Ende Januar haben wenige Zentimeter
Schnee das S-Bahn-System wieder völlig
aus dem Takt gebracht. Züge mussten ausfallen,
es gab Verspätungen von mehr als
einer halben Stunde – und die Lautsprecher
haben auch nicht funktioniert. Eine
der Ursachen war eine Weichenstörung am
Leuchtenbergring.
Und Weichen sind bei
der Eisenbahn systemrelevant. Aber es sind
auch Bauteile, mit denen man bald
175 Jahre Erfahrung sammeln konnte.
Natürlich fällt uns in diesem Zusammenhang
der alte Werbespruch von
der Bundesbahn ein: „Alle reden vom
Wetter – wir nicht!“. Aber vielleicht
sollte man nun im Jahr 2010 doch einmal
über das Wetter reden. Und über
Schaufel und Besen. Aber auch über
das Personal, das diese Werkzeuge
zeitnah einsetzen muss, um Weichenstörungen
zu beseitigen.
Fahrgastverband begrüßt Ministerwort
Seit Jahren fordert der Fahrgastverband
ein besseres Störfallmanagement.
„Wir fordern, dass sich alle Verkehrsunternehmen
auf winterliche
Wetterverhältnisse einstellen und
die entsprechende Vorsorge treffen.
Schienenbrüche und eingefrorene
Weichen sind keine unausweichlichen
Schicksalsschläge“, so Andreas Nagel, Sprecher
der Aktion Münchner Fahrgäste. „Mit
Grauen erinnern wir uns noch daran, wie
tagelang der Trambahnbetrieb in München
eingestellt worden ist, weil man zur Kostenersparnis
die Schneepflüge abgeschafft
hatte.“ Wenn es aber zu Störungen kommt,
dann müssen die Fahrgäste schnell mit richtigen
Informationen versorgt werden, damit
sie sich darauf einstellen können und sich
Alternativen suchen können.
Auch der bayerische Verkehrsminister
Martin Zeil betonte, dass er der Fahrgastinformation
einen sehr hohen Stellenwert
beimisst. „Die Fahrgäste müssen sofort
und umfassend informiert werden“, so Zeil.
Die Aktion Münchner Fahrgäste nimmt mit
Wohlwollen zur Kenntnis, dass sich sogar die
Spitze des Verkehrsministeriums dem Informationsbedürfnis
der Fahrgäste annimmt.
„Plan B“ für die S-Bahn muss zuerst verwirklicht
werden
Diese Alltagsprobleme werden auch nicht
durch eine zweite Stammstrecke für die
Münchner S-Bahn gelöst. Denn auch diese
Stammstrecke kommt irgendwo an die
Oberfläche. Dort gibt es dann Weichen, Signale
und Stellwerke. Und diese funktionieren
leider nicht sehr zuverlässig.
Ob die zweite Stammstrecke überhaupt
kommt, ist ja heftig umstritten. Einen genauen
Zeitplan gibt es noch nicht. Deshalb
fordert die Aktion Münchner Fahrgäste, dass
man sich zuerst um einen „Plan B“ kümmert.
Mit diesem Plan muss die Zuverlässigkeit
des Systems S-Bahn nachhaltig erhöht werden.
Da müssen Signale aufgestellt werden,
damit S-Bahnen, die einem Güterzug folgen,
wenigstens an den Bahnsteig fahren können.
Da müssen auch Engstellen kreuzungsfrei
ausgebaut werden. Es müssen Aufzüge gebaut
und Stationen renoviert werden. Und
wenn die neuen elektronischen Stellwerke
auch einmal vernünftig funktionieren, dann
gibt es hoffentlich eine Entscheidung, welcher
„Plan A“ realisiert wird. Ein Südring, ein
Nordtunnel oder eine zweite Stammstrecke.
Die Münchner Fahrgäste brauchen nämlich
schnell ein funktionierendes System für die
„Schnell-Bahn“ und können nicht noch ein
Jahrzehnt mit den derzeitigen Zuständen
leben.
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Erfolgreiche Tramverbindung der Linie 20, von Moosach kommend. Foto: Andreas Nagel |
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Tram-Westtangente unverzichtbar
Der Bau der seit Jahren geplanten Westtangente
der Münchner Trambahn ist mehr als
überfällig. Leider sind im Münchner Stadtrat
wieder die alten ideologischen Vorbehalte
vorgetragen worden. Insbesondere die CSU
setzte sich vehement für die bestehenden
Dieselbusse ein und will keine Verbesserung
durch attraktive elektrische Fahrzeuge. „Ich
hatte den Eindruck, dass die CSU noch einmal
ihren verkehrspolitischen Dinosaurier,
Zöller, ins Gefecht schickt, um für den unbeschränkten
Autoverkehr in die Schlacht
zu ziehen“, meint Andreas Nagel, Sprecher
der Aktion Münchner Fahrgäste. Leider kann
sich Zöller auch nicht mehr daran erinnern,
wie unter dem damaligen CSU-Oberbürgermeister
Erich Kiesel die gesamte Münchner
Trambahn aufs Abstellgleis geschoben werden
sollte. Es gab einen genauen Plan, wann
der letzte weiß-blaue Zug durch München
fahren sollte. Es war der politische Wille,
den Linienverkehr in München nur noch mit
U-Bahn und Bus abzuwickeln.
Die Bürger der Landeshauptstadt haben
dies allerdings nicht zugelassen, sondern
eine andere politische
Mehrheit gewählt.
Die Ergebnisse
der Stadtratswahl
entlang der Linie 17
waren eindeutig. Zunächst
hatte die CSU
daraus gelernt, und
der Beschluss zum Erhalt
und Ausbau der
Trambahn am 9. Juli
1986 wurde einstimmig
gefasst. In der
folgenden Zeit wurde
aber jedes einzelne
Projekt abgelehnt.
Nur die Verlängerung
der Trambahn nach St.
Emmeram fand ganz
am Ende die Zustimmung
der CSU.
Die Trambahnwesttangente
ist ein
unverzichtbarer Teil des Trambahnsystems
für München. Die Fahrgäste wollen ein umweltfreundlicheres
und leistungsfähigeres
Verkehrsmittel. Sie wollen einen besseren
Anschluss an die S-Bahn in Laim. Die vermeintliche
Konkurrenz zwischen Trambahn
und U-Bahn gibt es nicht. Für die U-Bahn
kommt ja nur eine Verlängerung vom Laimer
Platz nach Pasing in Frage. Die Westtangente
liegt dazu genau im rechten Winkel.
Für die Stadtwerke gilt es nun, rasch eine
vernünftige Planung vorzulegen. Denn
noch hat die derzeitige Spitze der Münchner
Verkehrsgesellschaft mehr Trambahnkilometer
stillgelegt, als neu gebaut oder
wieder in Betrieb genommen. Wie quälend
lange sich die Verwaltung Zeit lässt, um
Stadtratsbeschlüsse umzusetzen ist eigentlich
unverständlich.
Für den Autoverkehr wurde und wird ja
sehr viel getan. Der Autobahnring im Westen
ist geschlossen, der Mittlere Ring wird
untertunnelt, da sollte in der breiten Fürstenrieder
Straße schon noch Platz für die
Trambahn sein! Aktion Münchner Fahrgäste im DBV
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