In der Ausgabe 5/2010 Ihrer Zeitschrift SIGNAL
haben Sie unter dem Titel „Freude
und Chaos“ einen Beitrag veröffentlicht.
In dem Artikel wird der Polizei Berlin vorgeworfen,
bei Fußballspielen in der Alten
Försterei in Berlin-Köpenick die Interessen
der Fahrgäste im ÖPNV nicht ausreichend
zu berücksichtigen und die BVG und
S-Bahn bei Sicherheitsbesprechungen mit
dem Verein nicht mit einzubeziehen. Hierzu
möchte ich wie folgt Stellung nehmen:
Die Polizei Berlin ist neben anderen
Behörden für die Aufrechterhaltung der
Sicherheit und Ordnung zuständig. Hierbei
hat sie alle Interessengruppen zu berücksichtigen
und bei den betroffenen
Rechtsgütern eine sorgfältige Abwägung
vorzunehmen. Bei Einsätzen zu Fußballspielen
bedeutet das konkret, dass wir neben
den Fußballvereinen, Heim- und Gästefans,
Geschäftstreibenden, Anwohnern,
Teilnehmern des Individualverkehrs auch
auf die Belange der Fahrgäste des ÖPNV
angemessen Rücksicht nehmen.
Bereits vor Beginn der Fußballsaison erfolgt
zwischen den Behörden, Verbänden,
Unternehmen und beteiligten Organisationen
ein Informationsaustausch. Je nach
aktueller Lagebewertung finden zu den
jeweiligen Fußballspielen Vorbereitungsgespräche
mit den Vereinsverantwortlichen,
Fanbeauftragten und –projekten,
Vertretern der Polizei des Gastlandes und
des Bundes, der Landesinformationsstelle
Sporteinsätze (LIS), Ordnungsbehörden,
Sicherheitsunternehmen, Rettungsdiensten
und natürlich der Deutschen Bahn
AG und der BVG Vorbereitungsgespräche
statt.
Auf die geplanten und letztendlich
durchgeführten Maßnahmen der jeweiligen
Beteiligten kann die Polizei Berlin nur
beratend Einfluss nehmen. Welches Verkehrsunternehmen
welche Verkehrsmittel
in welchem Umfang auf welchem Weg für
die Veranstaltung zur Verfügung stellt,
kann von der Polizei nicht beeinflusst werden.
Die Verkehrsbetriebe verfügen diesbezüglich
jedoch selbst auf Grund der sich
wiederholenden Veranstaltungen über einen
umfangreichen Erfahrungsschatz.
Die Festsetzung des Spielplanes der
jeweiligen Saison liegt in der Verantwortung
der Deutschen Fußballliga (DFL). Die
Polizei Berlin kann auch hier nur beratend
Einfluss darauf nehmen. Gerade bei dem
in Ihrem Artikel angesprochenem Spiel 1.
FC Union Berlin / FC Hansa Rostock im August
2009 wurde die von der Polizei Berlin
angeregte Spielterminverlegung leider
nicht berücksichtigt.
Die Aufgabe der Polizei während einer
Fußballveranstaltung besteht vorrangig
im Veranstaltungsschutz in Form einer
Gewährleistung der friedlichen An- und
Abreise der Besucher. Hierzu zählen eine
konsequente Trennung gewaltbereiter
Personen von friedlichen Veranstaltungsbesuchern,
sowie das Verhindern des Aufeinandertreffens
rivalisierender Fangruppierungen.
Bei Risikospielen muss sich
die Polizei Berlin auf mögliche Ausschreitungen
vorbereiten. Sieg oder Niederlage
eines Vereins kann hierbei von großer
Bedeutung und der einzig verschärfende
Faktor für die polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen
im Nachgang eines Spiels
sein.
Bei dem bereits erwähnten Spiel 1. FC
Union Berlin / FC Hansa Rostock wurde,
um die Rostocker Fußballfans sicher zum
Stadion zu begleiten, die Wegstrecke vom
S-Bahnhof Spindlersfeld über die Altstadt
Köpenick gewählt. Dabei sollten der Individualverkehr
und ÖPNV nur kurzzeitig
eingeschränkt werden. Über die zu erwartenden
Beeinträchtigungen wurden
die Anwohner durch die Polizei Berlin im
Vorfeld mit Flyern und die Fahrzeugführer
über die Verkehrsnachrichten in den
Medien informiert. Auch durch die BVG
wurden die Fahrgäste über entsprechende
Aushänge an den Tram- und Bushaltestellen
über die kommenden Verkehrsbeeinträchtigungen
in Kenntnis gesetzt.
Auf Grund der großen Zahl gewaltbereiter
und gewalttätiger Rostocker Fans kam
es jedoch zu massiven Störungen auf dem
Weg zum Stadion. Hierzu mussten situativ
Sperrungen in einem größeren Umfang
ergriffen werden, die eine stärkere Auswirkung
als geplant auf die Öffentlichkeit
hatten.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen
Ausführungen darlegen, dass wir bei unseren
Maßnahmen auch die Interessen der
Fahrgäste des ÖPNV im Auge haben und
wir in der Vorbereitung großer Veranstaltungen
– hier Fußballspielen – eng mit allen
Beteiligten und vor allem der BVG und
S-Bahn in Kontakt stehen.
15.11.2011
Der Polizeipräsident in Berlin
Stab des Polizeipräsidenten
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