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U 5 zum Alexanderplatz. Seit Mai fährt die U-Bahn sonntags auch auf den Linien 2, 5, 6, 7 und 8 mittags bis abends im 5- statt 10-Minuten-Takt. Zuvor gab es das nur auf der U 9. Foto: Marc Heller |
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An der Kreuzung Rhinstraße/Pyramidenring/Zufahrt IKEA wurde eine neue Lichtsignalanlage installiert. Die Straßenbahnzüge der hier verkehrenden Linien M 17 und 27 haben jedoch keine Vorrangschaltung und werden in beiden Richtungen regelmäßig ausgebremst. In Fahrtrichtung Norden wird dadurch fast immer die Grünphase an der gleich anschließenden Kreuzung Rhinstraße/Landsberger Allee verpasst, so dass eine Fahrzeitverlängerung von 2 Minuten entsteht. Foto: Matthias Horth |
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Die Buslinie 347 wird jetzt dauerhaft über den S-Bahnhof Ostkreuz geführt, allerdings nach wie vor mit eingeschränkten Betriebszeiten. Und sehr mangelhaft ist auch der Standort der Bushaltestelle für die Busse in Richtung Stralau: viel zu weit weg und nicht einsehbar vom Bahnhofszugang. Foto: Matthias Horth |
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Der Jahresfahrplanwechsel bei der BVG und in Berlin-Brandenburg insgesamt fand
nicht im letzten Dezember, sondern zum 1. Mai 2011 statt. Ähnlich wird es auch 2012
aufgrund der Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg sein. Geplant
für den 3. Juni soll es dann aber sehr viel umfangreichere Änderungen vor allem im
Regionalbahn- und BVG-Busverkehr geben.
Für die Fahrgäste der
Berliner U-Bahn war
2011 ein durchaus
erfreulicher Fahrplanwechsel.
Statt des
bisherigen sonntäglichen
10-Minuten-
Takts auf fast allen
U-Bahn-Linien wird
nunmehr sonntags
von ca. 12.30 bis 19 Uhr
auf den wichtigsten
U-Bahn-Strecken
ein 5-Minuten-Takt
angeboten. Seit den
mit Einführung des
BVG-Metroliniennetz
umgesetzten Sparmaßnahmen fuhren mit
Ausnahme der U 9 alle sonstigen U-Bahn-
Linien sonntags ganztägig nur noch im
10-Minuten-Takt, was vor allem auf den
Innenstadtstrecken häufig zu sehr vollen
Zügen führte. Die Benutzung des U-Bahn-
Netzes wird durch diese Maßnahme für viele
Fahrgäste an Sonntagen wieder deutlich
attraktiver, weil sich die durchschnittliche
Wartezeit halbiert. Die BVG rechnet durch
die Taktverdichtung mit einem Zuwachs von
ca. 2,5 Mio Fahrgästen pro Jahr.
Sonntags mehr U-Bahn und weniger Bus
So positiv die Angebotsverbesserung für
die U-Bahn-Fahrgäste ist, so negativ wirkt
sie sich auf die Busfahrgäste aus. Denn letztendlich
sind die von der BVG zu erbringenden
Verkehrsleistungen durch den zwischen
dem Senat und der BVG geschlossenen Verkehrsvertrag
gedeckelt. Und so wurden für
das bessere Sonntagsangebot vor allem
Verkehrsleistungen vom Bus zur U-Bahn
verschoben. Die Folge ist eine Ausdünnung
auf einigen Metrobuslinien sonntags
in den frühen Morgenstunden von ca. 5.30
und 7.00 Uhr vom bisherigen 15- auf einen
30-Minuten-Takt sowie ein z.T. deutlich nach
hinten verschobener Betriebsbeginn montags
bis freitags auf mehr als 40 Buslinien im
gesamten Stadtgebiet. Sicherlich profitieren
sehr viel mehr Fahrgäste von der U-Bahn-
Taktverdichtung an Sonntagen, weil die
ersten Fahrten am frühen Morgen auch wochentags
naturgemäß schlecht ausgelastet
sind, aber dass durch den z.T. deutlich späteren
Betriebsbeginn einzelne Fahrgäste auf
ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit nun
sehr viel längere Fußwege bis zur nächsten
Haltestelle oder zusätzliche Umsteigezwänge
in Kauf nehmen müssen, ist die Kehrseite
der sonntäglichen U-Bahn-Taktverdichtung.
Ebenso wurde sonntags der bisher nur auf
der U 9 bereits gegen 11 Uhr beginnende
5-Minuten-Takt auf 12.30 verschoben.
Neben diesen Angebotsverschiebungen
gab es auch einige kleinteilige Änderungen
im Busliniennetz. Gleich zwei Änderungen
in ihrem regulären Streckenverlauf hat die
Buslinie 347 erfahren. Durch eine modifizierte
Linienführung über die Stralauer
Allee und Modersohnstraße wird die sich
entwickelnde Mediastadt am Osthafen etwas
besser angebunden. Außerdem wird
die seit einem Jahr wegen des Neubaus der
S-Bahn-Brücke Alt-Stralau befahrene Umleitung
über den S-Bahnhof Ostkreuz als
dauerhafte Linienführung beibehalten. Die
Betriebszeiten der Linie 347 werden zwar
geringfügig erweitert, aber in den Tagesrandzeiten
z. B. ab 22 Uhr ist die Stralauer
Halbinsel vom wichtigen S- und künftigen
Regionalbahnhof Ostkreuz aus weiterhin
nicht erreichbar.
Von morgens 4.30 Uhr bis nach Mitternacht
fährt stattdessen weiterhin die Buslinie
104 auf die Stralauer Halbinsel, obwohl
diese vom S-Bahnhof Treptower Park kommende
Linie wohl bestenfalls während der
Geschäftsöffnungszeiten verkehrlich unverzichtbar
ist. Insgesamt scheint das Verkehrsangebot
mit dem ganztägigen 10-Minuten-
Takt für die gerade mal 2500 Einwohner auf
der Stralauer Halbinsel durchaus großzügig,
insbesondere wenn man dies mit den z.T.
kargen Angeboten in den dicht bebauten
benachbarten Ortsteilen Treptow oder
Friedrichsfelde vergleicht, wo voll besetzte
Busse in den Vormittagsstunden häufig nur
im 20-Minuten-Takt verkehren und selbst
ältere Fahrgäste keine Sitzplätze finden.
Neuordnung der Buslinien in Buch
Veränderte Linienführungen, Takte, Betriebszeiten
und Haltestellenstandorte gibt
es im Bereich Französisch Buchholz und
Buch. Die Aufteilung der Linie 351 in zwei
eigenständige Linien 351 und 353 macht das
Verkehrsangebot deutlich übersichtlicher
und gewährleistet durch die betriebliche
Verknüpfung der Linien einen wirtschaftlichen
Fahrzeug- und Personaleinsatz.
Die Aufgaben der Querverbindung zwischen
Französisch Buchholz und S-Bahnhof
Buch übernimmt künftig die verlängerte
Buslinie 259 von der bisher hier verkehrenden
Buslinie 251. Damit verbunden ist eine
deutliche Taktausdünnung auf diesem Abschnitt
von einem bisherigen 20- (HVZ) bzw.
40-Minuten-Takt auf einen durchgehenden
60-Minunten-Takt. Zwar wird wenigstens
die Betriebszeit abends um ca. 2 Stunden
etwas ausgedehnt, am Wochenende aber
ruht der Betrieb weiterhin, obwohl dieser
Linie zumindest im Sommerhalbjahr durchaus
eine Funktion als Ausflugslinie und zur
Erschließung von diversen Kleingartenkolonien
zukommen könnte.
Ein etwas verbessertes Angebot ergibt sich
durch die Linienänderung für die Bereiche
rund um den Pillnitzweg und die Wiltbergstraße,
wo jetzt wenigstens wochentags zwischen
ca. 6.00 und 19.30 Uhr ein durchgehender
20-Minuten-Takt durch die Schleifenfahrt
der neu konzipierten Linie 251 angeboten
wird. Aber auch hier gibt es weiterhin sonnabends
und sonntags gar kein Verkehrsangebot.
Eine wirkliche verkehrliche Integration
der nach Buch fahrenden Buslinien aus dem
Landkreis Barnim wurde mit dieser Liniennetzneuordnung
versäumt.
Übersichtlichere Liniennummern
in Spandau
In Spandau wurde das Bedienungskonzept
der sehr unübersichtlichen Metrolinie
M 37, die bisher an beiden Enden jeweils
zwei unterschiedliche Endstellen bediente,
modifiziert und übersichtlicher gestaltet.
Im Ergebnis fährt die Linie M 37 nun zwischen
Hahneberg über Sandstraße bis Im
Spektefeld/Schulzentrum oder weiter bis
Waldkrankenhaus. Der Streckenabschnitt
zwischen Reimerweg und Freudstraße
über Maulbeerallee wird nun unter der Liniennummer
137 bedient. Unbefriedigend
bleibt allerdings, dass durch den nicht harmonisierten
Grundtakt der „Falkenseelinie“
337 auf dem westlichen Abschnitt der
Falkenseer Chaussee vormittags jetzt z.T.
20-Minuten-Taktlücken entstehen und zu
diesen Zeiten der 30-Minuten-Takt im Hohenzollernring
unverändert bleibt.
In den östlichen Außenbezirken gibt es
zwei Änderungen. So erhält die Linie 294
im Industriegebiet Marzahner Straße eine
erweiterte Wegführung, um durch eine
bessere Flächenerschließung u. a. auch eine
Behindertenwerkstatt besser anzubinden.
Aber auch hier führt die geringfügig erweiterte
Linienführung sofort zu einer Kompensation
durch verkürzte Betriebszeiten. An
den Wochenendtagen, zu denen die Linie
294 ohnehin nur auf einem sehr verkürzten
Teilabschnitt verkehrt, endet die Betriebszeit
nunmehr schon um 16 Uhr!
Ersatzlos gestrichen wurde der Abschnitt
der Linie 192 zwischen S-Bahnhof Marzahn
und S-Bahnhof Ahrensfelde. Die Fahrgäste
werden hier auf die parallel verlaufende
S-Bahn-Linie verwiesen, was aber im Einzelfall
mit zusätzlichen Wegen und zusätzlichen
Umsteigezwängen verbunden ist.
ÖPNV-Beschleunigung findet nach wie
vor nicht statt
Dass es bei der BVG Angebotskürzungen zum
Ausgleich für Mehrleistungen gibt, müsste
nicht sein, wenn die politisch versprochenen
Beschleunigungsmaßnahmen bei Bus und
Straßenbahn endlich realisiert würden. Dann
könnten durch die entsprechenden Fahrzeitverkürzungen
Personal und Fahrzeuge sehr
viel effizienter eingesetzt werden. Und es
würde auf der Grundlage des bestehenden
BVG-Verkehrsvertrages sogar die Chance für
die an vielen Stellen dringend gebotenen
Taktverdichtungen bestehen. Aber entgegen
den regelmäßigen Ankündigungen der
Verkehrssenatorin findet Beschleunigung
im Berliner ÖPNV nicht statt. Die Freihaltung
von Busspuren wird durch fehlende Überwachung
nicht gewährleistet, an eine Ausweitung
ist schon gar nicht zu denken, und die
Vorrangschaltungen an Lichtsignalanlagen
erfolgen nur sehr schleppend und halbherzig.
Keine einzige Buslinie, noch nicht mal die
Buslinie M 21 auf der im letzten Jahr (angeblich)
die Beschleunigungsmaßnahmen abgeschlossen
worden sind, weist im neuen Fahrplan
eine Verkürzung der Fahrzeit auf. Selbst
neu installierte Ampeln im Zuge von (angeblich)
beschleunigten Straßenbahn-Metrolinien
sehen keine Vorrangschaltungen vor. Und
schließlich wird der neue Nahverkehrsplan,
der die Einrichtung von Musterlinien zur Beschleunigung
vorsieht, vom Finanz(!)-Senator
nicht mitgezeichnet, weil er die finanziellen
Chance der ÖPNV-Beschleunigung offenbar
nicht versteht.
Dabei sind Angebotsverbesserungen an
vielen Stellen dringend geboten. Die Metrolinien
M 2, M 6 und M 10 platzen zu bestimmten
Zeiten aus allen Nähten und der demografische
Wandel führt im Zusammenhang mit
dem überaus erfolgreichen Seniorenticket
gerade in den Vormittagsstunden, wo viele
Buslinien nur im 20-Minuten-Takt verkehren,
zu übervollen Bussen. Da die Fahrgastzahlen
bei der BVG in den letzten Jahren deutlich
gestiegen sind, muss auch angebotsseitig
darauf reagiert werden. Zusätzliche Verkehrsleistungen
werden außerdem benötigt, um
die von der IGEB im Zusammenhang mit dem
neuen Nahverkehrsplan geforderte dringende
Verbesserung der Busanbindung neuer
Einkaufsstandorte (z. B. Borsighallen in Tegel)
fahren zu können.
Vor dem Hintergrund der prekären Berliner
Haushaltssituation gibt es für Mehrleistungen
nur einen realistischen Weg: Die konsequente
Beschleunigung von Bussen und Straßenbahnen
durch eigene Trassen und durch
wirkliche Vorrangschaltungen an den Lichtsignalanlagen.
Es bleibt zu hoffen, dass die
neuen Senatsmitglieder nach den Abgeordnetenhauswahlen
diesen Zusammenhang
endlich begreifen und vor allem die autoorientierte
Berliner Verwaltung zur Umsetzung
einer offensiven ÖPNV-Politik anhalten. IGEB Stadtverkehr
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