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Im Frühjahr 2011 wird die Straßenbahnneubaustecke in die Wissenschaftsstadt Adlershof endlich fertig. Dann muss mithilfe der einbehaltenen S-Bahn-Gelder sofort mit der Verlängerung zum Bahnhof Schöneweide begonnen werden. Foto: Frank Lammers |
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So schmerzhaft die S-Bahn-Krise für die Fahrgäste war und teilweise noch
ist, so groß sind die Chancen, die sich aus den einbehaltenen S-Bahn-Geldern
ergeben. Der Berliner Senat will sie richtigerweise zum Nutzen der
Fahrgäste einsetzen. Doch durch den uralten Berliner Fehler, keine Vorratsplanungen
zu machen, werden viele der 2009 einbehaltenen 37 Millionen
Euro für Pflichtaufgaben verwendet, die aus dem Landeshaushalt hätten
finanziert werden müssen. Aus dem Jahr 2010 werden voraussichtlich sogar
bis zu 50 Millionen Euro einbehaltene S-Bahn-Gelder zur Verfügung stehen.
Deshalb muss sofort mit den Projektplanungen für 2010 begonnen werden.
Den wiederholten Bekenntnissen von Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-
Reyer zur Straßenbahn können und müssen nun endlich Taten folgen.
„Die vom Senat 2009 von der S-Bahn aufgrund
nicht erbrachter Leistungen und mangelhafter
Qualität des S-Bahn-Verkehrs einbehaltenen
Gelder in Höhe von 37 Millionen Euro
werden jetzt gezielt in verschiedene Bereiche
des ÖPNV investiert und für die Verbesserung
des Berliner Nahverkehrs eingesetzt“, meldete
die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
am 16. April 2010 und zitierte Senatorin
Ingeborg Junge-Reyer: „Wir haben bei der
Auswahl der Maßnahmen besonderen Wert
darauf gelegt, dass sie einen direkten Nutzen
für die Kunden haben.“
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Auszug aus der Antwort des Berliner Senats vom 29. April 2010 auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling. |
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Das unterstützt der Berliner Fahrgastverband
IGEB ausdrücklich, doch die Freude wird
geschmälert, wenn man die Ende April auf
eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia
Hämmerling mitgeteilte Maßnahmenliste
betrachtet (Ds 16/14225). Sie enthält viele
Projekte, die aus dem regulären Haushalt hätten
finanziert werden müssen, z. B. die 1 Mio.
Euro Gutachtermittel zur Vorbereitung der
Teilausschreibung der S-Bahn, die 4 Mio. Euro
für die Instandsetzung der U-Bahn-Werkstatt
Friedrichsfelde und die 6,5 Mio. Euro zur Ertüchtigung
von U-Bahn-Großprofil-Fahrzeugen
(siehe Tabelle rechts).
Doch inzwischen ist das Jahr 2010 fortgeschritten
und am Ende muss man froh sein,
wenn überhaupt alle Mittel gesetzeskonform,
also für öffentlichen Verkehr, ausgegeben
werden.
2010 behält Berlin bis zu 50 Mio. Euro ein
Zugleich zeichnet sich ab, dass durch die
Nachverhandlungen zum S-Bahn-Vertrag
dem Land Berlin aus dem Jahr 2010 sogar bis
zu 50 Millionen Euro von der S-Bahn einbehaltene
Gelder zur Verfügung stehen könnten.
Denn nun können bei Qualitätsmängeln 16
statt bisher 5 Prozent des Gesamtbetrags einbehalten
werden. Zusätzlich gibt es Abzüge
durch zu kurze oder gar nicht gefahrene Züge.
Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband
IGEB die Senatsverkehrsverwaltung auf,
umgehend mit Planungen für 2011 zu beginnen,
damit dann nicht wieder Maßnahmen
finanziert werden, die aus dem Landeshaushalt
zu bezahlen wären, sondern Maßnahmen
mit einem Zusatznutzen für die durch
die S-Bahn-Krise geschädigten Berliner Fahrgäste.
Oberste Priorität müssen hierbei der
Ausbau des Straßenbahnnetzes und der Kauf
langer Straßenbahnfahrzeuge haben.
Straßenbahnnetz ausbauen!
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Wieder füllt sich die Kasse des Landes Berlin. Defekte Türen bei einem Zug der Baureihe 480 führten am Abend des 21. August zu gravierenden Störungen im S-Bahn-Verkehr auf dem Ring – im Bild der S-Bahnhof Sonnenallee. Foto: Marc Heller |
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Am weitesten vorangeschritten ist der Planungsvorlauf
bei der Straßenbahndurchbindung
von Adlershof zum Bahnhof Schöneweide.
Im Frühjahr 2011 wird der Abschnitt vom
S-Bahnhof Adlershof in die Wissenschaftsstadt
fertig gestellt. Bei dieser Inbetriebnahme
muss sofort der Startschuss zur Verlängerung
nach Schöneweide gegeben werden.
Dass der Bedarf dafür vorhanden ist, kann angesichts
der ständigen Erfolgsmeldungen des
Senats zu Adlershof nicht länger bezweifelt
werden. So schrieb die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung im Juli unter der Überschrift
„Adlershof boomt – Neue Ansiedlungserfolge“,
dass dort inzwischen über 800 Unternehmen
mit 14 000 Beschäftigten ihren Sitz haben.
Vor allem in Adlershof, aber auch bei
den anderen vom Senat selbst definierten
„Leuchtturmprojekten“, den Neubaustrecken
vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz
und vom Nordbahnhof über den Hauptbahnhof
zur Turmstraße, können mithilfe der
S-Bahn-Gelder diverse Baumaßnahmen auch
schon vor Abschluss der Planfeststellung erfolgen
– siehe die Gleise auf Leipziger Straße
und Oberbaumbrücke.
Lange Straßenbahnzüge bestellen!
Als Folge der S-Bahn-Krise musste auch die
Straßenbahn zusätzliche Fahrgäste transportieren,
obwohl schon zuvor auf vielen
Metrolinien im Berufsverkehr eine drangvolle
Enge herrschte. Insbesondere auf den
zum Alexanderplatz führenden Metrolinien
M 2, M 4, M 5 und M 6 sowie auf der M 8
und M 10 ist nach den Fahrgastzuwächsen
der letzten Jahre eine Kapazitätsausweitung
dringend geboten.
Hinzu kommt, dass auf einem großen Teil
des Straßenbahnnetzes aufgrund der Bevölkerungsentwicklung
im Umfeld mit weiteren
Fahrgastzuwächsen zu rechnen ist.
Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband
IGEB seit der Entscheidung für die
Bestellung von 99 neuen Straßenbahnfahrzeuge
vom Typ „Flexity Berlin“ im Sommer
2009 immer wieder, dass die BVG 40 m lange
Bahnen kaufen soll. Kürzere Fahrzeuge
hat sie ausreichend.
Der am 1. September 2009 zwischen BVG
und Bombardier Transportation unterzeichnete
Vertrag sieht vor, dass die ersten 13
Fahrzeuge 2011 ausgeliefert werden und
40 m lang sind. Aber von den weiteren 86
Fahrzeugen sollen nur noch 27 in der 40 m
langen Version gebaut werden. Das kann
aber gemäß Vertrag noch korrigiert werden.
Und es muss korrigiert werden – mithilfe der
einbehaltenen S-Bahn-Gelder.
Jahrelang hat der Berliner Senat auf die
IGEB-Forderungen nach Ausbau des Straßenbahnnetzes
und Anschaffung neuer
langer Straßenbahnfahrzeuge entgegnet,
das sei zwar richtig und wichtig, aber leider
fehle das Geld. Nun stehen viele Millionen
Euro zur Verfügung und müssen genau dafür
ausgegeben werden. Zwar werden in
den Folgejahren hoffentlich nicht noch einmal
so hohe Beträge einbehalten werden,
wie 2009 und 2010. Aber mehrere Millionen
Euro werden es mit Sicherheit sein. Denn
aufgrund des knappen Fahrzeugparks von
nur noch 630 Viertelzügen (bestehend aus
je zwei Wagen) und der häufigen Werkstattaufenthalte
wird es der S-Bahn GmbH bis
zur Beschaffung von neuen Fahrzeugen an keinem Tag gelingen, die vertraglich
vereinbarten 562 Viertelzüge – ab BBI-Eröffnung sind sogar 575
vereinbart – in den Verkehr zu bringen. Damit sind Millionen-Einbehalte
aufgrund nicht erbrachter Verkehrsleistungen bis 2017 (leider) garantiert.
Brandenburg stopft Haushaltslöcher
Auch wenn nur ein kleiner Teil der S-Bahn-Leistungen auf das Land Brandenburg
entfallen, wurden 2009 dennoch fast 3 Millionen Euro einbehalten.
Das waren fast 10 Prozent der brandenburgischen Bestellgelder für
die S-Bahn. Aus 2010 und den Folgejahren wird zwar deutlich weniger zur
Verfügung stehen, dennoch könnten es bis 2017 insgesamt einige Millionen
werden. Zurzeit werden Teltow Stadt und der Flughafen Schönefeld
nur im 20-Minuten-Takt angefahren, obwohl ein 10-Minuten-Takt bestellt
ist. Und auf allen nach Brandenburg führenden S-Bahn-Linien werden
durchgehend oder zeitweise (S3, S5) kürzere Züge gefahren, als im Regelverkehr
vorgesehen.
Umso ärgerlicher ist, dass das Land seine Gelder ausschließlich zum Stopfen
von Haushaltslöchern einsetzt. Die Finanzierung des „Mobilitätstickets“
für finanzschwache Fahrgäste ist zwar kein Gesetzesverstoß, kommt aber
nur sehr wenigen von der S-Bahn-Krise geschädigten Fahrgästen zugute
und führt zu keiner nachhaltigen Verbesserung des öffentlichen Verkehrs
in Brandenburg. Es wird höchste Zeit, dass es über diese Politik endlich
eine öffentliche Diskussion gibt – nicht zuletzt im Landtag. Berliner Fahrgastverband IGEB
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