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Bahnhöfe des Jahres 2010: Darmstadt Hauptbahnhof und Baden-Baden

Sonderpreis für Bahnhof Eschwege

Darmstadt
Darmstadt Hbf. Foto: Christian Schultz
Baden-Baden
Baden-Baden Foto: Christian Schultz
Darmstadt
Darmstadt Hbf Foto: Christian Schultz
Eschwege
Sonderpreis: Eschwege Foto: Christian Schultz
Zum siebenten Mal prämierte die Allianz pro Schiene die kundenfreundlichsten Bahnhöfe in Deutschland. In der Kategorie Großstadtbahnhof fiel die Wahl 2010 auf Darmstadt Hauptbahnhof, in der Kategorie Kleinstadtbahnhof gewann Baden- Baden. Einen Sonderpreis erhielt der Bahnhof Eschwege, der nach 25 Jahren im Dezember 2009 wieder in der Innenstadt in Betrieb genommen wurde.

Die fünfköpfige Jury, welche die Bahnhöfe prüft und bewertet, besteht aus Vertretern der Allianz pro Schiene, des Deutschen Bahnkunden-Verbands (DBV), des Auto Club Europas (ACE), von Pro Bahn und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Ausgezeichnet werden dabei grundsätzlich nur Bahnhöfe, bei denen nach einer festen Kriterienliste am besten auf die Bedürfnisse von Bahnkunden eingegangen wird: Objektive Erfordernisse wie Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und die Verknüpfung mit den anderen Verkehrsmitteln sind dabei ebenso entscheidend wie ein eher subjektiver Wohlfühlfaktor. K.O.-Kriterien sind das Fehlen von Personal im Bahnhof, fehlende Barrierefreiheit, Sicherheitsmängel z. B. bei den Bahnsteigbelägen und defekte oder schmutzige Toiletten.

Darmstadt Hauptbahnhof

Der heute vorhandene Darmstädter Hauptbahnhof wurde in den Jahren 1906 bis 1912 nach den Plänen des Architekten Friedrich Pützers gebaut. Das repräsentative Empfangsgebäude ist zwischen 1998 und 2002 denkmalgerecht saniert worden. In den Jahren 2005 bis 2008 folgte die Sanierung der Hallenkonstruktion, bestehend aus der Querhalle (34 m mal 94 m) und den fünf Längshallen (jeweils 19 m mal ca. 100 m). Der gesamte Gebäudekomplex ist architektonisch außen wie innen überdurchschnittlich ansprechend gestaltet, hell und lichtdurchflutet. Das Einkaufs- und Gastronomieangebot ist vielfältig, auch dank der im Jahr 2000 nachträglich angebauten Einkaufspassage auf der Westseite des Bahnhofs. Letztere wurde in Verlängerung der Querhalle erstellt und seitens der Stadt Darmstadt finanziert. Auf diese Weise erhielten auch die westlichen Stadtteile einen direkten Zugang zum Bahnhof.

Die Überführung des ehemaligen Gepäckund Expressgutdienstes wurde in ein Fahrradparkhaus umgewandelt.

Gut fügt sich auch der Bahnhofsvorplatz in das gesamte, sehr positive Erscheinungsbild ein. Werden viele Vorplätze von Bahnhöfen leider vom Autoverkehr dominiert – mit allen negativen Begleiterscheinungen, erfolgte in Darmstadt eine Trennung zwischen öffentlichen Verkehrsmitteln und Pkw-Verkehr. Auf dem nunmehr autofreien Bahnhofsvorplatz vor dem Haupteingang auf der Ostseite erfolgt die Verknüpfung mit Straßenbahn- und Buslinien. Parkhaus und Motorradabstellplätze befinden sich dagegen auf der Westseite. Der Bahnhofsvorplatz am Haupteingang bietet mit seiner Parkanlage Bahnkunden und Besuchern eine ungewohnt hohe Aufenthaltsqualität.

Baden-Baden

Im Jahr 1997 begann der Umbau der Verkehrsstation Baden-Baden – dem ehemaligen Bahnhof Baden-Oos – im Zuge der Ausbzw. Neubaustrecke Karlsruhe—Basel. Die Arbeiten wurden 2004 fertiggestellt. 2005 wurde schließlich das historische Empfangsgebäude aus dem Jahr 1900 für 1,25 Millionen Euro komplett innen und außen saniert. Die Architektenkammer des Bundeslandes Baden-Württemberg vergab dafür die „Auszeichnung für beispielhaftes Bauen 2008“. Der Bahnhof Baden-Baden ist ein Bahnhof der kurzen und attraktiven Wege. Bahnsteige, Bahnhofscafe, Reisezentrum, Hotel, Busbahnhof – alle Serviceeinrichtungen sind wettergeschützt und barrierefrei erreichbar. Geschäfte und Gastronomie bieten ein modernes, sehr gepflegtes und freundliches Ambiente.

Sonderpreis: Eschwege

Seit dem 13. Dezember 2009 ist die Innenstadt der nordhessischen Kreisstadt Eschwege nach 25 Jahren wieder an das Schienennetz angebunden. Der feierliche Spatenstich für dieses Projekt hatte nur ein Jahr zuvor am 19. September 2008 stattgefunden. Die HLB Basis AG (Eisenbahninfrastrukturunternehmen der Hessischen Landesbahn GmbH) baute mit Landeszuschüssen sowie eigenen Mitteln die Schienenstrecke sowie die Bahnsteige am Stadtbahnhof sowie den Haltepunkt in Niederhone.

Die Stadt Eschwege finanzierte u. a. den neuen Bahnhofsvorplatz, das neue Empfangsgebäude, das Bahnsteigdach und das Parkhaus. Im westlichen Teil des Empfangsgebäudes befinden sich ein Kundenzentrum des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) und ein Backshop/Bistro mit Wartebereich. Durch eine große Glasfassade ist ein heller, freundlicher Raum entstanden. Im östlichen Teil des Empfangsgebäudes ist eine Fahrradabstellanlage für rund 60 Fahrräder untergebracht. Sehr positiv sind die kurzen Umsteigewege zwischen der Bahn und den Bussen.

Insgesamt wurde mit diesem Projekt ein deutlicher Qualitätsschub für den öffentlichen Verkehr der Region realisiert, der mit einer Sanierung des bislang bedienten Bahnhofs Eschwege West in dieser Form nicht zu erreichen gewesen wäre.

Bahnhöfe des Jahres – eine Bilanz

Als Siegerbahnhöfe wurden von der Allianz pro Schiene seit dem Beginn der Auszeichnung gekürt:

  • 2004 Hannover Hauptbahnhof und Bahnhof Lübben
  • 2005 Mannheim Hauptbahnhof und Bahnhof Weimar
  • 2006 Bahnhof Hamburg-Dammtor und Bahnhof Oberstdorf
  • 2007 Berlin Hauptbahnhof und Bahnhof Landsberg am Lech
  • 2008 Karlsruhe Hauptbahnhof und Schwerin Hauptbahnhof
  • 2009 Erfurt Hauptbahnhof und Bahnhof Uelzen

Mit Darmstadt Hauptbahnhof hat zum ersten Mal seit Beginn dieses Wettbewerbs ein hessischer Bahnhof den Titel „Bahnhof des Jahres“ gewonnen. Baden-Württemberg ist mittlerweile mit drei Siegerbahnhöfen vertreten (Mannheim, Karlsruhe und Baden- Baden) und liegt damit an der Spitze der Bundesländer. Niedersachsen, Thüringen und Bayern haben jeweils zwei Siegerbahnhöfe. In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bremen konnten bislang noch keine Bahnhöfe prämiert werden. Obwohl in den drei Flächenländern die Qualitätschecks bei diversen Bahnhöfen durchgeführt wurden, schieden im Ergebnis selbst Großstadtbahnhöfe auf Grund teilweise erheblicher Mängel aus. Hier sind die betroffenen Bundesländer und Kommunen sowie die zuständigen Bahnhofsmanagements in der Pflicht, Verbesserungen für die Kunden zu erreichen!

Deutscher Bahnkunden-Verband

aus SIGNAL 5/2010 (November 2010), Seite 29

 

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