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Bei der S-Bahn kommt die Zukunft etwas später: So hätten Echtzeitinformationen schon seit Jahren für die Berliner S-Bahn zur Verfügung stehen müssen! Bei DB Regio und Fernverkehr (m.bahn.de) sowie bei BVG Bus und Straßenbahn (mobil.bvg.de) ist das schon lange Realität. Abbildung/Montage: Holger Mertens |
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Die Fahrgäste der Berliner S-Bahn warten seit Jahren auf zeitnahe Informationen
über Verspätungen und Zugausfälle – und werden seit Jahren vertröstet. Noch immer
gibt es auf vielen S-Bahnhöfen nur Blechschilder statt der erforderlichen dynamischen
Zugzielanzeiger. Und noch immer sind die Echtzeitdaten der S-Bahn für die
Fahrgäste nicht per Internet zugänglich.
Gerade in größter Not wären diese Informationen
für jeden Fahrgast mehr als
hilfreich. Doch bereits der 2009 abgelöste
S-Bahn-Chef Tobias Heinemann hatte sein
Versprechen, man werde die Echtzeitdaten,
die bei der S-Bahn ja existieren, innerhalb
der nächsten Monate der Öffentlichkeit zugänglich
machen, nicht gehalten. Und auch
jetzt, fast zwei Jahre später, hat sich an diesem
Missstand nichts geändert. Die Gründe
bleiben im Dunkeln. Die DB spricht von einer
Datenschnittstelle, an der angeblich seit
Jahren programmiert wird, die aber nicht
zuverlässig funktioniere. Und deren Fertigstellung
sich regelmäßig um ein halbes Jahr
verschiebt.
Nachvollziehbar ist diese Verzögerung
keinesfalls. Die Daten existieren. Aufsichten
und die Betriebsleitung können auf den sogenannten
Streckenmonitoren genau verfolgen,
wo sich ein Zug derzeit befindet. Diese
Daten müssen nun nur noch ihren Weg
ins Reisenden-Informations-System (RIS) der
Bahn finden, von dem aus Zugzielanzeiger
und die Internetauskunft gespeist werden.
An den nicht gerade wenigen Chaos-Tagen
bei der Berliner S-Bahn hätte beispielsweise
die Information, dass die S-Bahn an
„meinem“ Bahnhof erst in einer halben Stunde
kommt, vielen der betroffenen Fahrgäste
sehr geholfen. Denn mit solch einer Information
bleibt man nicht hoffnungsvoll auf dem
eiskalten Bahnsteig stehen, sondern sucht
sich Alternativen – sei es der Umstieg auf
die BVG oder der Besuch des Cafes nebenan.
Genervt von den Zuständen bei der
Berliner S-Bahn haben einige angehende
Potsdamer Medieninformatiker das Portal
zugausfall.de eingerichtet. Leute, die mit
der S-Bahn unterwegs sind, gehen per Mobiltelefon
auf diese Seite und melden, ähnlich
wie bei Twitter, ihre Zugverspätung. Die
läuft dann auf der Seite als Meldung für alle
durch. Im Grunde ist die Seite für die Fahrgastinformation
wertlos, da sie nur über
Zugverspätungen der Vergangenheit informieren
kann und ansonsten nur hübsch
aussieht. Was sie jedoch zeigt, ist, dass die
Veröffentlichung von Echtzeitdaten schon
jetzt möglich ist, wenn man nur die nötige
Arbeitskraft einsetzt.
Wenn die S-Bahn es tatsächlich ernst
meinte mit ihren Versprechungen, alles was
zum Wohle der Fahrgäste möglich ist, auch
umzusetzen, dann könnte sie etwa zehn
Bildschirmarbeitsplätze schaffen, etwa für
jede Linie einen, und dort Leute hinsetzen,
die die Informationen vom Streckenmonitor
in die bereits existierende Datenbank des
DB RIS übertragen. Damit könnte die S-Bahn
bereits innerhalb von wenigen Tagen Echtzeitdaten
im Internet und demnach auch auf
jedem Bahnhof anbieten.
Die Arbeitsplätze wären einfach: ein Rechner
und zwei Monitore – auf dem einen der
Streckenmonitor, auf dem anderen die Eingabemaske
fürs DB RIS. Jeder beobachtet
eine Linie und überträgt per Hand die Informationen
zu jedem Zug in dem Moment,
in dem sie passieren. Sie sollten zusätzlich
per Kopfhörer den Betriebsfunk der S-Bahn
mithören, um sofort Informationen wie „Die
S 9 endet bis auf Weiteres in Treptower Park“
sofort übertragen zu können – in dem Moment,
in dem diese Entscheidung getroffen
wird.
Zehn Arbeitsplätze für zehn Linien oder Liniengruppen
im Drei-Schicht-System wären
vier Personen je Linie, macht etwa 40 bis 50
mit dieser doch recht einfachen Tätigkeit zu
beauftragende Mitarbeiter.
Berlins Verkehrssenatorin Ingeborg
Junge-Reyer hat im letzten Winter bessere
Fahrgastinformation besonders bei Störungen
gefordert. Die S-Bahn hat dies zugesagt.
Geld solle angeblich keine Rolle spielen.
Stimmt dies, so ist die beschriebene Lösung
unverzüglich umzusetzen und so lange zu
betreiben, bis sie vom lange versprochenen
automatischen System abgelöst werden
kann. (hm) IGEB Fahrgastbelange
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