|
Bahnhof Strausberg, Gleisseite. Durch das Verputzen zu DDR-Zeiten und die jetztige Wärmedämmung ging das historische Erscheinungsbild mit dem Sichtmauerwerk leider verloren. Fotos: Foto: Frank Lammers (20.11.2010) |
|
Bahnhof Strausberg, Gleisseite, als Postkartenmotiv, versendet im Juli 1918. Sammlung Frank Lammers |
|
Bahnhof Strausberg, Stadtseite, nach der Sanierung. Foto: Frank Lammers (20.11.2010) |
|
Während die Bahnsteigüberdachung bereits
1999 erneuert und das Dach des Empfangsgebäudes
2001 neu gedeckt worden
war, begannen Ende April 2010 die Bauarbeiten
zur energetischen Sanierung des
Gebäudes, nach deren Abschluss man nun
Energieeinsparungen bis zu 35 Prozent erwartet.
Von den Kosten in Höhe von 468 000 Euro
wurden 310 000 Euro aus dem Konjunkturprogramm
der Bundesregierung finanziert. Der
Rest waren Eigenmittel von DB Station&Service.
Die Fassade wurde mit einem Wärmedämmsystem
verkleidet und neu verputzt sowie farblich
neu gestaltet, die Kellerdecke wurde unterseitig
gedämmt. Das Gebäude erhielt neue Türen
und Fenster. Einen sehr gelungenen Eindruck
macht die Bahnhofshalle, welche sich noch Anfang
2010 durch Vandalismus in einem beklagenswerten
Zustand befand.
Auch die Treppe am Haupteingang wurde
erneuert, jedoch musste diese schon kurze
Zeit nach der offiziellen Übergabe wegen
Baumängeln aus Sicherheitsgründen wieder
gesperrt werden. Inzwischen können
Fahrgäste die Halle zwar
von der Gleisseite betreten, aber leider nur zu für
die Fahrgäste nicht nachvollziehbaren
Zeiten.
Unverständlich ist, warum
der Zugang von der
Stadtseite zur Bahnhofshalle
und den Gewerberäumen
nicht barrierefrei
ausgeführt wurde.
Es ist zu hoffen, dass
sich bald weitere Mieter
für die Räume im Bahnhof finden. Neben
drei Gewerbeeinheiten mit Zugang von der
Bahnhofshalle
sind derzeit noch weitere
Büroräume im Gebäude zu vermieten.
Zur Geschichte: Im Jahr 1867 wurde die
Bahnstrecke der Königlichen Ostbahn zwischen
Berlin und Gusow eröffnet, damit entfiel mit dem
bereits 1866 fertiggestellten Abschnitt Gusow—Küstrin der
Umweg über Frankfurt (Oder) in Richtung Bromberg, Danzig,
Königsberg/Preußen und Eydtkuhnen.
Während dieser Zeit entstanden zwischen Spree
und Oder neben Strausberg auch weitere Zwischenstationen wie Neuenhagen,
Dahmsdorf (heute Müncheberg) und Trebnitz.
Das Strausberger Bahnhofsgebäude wurde
im selben Stil wie das nur zehn Kilometer
entfernte Empfangsgebäude von Neuenhagen
(der noch erhaltene Teil wurde 2009
abgerissen) errichtet; ebenso entstanden
beide als dreiteilige Baukörper. Das Strausberger
Empfangsgebäude wirkte aber mit seinen vier Fensterachsen
und dem seitlichen Treppenhaus an der Straßenfront
sowie der Loggia an der Gleisseite deutlich graziler.
1899 entstand als Reaktion auf Fahrgaststeigerungen
nach der Einführung des preiswerten
Vororttarifs (1891) und der Eröffnung der
Strausberger Eisenbahn
(1893) sowie der Bahnstrecke nach Herzfelde
(1896) auf der Westseite ein großer
traufständiger Anbau für den Wartesaal
der 3. Klasse. Hier befindet sich heute der
DB-Service-Store, wo neben Fahrkarten
auch Artikel des Reisebedarfs angeboten
werden. Ein weiterer nur einstöckiger Anbau,
welcher sich harmonisch östlich an das
alte Empfangsgebäude angliederte, wurde
nach 1900 errichtet, hier waren weitere
Diensträume untergebracht. Leider wurde
dieser im Zuge der Sanierung des Hauptgebäudes
2010 abgerissen.
Den 2. Weltkrieg überstand das Bahnhofsgebäude
ohne größere Schäden. Zu DDRZeiten
wurde das sichtbare Mauerwerk mit
Ausnahme des östlichen Anbaus überputzt,
der einheitliche Eindruck des Gebäudes ging
durch die Verwendung unterschiedlicher
Farben beim Putz aber verloren. Ob anlässlich
dieser Arbeiten auch die Schnitzereien
in den Giebelbereichen entfernt wurden, ist
nicht bekannt.
Auch wenn der einheitliche Eindruck des
Gebäudes nach Abschluss der Sanierung
durch Verwendung ansprechender Farben
wieder hergestellt wurde, so sind durch die
großzügige „Verpackung“ wichtige architektonische
Gliederungen der Fassade wie beispielsweise
die betonten Brüstungsfelder
unterhalb der Fenster verloren gegangen
und nun nur noch durch farbliche Gestaltung
angedeutet. Die umlaufenden Gesimsbänder
und die Brüstung der Loggia wurden
stark vereinfacht. (fdl)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
|