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Das Bauvorhaben „Weiterbau der U 5“ stellt
für Berlin eine große Herausforderung für
die nächsten Jahre dar. Unabhängig von der
Frage nach dem Sinn des Projekts kommt
es für alle Beteiligten darauf an, mögliche
Beeinträchtigungen für Berlins Bürger, Besucher
und Unternehmer zu minimieren. Dazu
gehört auch die Suche nach innovativen
und effektiven Lösungen bei der
Einrichtung der Baustelle.
Ein zentrales Problem ist
dabei der Verkehrsfluss. Die
effiziente Lenkung der Verkehrsströme
ist in Berlins Mitte
nie einfach gewesen. Umso
mehr ist zu befürchten, dass die
Sperrung eines neuralgischen
Abschnitts der Friedrichstraße
für nahezu ein Jahr die Erreichbarkeit
der „City-Ost“ nachhaltig
beeinträchtigt. Es kann in
niemandes Interesse sein, Berliner
Unternehmen dem Risiko
gravierender wirtschaftlicher
Einbußen auszusetzen. Neben
der Lenkung des Autoverkehrs
gehört eine fahrgastgerechte
Lösung der Beeinträchtigungen
im ÖPNV zur Priorität für
die Planer. Der Umsteigebahnhof
Friedrichstraße darf durch
den Einsatz des Ersatzverkehrs
nicht überlastet sowie die Fahrgäste nicht
zur großräumigen Umfahrung der Friedrichstraße
gezwungen werden.
Folgende Punkte sind im Einzelnen zu
berücksichtigen:
- Es sollte sichergestellt werden, dass während
der Bauarbeiten an der Kreuzung
Unter den Linden/Friedrichstraße zusätzliche
Sperrungen durch öffentliche Bauvorhaben
zwischen Leipziger, Wilhelm-,
Charlotten- und Oranienburger Straße
vermieden werden; andernfalls droht ein
Verkehrschaos. Unterschiedlichen Informationen
zufolge ist im selben Zeitraum
mit Baumaßnahmen am Gendarmenmarkt,
in der Behrenstraße, Französischen
Straße (an der Friedrichswerderschen
Kirche; Rathausbrücke), Leipziger Straße
(Anschluss Axel-Springer-Straße; Leipziger
Platz) und in der Wilhelmstraße (Ecke
Zimmerstraße) zu rechnen, abgesehen
von den laufenden Einschränkungen im
Bereich der Invalidenstraße.
- Die Öffnung der Wilhelmstraße, zunächst
für den ÖPNV, zwischen Behrenstraße
und Unter den Linden würde eine wichtige
Entlastung für den Umleitungsverkehr
darstellen. Die Anzahl der veranstaltungsbedingten
Sperrungen der Straße des
17. Kuni muss während der U 5-Baumaßnahme
stark reduziert werden.
- Die Planung des Umleitungsverkehrs sollte
die Besonderheit des Gebiets berücksichtigen,
etwa indem eine Sonderfahrspur
für Busse, Taxis und Radfahrer eingerichtet
wird. Ferner ist auf Erreichbarkeit
und bessere Ausschilderung der Parkhäuser
zu achten. Im Zusammenhang damit
muss in den Umfahrungsstraßen ein absolutes
Halteverbot eingeführt werden, mit
begrenzten Ausnahmen für den Lieferverkehr
und die Hotelvorfahrten. Perspektivisch
sollte dort Querparken nicht mehr
zugelassen werden. Die Einrichtung eines
Haltepunkts für Reise- und Stadtrundfahrtbusse
an der Französischen Straße,
Höhe Gendarmenmarkt, sollte bis zum
Abschluss der Bauarbeiten aufgeschoben
werden.
- Bei der Planung des Ersatzverkehrs sind
innovative Lösungen gefragt. BVG-Busse
werden in den engen Nebenstraßen stecken
bleiben. Da anzunehmen ist, dass
ein großer Teil der U 6-Fahrgäste die
Strecke bis zum U-Bahnhof Französische
Straße zu Fuß zurücklegen wird, wäre ein
bedarfsgerechter, insbesondere barrierefreier
Einsatz von Taxis, Rikschas etc. zielführender.
Von größter Relevanz bleibt
eine funktionsfähige S-Bahn!
- In den Verkehrsdurchsagen und entsprechenden
öffentlichen Mitteilungen sollte
auf vorhandene Umfahrungsmöglichkeiten
und die Schaustelle hingewiesen
werden. Besonders geeignet sind dafür
die Verkehrsmeldetafeln. In der Kommunikation
sollten abschreckende Hinweise
(„Meiden Sie die Berliner Mitte weiträumig“)
vermieden werden.
Eine Gesprächsrunde mit Vertretern der
verantwortlichen Behörden, der Wirtschaft,
der Bürgergesellschaft (u. a. der Fahrgastverbände)
und Stadtplanern könnte Lösungen
für die genannten Probleme diskutieren.
Unabhängig davon hat die Interessengemeinschaft
Friedrichstraße den Dialog mit
dem Vorhabenträger und Vertretern der
Berliner Politik aufgenommen.
Interessengemeinschaft Friedrichstraße
Dr. Mateusz J. Hartwich, (0162)694 09 94
hartwich@friedrichstrasse.de IG Friedrichstraße
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