Das Jahr 2010 begann mit einer Katastrophe
für die Münchner Fahrgäste. Am Stachus in
München brachen am 3. Januar 2010 die
Schienen der Trambahn an einer wichtigen
Weichenverbindung. Dadurch wurden
die zwei Trambahnlinien 19 und 27 unterbrochen.
Zwar konnte eine Linie mit einem
provisorisch eingebauten Gleisstück wieder
den Betrieb aufnehmen, aber die gesamte
Weichenkonstruktion musste durch eine
Neuanfertigung ersetzt werden. Diese
wurde erst in den Osterferien eingebaut. Es
wird vermutet, dass dem neuen Hersteller
der gebrochenen Gleiskonstruktion Fehler
unterlaufen sind.
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Während der U-Bahn-Bau im Stadtgebiet von München 2010 abgeschlossen wurde, soll das Trambahnnetz weiter ausgebaut werden. Im Dezember 2009 war die neue Linie 23 von Münchner Freiheit (im Bild) nach Schwabing-Nord in Betrieb genommen worden. Foto: Johann Hartl |
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Vom Münchner Stadtrat wurden die Weichen
am 27. Januar richtig gestellt. In einem
Grundsatzbeschluss beauftragte er die
Stadtverwaltung mit den Planungen für die
Trambahn-Westtangente. Schon seit 1986
ist diese Linie in den Plänen zum Ausbau
der Münchner Straßenbahn enthalten. Einstimmig
wurde sie auch 1991 im Beschluss
des Stadtrates zum Erhalt und Ausbau der
Trambahn beschlossen. Derzeit sind einige
Stadträte noch nicht vom Sinn dieses Projektes
überzeugt. Aber die Fahrgäste brauchen
diese Tangente dringend. Die Linie wird vom
Romanplatz über die Fürstenrieder Straße
bis zum U-Bahnhof Aidenbachstraße oder
sogar bis zur S-Bahn führen.
Am 27. April konnte der Münchner Verkehrs-
und Tarifverbund (MVV) für das Jahr
2009 mit 619,8 Millionen Fahrgästen erneut
ein Rekordergebnis
melden. Die Fahrgastzahlen
stiegen gegenüber dem Vorjahr um
0,35 Prozent – für das wirtschaftliche Krisenjahr
2009 kein schlechtes Ergebnis.
Bewährt hat sich der „Schienenersatzverkehr
mit Taxen“ auf gestörten Trambahnlinien.
Seit dem 1. Mai 2010 wird den Fahrgästen
ein Weiterkommen im Regelbetrieb
angeboten. 170 Mal mussten die Mitarbeiter
des Betriebszentrums der Münchner Verkehrsgesellschaft
(MVG) ein Taxi rufen – für
jeden Falschparker ein teurer Spaß.
Mit viel Pomp und Getöse wurde am
17. Mai der erste erneuerte Trambahnzug der
Baureihe R 2.2 der Öffentlichkeit vorgestellt.
50 Züge sollten umgebaut werden. Die ersten
beiden Exemplare stehen leider immer
noch nutzlos im Betriebshof der MVG herum.
Sie haben nämlich keine Zulassung durch die
Technische Aufsichtsbehörde erhalten. Es
bleibt sowieso fraglich, ob
das Geld für einen solchen
Umbau gut angelegt ist,
denn die Fahrzeuge sind
für München auch nach
dem Umbau von Sitzplätzen
in Stehplätze zu klein.
Spatenstich für Trambahn-Neubaustrecke
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Süddeutsche Zeitung, 9. Dez. 2010 |
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Am 21. Mai 2010 konnte
der Münchner Oberbürgermeister
Christian Ude
unter dem Jubel der Fahrgäste und zahlreicher
Bürgervertreter mit einem schwungvollen
Spatenstich das Startsignal zum Neubau
der Trambahn nach St. Emmeram geben. Die
über 4 Kilometer lange Neubaustrecke verläuft
von der bestehenden Trambahnendhaltestelle
Effnerplatz unter dem 52,5 Meter
hohen Kunstbauwerk „Mae West“ hindurch
zur Effnerstraße. Von dort geht es weiter
durch die Englschalkinger Straße und die Cosimastraße
in Richtung Oberföhring. Leider
ist es den Stadtwerken nicht gelungen, den
ursprünglich für das Frühjahr 2011 vorgesehenen
Eröffnungstermin einzuhalten. Nun
hoffen alle, dass die Trambahn wenigstens
zum Ende der Sommerferien 2011 fertig sein
wird.
Am 31. Mai bewies ein junger Mann Zivilcourage
und rettete einem Betrunkenen, der
ins S-Bahn-Gleis gefallen war, das Leben. Mit
großer Umsicht versicherte er sich, dass sich
kein Zug näherte, schickte andere Fahrgäste
sowohl zur Aufsicht als auch an den Tunnelmund,
um das Personal auf die Situation aufmerksam
zu machen, und zog den Mann in
den Fluchtraum unter dem Bahnsteig.
Am 31. Mai bewies ein junger Mann Zivilcourage
und rettete einem Betrunkenen, der
ins S-Bahn-Gleis gefallen war, das Leben. Mit
großer Umsicht versicherte er sich, dass sich
kein Zug näherte, schickte andere Fahrgäste
sowohl zur Aufsicht als auch an den Tunnelmund,
um das Personal auf die Situation aufmerksam
zu machen, und zog den Mann in
den Fluchtraum unter dem Bahnsteig.
Neue Trambahn-Fahrzeuge dürfen
nicht fahren
Seit dem 19. Juli 2010 sind die modernsten
Münchner Trambahnen abgestellt. Die von
der Technischen Aufsichtsbehörde festgestellten
Mängel erzwangen diesen Schritt.
Der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG)
ist es nicht gelungen, alle erforderlichen Unterlagen
vorzulegen. Die Fahrgäste müssen
seither auf vier große Trambahnzüge verzichten.
Millionenwerte stehen ungenutzt
im Betriebshof umher.
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Neuer U-Bahnhof Moosach auf der U 3. Mit der Verlängerung der U 3 nach Moosach erhielt München im Dezember 2010 seinen 100. U-Bahnhof. Die ersten Stationen waren 1972 zu den Olympischen Spielen eröffnet worden. Foto: Johann Hartl |
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Kein leuchtendes Beispiel rot-grüner Verkehrspolitik
konnten die zahlreichen Zuschauer
am 28. Juli im Münchner Stadtrat
erleben. Gegen den Widerstand der CSUFraktion
beschlossen die Stadträte einen
Kahlschlag im Moosacher Metrobusnetz.
Nicht nur die durch den U-Bahn-Bau überflüssige
Metrobuslinie 51 soll eingestellt
werden, sondern auch die Metrobuslinie
50 zwischen Lassallestraße und dem Bahnhof
Moosach. Damit wird ein ganzes Stadtquartier
vom Linienverkehr abgeschnitten.
Besonders negativ trat bei dieser Entscheidung
der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander
Reissl in Erscheinung. Obwohl er früher
in dem betroffenen Quartier aufgewachsen
ist und die Bürger auf seine Hilfe vertrauten,
unterstützte er vehement die Stillegungsbemühungen
der MVG.
Etliche Fahrgäste feierten am 12. August
das 100-Jährige Bestehen der Trambahnlinie
25 nach Grünwald. Die Gemeinde Grünwald
und die Münchner Volkshochschule würdigten
das Ereignis mit einem Vortrag und
einer beachtenswerten Ausstellung. Nur der
Verkehrsbetrieb, die MVG, konnte sich nicht
zu einer Feier durchringen, da die Verhandlungen
über die weitere Finanzierung dieser
Linie immer noch nicht abgeschlossen sind.
GDL streikt, Verdi gelingt Tarifabschluss
ohne Arbeitskampf
Am 10. September legte das bei der Gewerkschaft
Deutscher Lokomotivführer
(GDL) organisierte Fahrpersonal der Münchner
Verkehrsgesellschaft (MVG) die Arbeit
nieder. In der Folge kam es zu grotesken
Zuständen. Anfänglich leugneten die Verantwortlichen
des Verkehrsunternehmens
jede Auswirkung des Streiks, um dann kurz
darauf ein Notprogramm einzuführen. Mit
diesem Notprogramm fuhren wesentlich
weniger Fahrzeuge, und insbesondere der
Nachtlinienverkehr wurde eingestellt. Die
Fahrgäste mussten also unter Streikfolgen
leiden, obwohl gar nicht gestreikt wurde.
Auch die mit dem Notfahrplan versprochene
Pünktlichkeit der Fahrzeuge stellte sich
nicht ein. Auch das Münchner Oktoberfest
wurde erstmalig von den Streikfolgen getroffen.
Die Unzufriedenheit des Fahrpersonals
wurde durch die völlig überhöhten
Gehälter der Geschäftsführer verstärkt. Der
Gewerkschaft Verdi ist ein Tarifabschluss
ohne Arbeitskampfmaßnahmen gelungen.
Dies verdiente den Respekt der Fahrgäste.
Nachdem die Arbeitgeber Verhandlungen
zu den Arbeitszeiten zusagten, wurde auch
von der GDL der Streik beendet.
Auf jahrelange Forderungen der Fahrgastverbände
reagierte die Münchner Verkehrsgesellschaft
am 23. September 2010
mit einer „Angebotsoffensive“, die bis 2020
reichen soll. Bei der U-Bahn will die MVG
im Berufsverkehr einen Zwei-Minuten-Takt
auf besonders stark frequentierten Streckenabschnitten
der U 2 und U 6 realisieren
und damit die Spitzenkapazität um bis zu
34 Prozent steigern. Bei der Trambahn wird
der längst überfällige 6-Minuten-Takt auf
der Durchmesserlinie 27 eingeführt, allerdings
soll diese Linie künftig am Sendlinger
Tor enden. Der Bus wird der Nachfrage angepasst.
Damit ergibt sich bis 2018 ein mageres
Wachstum von lediglich fünf Prozent.
MVG-Alleingang mit unzulänglichen
Fahrscheinautomaten
Während bei der S-Bahn im Verlauf des
Jahres 2010 neue Fahrscheinautomaten aufgestellt
wurden, die sowohl Fernverkehrsfahrkarten
wie auch Zeitkarten ausgeben
können, stellte die MVG am 27. Oktober
eine neue Generation von
Ticket-Automaten vor, die
eine gänzlich andere Bedienoberfläche
haben und auch wieder keine
Zeitkarten ausgeben. Bis
Ende 2012 wird die MVG
fast jeden zweiten stationären
Automaten durch
ein neues Gerät ersetzen.
Insgesamt werden 292
neue Geräte aufgestellt,
die nicht mit den anderen
Verkehrsunternehmen
oder der Verbundgesellschaft
abgestimmt sind.
Der Bayerische Verkehrsminister Martin
Zeil hat am 10. November die Deutsche
Bahn mit der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens
für die Verlängerung der
S 7 von Wolfratshausen nach Geretsried beauftragt
(vgl. SIGNAL 6/2010). Damit kann
nun in einem rechtsstaatlichen Verfahren
geprüft werden, ob die Forderung nach einem
Ersatz des Bahnübergangs in Wolfratshausen
durch eine Unterführung berechtigt
ist. Die Verlängerung der S-Bahn wird
von den Fahrgästen in Geretsried dringend
gewünscht.
Neue Fahrzeuge für die U-Bahn
Die größte Fahrzeugbestellung in der Geschichte
der Münchner U-Bahn gaben die
Stadtwerke München (SWM) am 12. November
2010 bekannt. Sie ordern zunächst
21 sechsteilige Gliederzüge, das entspricht
126 Wagen, für das U-Bahn-Netz der MVG.
Das Investitionsvolumen liegt bei rund
185 Millionen Euro. Weitere bis zu 46 Züge
(276 Wagen) sind in zwei Optionen mit jeweils
bis zu 23 Einheiten vorgesehen. Das
Gesamtvolumen (Festbestellung + zwei
Optionen) liegt bei bis zu 550 Millionen
Euro. Der neue Zug (MVG-Typenbezeichnung
C2.11) wird weitestgehend dem 2002
erstmals eingesetzten Typ C (Serien C1.9
und C1.10, insgesamt 18 Züge / 108 Wagen)
entsprechen, weil sich diese Fahrzeuge zwischenzeitlich
betrieblich sehr bewährt haben
und auch von den Kunden äußerst positiv
bewertet werden. Hersteller der neuen
Münchner U-Bahn wird die Siemens AG sein.
Abschluss des U-Bahn-Baus mit dem 100. Bahnhof
Mit der Verlängerung der U 3 nach Moosach
am 11. Dezember 2010 übergab die Münchner
Baureferentin Rosemarie Hingerl den 99. und
100. U-Bahnhof den Münchner Fahrgästen.
Bis auf das schwere Unglück
in Trudering, als 1994 beim Bau des
neuen U-Bahnhofs die Tunneldecke einstürzte,
ein Linienbus in den Krater stürzte
und drei Menschen ums Leben kamen, ist
es den Experten vom Baureferat immer gelungen,
die Termine und den Kostenrahmen
beim U-Bahn-Bau einzuhalten. Das frühere
U-Bahn-Referat ist im Baureferat aufgegangen.
Der U-Bahn-Bau ist damit in München
abgeschlossen. Es sind keine Strecken mehr
im Bau. Geplant ist aber noch eine Verlängerung
vom heutigen Endbahnhof Klinikum
Großhadern nach Martinsried, einem
Ortsteil der Gemeinde Planegg. Für diese
Verlängerung wird derzeit das Planfeststellungsverfahren
durchgeführt.
Die letzte Münchner Streckenverlängerung
ist etwa zwei Kilometer lang. Durch das
rund 180 Millionen Euro teure Projekt, das
von Bund und Freistaat mit 135 Millionen
Euro unterstützt wurde, entstand am Moosacher
Bahnhof eine attraktive Verknüpfung
mit dem S-Bahn-Netz, insbesondere zur
Flughafenlinie S 1, und dem Regionalverkehr.
Die Einwohner von Moosach erhielten
außerdem eine schnelle und zuverlässige
U-Bahn-Verbindung von und nach Schwabing
und in die Münchner Innenstadt.
Die neuen Bahnhöfe sind Moosacher St.-
Martins-Platz und Moosach. Gleichzeitig
wurde aber ein ganzes Stadtquartier vom
Busverkehr abgeschnitten. Statt bequem
mit dem Bus zur U-Bahn fahren zu können,
müssen die Bürger einen viertelstündigen
Fußmarsch in Kauf nehmen. Dies ist gerade
für die dort wohnende ältere Bevölkerung
äußerst beschwerlich.
Vorweihnachtliche Tariferhöhung
Am 12. Dezember 2010 trat nicht nur ein
neuer Fahrplan in Kraft, sondern auch die
Tarife wurden erhöht. Eine Änderung im
Kleingedruckten, die die Kombination von
Tageskarten mit anderen Fahrkartenarten
verboten hätte, wurde nach einer Intervention
des Münchner Oberbürgermeisters wieder
zurückgenommen. Mit einem Preis von
12 Euro für die beliebte Streifenkarte wurde
die Schmerzgrenze im Bartarif überschritten.
Das Jahr 2011 wird sicher viele Herausforderungen
an die Politik und die Verkehrsunternehmen
bringen. Besonders spannend
wird sein, ob mit dem Bau eines zweiten
S-Bahn-Tunnels in München begonnen
wird. Dieser sollte nach den Vorstellungen
des damaligen Verkehrsministers Otto Wiesheu
eigentlich im Jahr 2010 gemeinsam mit
dem Transrapid fertiggestellt sein. „Auch
die Verkehrspolitik der Landeshauptstadt
München wird sich wieder mehr an den Interessen
der Bürger und Fahrgäste orientieren
müssen“, meint Andreas Nagel, Sprecher
der Aktion Münchner Fahrgäste. Aktion Münchner Fahrgäste im DBV
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