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Straßenbahnhaltestelle am Stadtion Alte Försterei. Immer wieder gibt es große Probleme beim An- und Abtransport der Zuschauer. Oft fährt zu den Veranstaltungen die Straßenbahn nur nach dem Regelfahrplan – Zusatzüge gibts nicht. Foto: Jens Ullrich |
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S-Bahnhof Olympiastadion. Bei Hertha funktioniert es mit dem Sonderverkehr. Wann endlich auch bei Union? Foto: Jens Ullrich |
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Mittlerweile pilgern durchschnittlich fast
16 000 Besucher zu den Heimspielen des
Fußball-Zweitligisten 1.FC Union Berlin
in das Stadion „An der Alten Försterei“ in
Berlin-Köpenick. Immer häufiger ist das Stadion
mit aktuell rund 18 500 Plätzen restlos
ausverkauft.
Da lohnt einmal der Blick zu anderen Vereinen
mit ähnlichem Besucheraufkommen
und deren ÖPNV-Angebot. In Aachen beispielsweise
sind bis zu 40 zusätzliche Busse
im Einsatz, in Duisburg gibt es 2 „Sportlinien“
im 10-Minuten-Takt. In Bochum werden die
Straßenbahnlinien zwischen Hauptbahnhof
und Stadion sowie durch den Einsatz von
Doppeltraktionen verstärkt. In Freiburg, wo
über 40 Prozent der Besucher
mit öffentlichen Verkehrsmitteln
anreisen, werden bis zu 27
zusätzliche Stadtbahnwagen
bereitgestellt. Alle diese Vereine
haben, wie gesagt, ein ähnliches
Zuschaueraufkommen wie Union.
Und wie sieht jetzt das Angebot
in Berlin aus? Es gibt KEINE
zusätzlichen Züge bei der
S-Bahn. Die S 3 fährt wie immer
im 10-Minuten-Takt. Es gibt KEINE
zusätzlichen Straßenbahnen.
Abends kommt es teilweise zu
Taktlücken von 16 Minuten in der
Hauptlastrichtung Schöneweide.
Es gibt KEINE Kapazitätserhöhungen
bei den Straßenbahn-Linien
in Köpenick. Dieser Zustand ist
untragbar!
Unter anderem bei der BVG
wird jetzt immer wieder gern
argumentiert, dass ein Zusatzverkehr
nicht möglich sei, da es
ja regelmäßig zu Sperrungen der
Polizei wegen Fantrennung usw. komme.
Beobachtungen zeigen allerdings, dass solche
Sperrungen nur wenige, meist ein oder
zwei Spiele pro Saison betreffen. Und diese
sind im Normalfall auch im Voraus bekannt.
Es bleiben also noch fast 20 weitere Spiele,
wo das Leiden der ÖPNV-Nutzer im Wesentlichen
nur im völlig unzureichenden Angebot
des ÖPNV selbst zu suchen ist.
Selbst die Bundespolizei spricht in ihrer
Stellungnahme nur von drei solchen Sicherheitsspielen
in der vergangenen Saison. Und
bei zwei davon gab es auch nur kurzzeitige
Sperrungen für wenige Minuten. Das sollte
einem angemessenen ÖPNV-Angebot jedenfalls
nicht entgegenstehen.
Unabhängig davon muss immer wieder
auch auf unzureichende Infrastruktur im
Bereich der Straße „An der Wuhlheide“ hingewiesen
werden. Die geplante Endstelle
am FEZ ist zumindest ein Anfang, wenn auch
nicht direkt für die Stadionerschließung.
Aber beispielsweise für FEZ-Besucher mit
Kinderwagen, die momentan nach Spielschluss
bis zu eine Stunde lang wegen überfüllter
Züge nicht in eine Straßenbahn in
Richtung Schöneweide einsteigen können.
So könnte man zumindest Einsatzwagen direkt
ab FEZ anbieten.
Man sollte weiterhin eine Nutzung der
Endstelle aus beiden Richtungen und ein
langes Kehrgleis für das Bereitstellen mehrerer
Züge vorsehen. Eine weitere Kehrmöglichkeit,
z. B. ein stumpf zu befahrender
Gleiswechsel im Bereich der Haltestelle „Alte
Försterei“, wäre ebenfalls eine Möglichkeit
für eine Entlastung und eine stabilere Verkehrsabwicklung
unabhängig von möglichen
Polizeimaßnahmen im Bereich Lindenstraße
zu sorgen.
Weitere Stichworte sind ein zusätzlicher
Abgang am S-Bahnhof Köpenick bzw. der
Bau des Regionalbahnhofs Köpenick. Letzterer
würde die S-Bahn entlasten und gleichzeitig
die Fantrennung deutlich vereinfachen,
wodurch die unglückliche Lösung
der Heranführung der Gästefans über den
S-Bahnhof Spindlersfeld endlich entfallen
könnte.
Der in Kürze startende Neubau der
Haupttribüne und die damit verbundene
Kapazitätserhöhung des Stadions auf über
21 000 Plätze zeigen die Dringlichkeit der
genannten Maßnahmen. Daher sollten sich
alle Beteiligten schnellstmöglich an einen
Tisch setzen und gemeinsam nach Lösungen
suchen – nicht nur zur Wahrung der
Sicherheit, sondern auch zur Beseitigung
der gravierenden Mängel beim Verkehrsangebot.
IGEB Stadtverkehr
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