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DBV: Herr Minister, der vorige Vorsitzende
der Länderverkehrsministerkonferenz,
Herr Dr. Karl-Heinz Daehre, hat
erfolgreich Fördergelder in NE-Eisenbahninfrastruktur
investiert und damit
Wirtschaftsbetriebe wieder an die Bahn
angeschlossen. Eine Option auch für
Baden-Württemberg?
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Karte: DB, Dez. 2009 |
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Innenminister Rech: Das ist eine Option, die
wir schon seit Jahrzehnten verfolgen. Wir
haben schon lange vor der Bahnreform
die Eisenbahninfrastruktur der im Land
ansässigen Nichtbundeseigenen
Eisenbahnen (NE)
finanziell gefördert,
unabhängig davon,
ob sie in Staatsoder
Privatbesitz
waren. Wir haben
bereits Anfang der
neunziger Jahre ein
eigenes Programm
zur Förderung von
Maßnahmen zur
Verlagerung von
Güterverkehr auf
Schiene und Schiff
aufgelegt.
Das Land Baden-
Württemberg hat
große Bahnprojekte
in Angriff
genommen wie
Stuttgart 21. Im
ÖPNV dagegen
sind die Fortschritte
eher klein.
Welches Ziel verfolgt
das Land im Hinblick auf die Integration
von weiteren Nebenstrecken, zum
Beispiel nach dem Karlsruher Stadtbahn-
Modell oder dem Rheinland-Pfalz-Takt
2015?
Auch im übrigen Schienenverkehr wird
es in den kommenden Jahren signifikante
Verbesserungen geben. Als Beispiel möchte
ich nur die Elektrifizierung von mehreren
Strecken im Raum Freiburg, den Ausbau der
„Südbahn“ von Ulm nach Lindau oder die
Erweiterung der Stadtbahn Heilbronn nennen.
Und schon dieses Jahr wird zwischen
Heidelberg und dem Elsenztal der S-Bahn-
Verkehr aufgenommen, der auch zwei klassische
Nebenbahnen mit einschließt. Insofern
kann hier von einer Stagnation im Schatten
von Stuttgart 21 überhaupt keine Rede sein.
Im Gegenteil.
Die Voralbregion ist eine sehr dynamische
Wachstumsregion in Baden-Württemberg.
Wie steht das Land konkret zur
möglichen Durchbindung der Voralbbahn
von Bad Boll über Wendlingen bis
Plochingen an die Haupttrasse?
Von einer Durchbindung der Strecke Göppingen—
Boll zur Strecke Wendlingen—
Weilheim sind wir noch sehr weit entfernt.
Die Strecken Holzmaden—Weilheim und
Göppingen—Boll wurden vor über zehn
Jahren stillgelegt. Das Land hat sich gerade
bei Göppingen—Boll lange Zeit der beantragten
Stilllegung widersetzt, weil alle
Chancen, die Strecke weiterhin erfolgreich
im Personenverkehr zu betreiben, untersucht
und geprüft wurden. Verschiedene
Gutachten zur Reaktivierung der Strecke
Göppingen—Boll und ihrer Durchbindung
nach Weilheim kamen zu dem Ergebnis,
dass selbst bei Reaktivierung des Schienenpersonenverkehrs
ein ergänzendes Buskonzept
zur Erschließung der Ortszentren unumgänglich
ist. So kam die Studie zu einem
integrierten Verkehrskonzept Albvorland zu
dem Ergebnis, dass eine Reaktivierung der
Gesamtstrecke unter den damaligen Randbedingungen
nicht sinnvoll sei.
Grundsätzlich ist das Land bereit, stillgelegte
Strecken zu reaktivieren, sofern die betroffene
Region sich an den erforderlichen
Investitions- und Betriebskosten beteiligt.
Schwierigkeiten ergeben sich aktuell daraus,
dass die Strecke Wendlingen—Kirchheim
demnächst in das S-Bahn-Netz Stuttgart
einbezogen wird. Ein Verkehr Göppingen—
Bad Boll—Kirchheim—Wendlingen—Plochingen
müsste demnach mit dem S-Bahn-
Verkehr abgestimmt werden. Hinzu kommt,
dass zwischen Bad Boll und Weilheim eine
neue Eisenbahnstrecke geplant und gebaut
werden müsste, da es auf diesem Abschnitt
noch nie eine Bahn gab.
Dennoch gilt: Wir sind grundsätzlich zu
derartigen Reaktivierungen und auch Neubauten
bereit, wenn sie wirtschaftlich sind,
von der Region gewollt werden und wenn
die Region bereit ist, sich an den Kosten zu
beteiligen. DBV Baden-Württemberg
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