Warum kam es in kurzer Frist zu drei
Bränden in BVG-Bussen?
Nur zwei der Ereignisse waren Fahrzeugbrände.
Im dritten Fall kam es lediglich zu
starker Rauchentwicklung in einem Doppelstock
Bus der Reihe DN95, der durch einen
Fehler am Turbolader verursacht wurde.
Eine Brandentwicklung blieb in diesem
Fall aber aus. In den anderen Fällen waren
Busse vom Typ Citaro einer bestimmten
Unterbaureihe betroffen. In einem Fall war
eine Kompressorleitung dicht, es kam zu
einer Entzündung im Motorraum durch austretenden
extrem heißen Funkenflug. Der
dritte Fall ist bislang nicht eindeutig geklärt,
man geht von einer Entzündung im Bereich
der Auspuffanlage aus. Alle Fehler wurden
behoben und werden als nicht wiederholbare
Einzelfälle diagnostiziert. Die Wartung
wurde in keinem Falle vernachlässigt.
An einem Fallbeispiel wird unkorrektes
Verhalten von BVG-Personal gegenüber
Rollstuhlfahrern gerügt. Erhält das Fahrpersonal
keine entsprechenden Schulungen?
Die BVG ist dabei, entsprechende Schulungen
durchzuführen. Es gibt Weiterbildungskurse
mit praxisnahen Rollenspielen für
Fahrdienstmitarbeiter. Eine Teilnahme an
solchen Schulungsmaßnahmen ist künftig
Teil der Standardausbildung.
Warum ist es in Bussen mal zu heiß oder
auch mal viel zu kalt? Kann jeder Busfahrer
die Klimaanlage nach eigenem Ermessen
temperieren?
Bei allen laufenden und künftigen Neuanschaffungen
ist die Klimaanlage auf drei
Grad unter der bestehenden Außentemperatur
fest programmiert. Der Fahrer hat nur
die Möglichkeit, die Anlage entweder einoder
auszuschalten.
Erfrischend waren sowohl die durch Sachkunde
geprägten Fragen aus dem Publikum
als auch die gleichermaßen kompetenten
Antworten der Herren Müller und Graetz.
Zum Dank für den interessanten Abend und
geprägt von der Hoffnung, dass wenigstens
das eine oder andere Ärgernis zeitnah beseitigt
wird, ging der Abend mit Beifall für die
Gastgeber zu Ende. (kju) IGEB Stadtverkehr
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