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Bahnhof Gdansk Głowny: Auch die inzwischen fehlende Direktverbindung zwischen Berlin und dem Touristenzentrum Gdańsk (Danzig) kann im Rahmen des Projekts schneller Regionalexpresslinien – als Vorlaufbetrieb für ein Fernverkehrsangebot – zwischen Deutschland und Polen wiederhergestellt werden. Foto: Christian Schultz |
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Grenzenlos nach Polen: Was mit dem Auto problemlos funktioniert, ist im Schienenverkehr leider vielfach mit Hindernissen verbunden. Beispiel 1 (links): Das Zugpaar 88100/88101 beginnt bzw. endet in Kostrzyn (Küstrin); eine Durchbindung ab/bis Berlin wäre aber problemlos möglich. Foto: Christian Schultz |
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Beispiel 2 (rechts): Noch immer fehlen behördliche Zulassungen, die den uneingeschränkten Einsatz sowohl deutscher als auch polnischer Triebwagen im jeweils anderen Streckennetz ermöglichen. Dies ist jedoch Voraussetzung zur Schaffung von mehr umsteigefreien Verbindungen, unter anderem über Kostrzyn hinaus. Foto: Christian Schultz |
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Auch mehr als 5 Jahre nach dem EU-Beitritt
Polens am 1. Mai 2004 ist die Verknüpfung
der Bahnangebote mit Deutschland überwiegend
unzureichend. Ein Lichtblick ist die
neue Regional-Express-Linie (RE) 100, die
seit dem 1. März 2009 mit täglich drei Fahrtenpaaren
die Städte Dresden und Wrocław
(Breslau) verbindet. Die Fahrzeit ist bei diesem
Angebot mit rund 3:30
Stunden deutlich kürzer
und damit wesentlich attraktiver
als die bisherige
Umsteigeverbindung mit
4:23 Stunden. Drei weitere
Regional-Express-Linien
wurden inzwischen für
eine dringend notwendige
Verbesserung des
Bahnangebotes zwischen
Deutschland und Polen
von DB Regio Nordost konzipiert.
Eine Realisierung ist
allerdings nicht absehbar.
Während das grenzüberschreitende
Fahren mit
dem Pkw mittlerweile problemlos
ist, ergeben sich
bei der Nutzung ausgerechnet
des umweltschonendsten
Verkehrsträgers
durch mangelnde Kooperation,
unabgestimmte
Fahrpläne, fehlende Direktverbindungen
und fehlende
Vertaktung unnötige
Hindernisse. Umsteigezwänge
und unterschiedliche
Tarifsysteme sind für viele Reisende
jedoch der Grund, die Bahn zu meiden. Dies
gilt speziell in einem Land, dessen Sprache
viele Deutsche nicht oder nur sehr eingeschränkt
sprechen können.
Demgegenüber sorgen Fernbuslinien
zwischen Deutschland und Polen für erhebliche
Konkurrenz, denn diese bieten genau
die benötigten Direktverbindungen. Angesichts
der derzeitigen Rahmenbedingungen
besteht die Gefahr, dass die beteiligten
Bahnunternehmen am Verkehrsmarkt weiterhin
völlig unnötig an Bedeutung verlieren,
sofern nicht kurzfristig vorhandene Potenziale
– unabhängig von erst mittel- oder gar
langfristig realisierbaren Ausbaumaßnahmen
der Infrastruktur – endlich genutzt
werden.
Ein wichtiges Infrastrukturprojekt im
Verkehr Deutschland—Polen konnte – mit
mehrmonatiger Verzögerung – immerhin
mit Inbetriebnahme des Abschnitts Ahlbeck
Grenze—Świnoujście Centrum der Usedomer
Bäderbahn (UBB) am 20. September
2008 erfolgreich abgeschlossen werden
(siehe SIGNAL 5/2008 ).
Regional-Express-Linie 100
Mit der neuen Regional-Express-Linie 100
wurde Anfang März 2009 ein weiterer
wichtiger Schritt zur deutlichen Verbesserung
des Bahnangebotes erreicht, welche
zwischen Dresden Hbf und Wrocław
die bisherigen Anschlussverbindungen
mit Umsteigen in Görlitz ersetzt. In Dresden
Hbf erfolgt die Abfahrt um 7.32 Uhr,
13.31 Uhr und 17.31 Uhr, in Wrocław Głowny
um 7.05 Uhr, 13.05 Uhr und 18.05 Uhr. Zwischenhalte
sind in Bautzen, Görlitz, Zgorzelec,
Węgliniec, Bolesławiec und Legnica.
Die Fahrzeit ist mit rund 3:30 Stunden
deutlich kürzer und damit wesentlich attraktiver
als die bisherige Umsteigeverbindung
mit 4:23 Stunden. Zum Einsatz kommen
klimatisierte Dieseltriebwagen der
DB Bahn Regio (Baureihe 642). Die Fahrzeuge
wurden in der DB-Regio-Werkstatt
Dresden-Altstadt für das Streckennetz der
polnischen Bahn u. a. bezüglich Zugfunk
und Sicherungstechnik angepasst bzw.
entsprechend zugelassen.
Zur weiteren Verbesserung der Bahnverbindungen
zwischen der Region Berlin/
Brandenburg und Polen wurde zwischenzeitlich
seitens DB-Regio eine Liniennetzsystematik
entwickelt. Endpunkte in Polen
sind dabei nachgefragte Kurorte, Knotenbahnhöfe
bzw. Wirtschaftszentren West-
Polens. Nicht separat ausgewiesen sind
nachfolgend die einzelnen Halte innerhalb
Berlins.
Regional-Express-Linie 200
Potsdam Hbf—Berlin—Erkner—Fürstenwalde
(Spree)—Frankfurt (Oder)—Słubice—
Rzepin—Świebodzin—Zbąszynek—
Zbąszyń—Nowy Tomyśl—Poznań Gł.
Speziell die deutlich
verbesserte Anbindung
des Wirtschaftszentrums
und Bahnknotens Poznań
ermöglicht Umsteigeverbindungen
in viele weitere
Regionen Polens und hat
somit besondere Bedeutung.
Regional-Express-Linie
300
Berlin—Strausberg—
Kostrzyn—Witnica—
Gorzów Wlkp.—Nowe
Drezdenko—Krzyż
Diese schnelle Direktverbindung
dient der Ergänzung
des feinerschließenden
SPNV auf dem
deutschen Abschnitt der
Ostbahnstrecke. Eingebunden
werden kann in die RELinie
300 das heute bereits
bestehende D-Zugpaar
88100/88101 Kostrzyn—
Krzyż.
Unabhängig von diesem
Linienvorschlag für einen
RE 300 ist es unverständlich, dass die Züge
der Linie NE 26 (Oderlandbahn) noch immer
in Kostrzyn enden, anstatt die wesentlich
fahrgastfreundlichere Direktverbindung
Berlin-Lichtenberg—Kostrzyn—Gorzów—
Krzyż zu schaffen. Eine Durchbindung im
Zwei-Stunden-Takt wäre für diese Linie ein
wesentlicher Qualitätsschub. Bei entsprechender
Kooperation der betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen
und der für die
Fahrzeugzulassung zuständigen Behörden
sollte eine Lösung zugunsten der Fahrgäste
endlich ermöglicht werden.
Günstiger als der Start- bzw. Zielbahnhof
Berlin-Lichtenberg wäre für beide Linien
eine künftige Durchbindung – in Abhängigkeit
vom Baufortschritt – ab/bis Bahnhof
Ostkreuz.
Regional-Express-Linie 400
Berlin—Bernau—Eberswalde Hbf—Angermünde—
Passow—Szczecin Gumieńce—
Szczecin Gł.—Goleniów—Nowogard—
Gryfice—Trzebiatów—Kołobrzeg
Von dieser Verbindung über Szczecin
(Stettin) hinaus würde – abgesehen vom
Städtetourismus –der Tourismus an der
polnischen Ostseeküste profitieren. Durch
Einbindung heute bereits bestehender DZug-
Verbindungen des polnischen Binnenverkehrs
in diese RE-Linie ließe sich darüber
hinaus auch die Relation Berlin—Szczecin—
Koszalin—Gdynia—Gdańsk (Danzig)
wieder umsteigefrei bedienen. Die
bisherige Kurswagenverbindung Berlin—
Gdańsk—Gdynia ist seit dem Fahrplanwechsel
im Dezember 2009 mit Einstellung
des Nachtzugpaares D 448/449 „Stanisław
Moniuszko“ ebenfalls Vergangenheit (siehe
Seite 8).
Wechselseitige Nichtzuständigkeit im
grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr?
Im Gegensatz zu der recht schnellen Realisierung
der RE-Linie 100 lassen leider die
RE-Linien 200 bis 400 bislang auf sich warten,
obwohl Verbesserungen im Bahnangebot
Deutschland—Polen angesichts der
Konkurrenzlage dringend notwendig sind.
Gefordert ist hierbei nicht nur eine enge Zusammenarbeit
der betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen
beiderseits der Grenze;
entscheidende Akteure sind z. B. auch der
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB),
die politisch Verantwortlichen seitens der
Bundesländer Berlin und Brandenburg sowie
der westpolnischen Wojewodschaften
und nicht zuletzt die Zulassungsbehörden
beider Länder für die Genehmigung des
grenzüberschreitenden Einsatzes von Fahrzeugen.
Bestehende technische Restriktionen
lassen sich bei entsprechendem Kooperationswillen
aller Beteiligten lösen! Es
bleibt unverständlich, weshalb seit dem EUBeitritt
Polens so wenig bezüglich der Interoperabilität
der Fahrzeuge erreicht worden
ist. Die Anzahl der im grenzüberschreitenden
Verkehr einsetzbaren Fahrzeuge könnte
bei entsprechendem Willen heute bereits
deutlich höher sein bzw. müsste nicht an
langwierigen bürokratischen Hindernissen
scheitern.
In Vorbereitung befindet sich mittlerweile
nun wenigstens die Verbindung Berlin—
Kołobrzeg (Kolberg), die in einer Kooperation
von DB Regio und der polnischen PKP
Intercity ab dem 2. Quartal 2010 angeboten
werden soll. Hierzu wurde ein Dieseltriebwagen
der Baureihe 646 umgebaut; die Zulassung
seitens des polnischen Eisenbahnamtes
UTK steht allerdings noch aus.
Mehr Kundenfreundlichkeit durch
grenzüberschreitende Tarifangebote
Mit dem „Dresden-Wrocław Regio Spezial“
wurde auf der RE-Linie 100 zeitgleich mit der
Einführung auch ein einfaches und attraktives
tarifliches Angebot geschaffen. Dieses
Pauschalpreis-Angebot gilt innerhalb von
drei Tagen für eine Hin- und Rückfahrt und
kostet als Single-Ticket für Einzelreisende
in der 2. Klasse 39 Euro und 55 Euro in der
1. Klasse. Mit dem Familien-Ticket (59 Euro,
2. Klasse) können zwei Erwachsene (Eltern/
Großeltern) mit bis zu drei Kindern unter
15 Jahren reisen; das Gruppenticket für bis zu
fünf Personen kostet 79 Euro (2. Klasse). Die
genannten Preise gelten für den Kauf an DBAutomaten.
Beim Kauf in DB-Reisezentren
oder DB-Agenturen wird ein Zuschlag von
2 Euro erhoben.
Vergleichbare Angebote sind in vielen
anderen Relationen leider keine Selbstverständlichkeit.
Positive Ausnahme sind
Fahrten ab/bis Szczecin, wo u. a. Einzelfahrausweise,
Tageskarten und Zeitkarten des
VBB-Tarifs angeboten werden. Durchgehende
Fahrscheine Berlin—Gorzów – hier
immerhin einschließlich der Anschlussfahrt
mit dem Stadtverkehr in Gorzów –
sind dagegen nur in den Zügen der Niederbarnimer
Eisenbahn auf der Linie NE 26
(Berlin-Lichtenberg—Kostrzyn) erhältlich.
Mit vergleichbaren Angeboten wie beim
„Dresden-Wrocław Regio Spezial“ muss daher
auch die Einführung der künftigen RELinien
200, 300 und 400 beworben werden.
Die RE-Linie 100 erfreut sich inzwischen
steigender Fahrgastzahlen. Nutzten die ehemalige
Umsteigeverbindung im Jahr 2008
„lediglich“ rund 12 000 Reisende, haben seit
März 2009 bereits fast 40 300 Reisende die
neue Direktverbindung genutzt – eine sehr
erfreuliche Steigerung! Geplant ist mittlerweile
sogar eine Weiterführung dieser Linie
ab/bis Opole. Mit dem Ziel einer deutlichen
Stärkung der Bahnverbindungen zwischen
Deutschland und Polen sollten die entsprechenden
Chancen und Potenziale daher
auch in den genannten anderen Relationen
kurzfristig genutzt werden.
Deutscher Bahnkunden-Verband
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