Nach Diskussionen um den Fortbestand
des letzten ostdeutschen Obus-Netzes in
Eberswalde steht nun dessen Erhalt für die
nächsten Jahre fest. Über einige Zeit hatte
es Überlegungen gegeben, sich von diesem
System zu trennen. In einem Gutachten wurde
der Umstieg auf andere Systeme vorgeschlagen,
doch die genannte Förderung der
Umstellung erwies als nicht möglich und damit
kostenintensiver als die Weiternutzung
des Obusses.
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Gast in Eberswalde: Der Trollino 18 AC 301 der Salzburger Lokalbahn/Stadtbus im Januar an der Eberswalder Haltestelle Am Markt. Fahrzeuge dieses Typs sollen künftig in Eberswalde fahren. Foto: Karsten Müller |
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Nachdem der Landkreis Barnim als Eigentümer
der Barnimer Busgesellschaft sich für
den Erhalt des Systems entschieden hatte,
konnte mit dem positiven Votum des Aufsichtsrates
die notwendige Ausschreibung
von 12 neuen Fahrzeugen erfolgen.
Trotz einer für die Industrie vergleichsweise
kleinen Stückzahl der bestellten Fahrzeuge
gab es einige Bewerbungen. Nach einem
Auswahlverfahren entschied sich der Aufsichtsrat
für die Bietergemeinschaft von Solaris
Bus & Coach aus Polen (Fahrzeug) und
Cegelec aus Tschechien (Elektrische Ausrüstung)
in Kooperation mit dem Verkehrsbetrieb
Ostrava in Mähren (Endmontage) mit
dem Produkt „Trollino 18 AC“. Fahrzeuge
dieser Baureihe werden aktuell in Salzburg
beschafft.
Diese baugleiche Beschaffung führte im
Januar 2010 zum mehrwöchigen Probeeinsatz
des Trollino 18 AC 301 der Salzburger
Lokalbahn/Stadtbus. Hiermit konnten erste
Erfahrungen für den Einsatz der Fahrzeuge
in Eberswalde gesammelt und noch Änderungswünsche
vor Beginn der Produktion
an den Hersteller formuliert werden.
Die ersten drei Fahrzeuge sollen im November
2010 in Betrieb gehen, passend zum
70. Jahrestag der Eröffnung des zweiten
Obus-Betriebes in Eberswalde. Bereits Anfang
1900 hatte es in Eberswalde kurzzeitig
versuchsweise einen Obus gegeben. 1940
löste der Obus (wie auch in Salzburg) die
elektrische Straßenbahn ab.
Am 21. August 2010 bei einem Tag der
offenen Tür werden die jetzigen aus den
1990er Jahren stammenden Fahrzeuge verabschiedet.
Positiv für die Ausschreibung war, dass es
durch einen in den letzten Jahren wieder gewachsenen
Markt mittlerweile ein größeres
Angebot an Fahrzeugen gibt. In der letzten
Zeit beschafften zum Beispiel Solingen und
Arnheim in den Niederlanden Swisstrolley
vom Konsortium Hess und Vossloh-Kiepe.
Fast gleichzeitig mit der Entscheidung
zur Beschaffung der Obusse erteilten die
zuständigen Behörden der Barnimer Busgesellschaft
(BBG) die Konzession für den
weiteren Betrieb des Stadtverkehrs in Eberswalde.
Es bleibt zu hoffen, dass die neue brandenburgische
Landesregierung und möglicherweise
die Bundesregierung in der
nächsten Zeit über eine verbesserte Förderung
des bewährten umweltfreundlichen
Systems Obus nachdenken. Wer die anderen
Systeme beobachtet, wird sehen, dass diese
oft nach Einstellung der Startförderung
wieder aufgegeben werden. Erinnert sei hier
an Biodiesel, Gasantrieb, Wasserstoff oder
aktuell selbst die Hybridbusse. Dass eine
Politik „pro Obus“ ein großer Erfolg werden
kann, zeigt Salzburg. Hier wuchs das Netz
in den letzten Jahren, der Wagenpark wird
verjüngt, und man argumentiert neben der
Fahrgastfreundlichkeit des Systems mit der
Verwendung von Wasserkraft aus der Salzach.
Es bleibt zu hoffen, dass es in den nächsten
Jahren in Brandenburg bzw. in Deutschland
eine beschleunigte Wiederauferstehung
des elektrischen Nahverkehrs gibt. DBV Berlin-Brandenburg
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