In seinem Einführungsvortrag stellte Herr Dr. Predl kurz die derzeitige Situation des
Straßenbahnbetriebes in Berlin dar. Zur Zeit würden im
Jahr 150 Mio Fahrgäste befördert, Ziel seien 200 Mio. Die Fahrgastzahlen weisen tür 1994
erstmals wieder eine positive Tendenz aus. Die Gesamtsanierung des Netzes soll bis
2001/2002 abgeschlossen sein. 1995 werden ca. 100 Mio DM für das
Sanierungsprogramm ausgegeben.
Danach ging Herr Dr. Predl aufeinige seiner Sorgen ein. So fehlt im Bereich Köpenick immer noch
ein Gleichrichterwerk, In der derzeitigen Planung ist für das nächste Jahr die inbetriebnahme
vorgesehen. Erst ab diesem Zeitpunkt kann auch im Bereich Köpenick baufahrzeuge verzichtet
werden. Zum Fahrzeugbestand berichtete er, daß 176 modemisierte Tatra-Fahrzeuge im Einsatz
sind. Insgesamt sind bis 1997 447 Fahrzeuge zu modernisieren.
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Im Gespräch für Berlin: Ein Zweirichtungszug, abgeleitet aus der Chemnitzer Variobahn, soll in Berlin getestet werden. Endlich", muß man hinzufügen, den schon lange fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB Zweirichtungsfahrzeuge für die BVG. Foto: I. Schmidt |
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Nach den bekannten Problemen mit den neuen Niederflurfahrzeugen sollen bis Ende Juni insgesamt
13 Niederflurfahrzeuge im Einsatz sein. Danach kann der Fahrzeugeinsatz - mit ca. einjähriger
Verzögerung allmählich ausgedehnt werden. So sollen demnächst auf der Linie 8E Niederflurfahrzeuge
in Doppeltraktion eingesetzt werden, anschließend soll die Linie 7 mit Niederflurwagen ausgestattet
werden. Für 1996 und 1997 wurde eine Lieferoption über weitere 60 Niederflurfahrzeuge abgeschlossen.
Dabei soll es bei der sechsachsigen Variante bleiben. In absehbarer Zeit soll die Erprobung eines
Zweirichtungsfahrzeuges erfolgen. Die Zweirichtungsfahrzeuge sollen jedoch nur eine Ergänzung des
Fahrzeugparks bilden, um insbesondere bei Baumaßnahmen flexìbler als bisher zu werden. Am
generellen Konzept mit Wendeschleifen soll fest gehalten werden.
Kundenprobleme
ln der anschließenden Diskussion kamen die Probleme der
Kunden zur Sprache. Ein wichtiges Thema waren dabei Probleme, die aus der seit
Jahresbeginn eingeführten Bedarfshalt-Regelung resultieren. So wurde angeregt, daß in den
modernisierten Fahrzeugen ein Aufkleber darauf hinweist daß ab 20.00 Uhr der Haltewunsch
per Signalknopf anzuzeigen ist. Kritisiert wurde u.a.der nur schwer zu durchschauende Betrieb
auf der Linie 27, da die Züge in den Abendstunden von ihrer normalen Wegführung abweichen. Die Vertreter
der BVG sagten eine Prüfung zu, ob die Linie 27 Statt zum Bf Lichtenberg bis zum SEZ verlängert
werden kann.
Derzeitiges Hauptsorgenkind ist der Bereich Schöneweide, wo durch
Autostaus eine katastrophale Situation entstanden ist. Die BVG erwartet erst nach der
Sanierung der Stubenrauehbrücke eine Entspannung, da dies wieder zu einer Entlastung
des Treskowbrücke führt. Die BVG wird versuchen, durch die Reservehaltung von
Fahrzeugen an der Endstelle Blockdammweg eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
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Die Verleihung des Bundesfilmpreises war Anlaß für eine dreistündige Einstellung des Öffentlichen Verkehrs auf der Friedrichstraße. Das kann ja heiter werden, wenn erst die Bundesregierung in die Hauptstadt eingetroffen ist. Foto: I. Schmidt |
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Nach Fertigstellung der Gleisanlagen im Bereich Friedrichstraße/Chausseestraße wird auch die
Linie 50 an die Endstelle Kupfergraben herangeführt. Für die häufigen Behinderungen durch Autos
im Bereich der Endstelle Kupfergraben ist noch keine Lösung absehbar.
Beklagt wurden die häufig unzureichenden Bedingungen die Fahrgäste, vor allem auch an den neu
gestalteten Haltestelleninseln. Einerseits werden den Fahrgästen durch unnötige Absperrgitter
sinnlose Umwege zugemutet, andererseits fehlen z.T. Wetterschutz-Einrichtungen völlig, oder die
Spritzwasserwände sind völlig unzureichend, z.B. an der Landsberger Allee/Petersburger Straße, wo
im übrigen für die wartenden Fahrgäste eine besonders starke Abgasbelastung durch den
Autoverkehr besteht.
Straßenbahn zu langsam
Kritisiert wurden von mehreren Teilnehmern die immer länger werdenden Fahrzeiten
durch Ampelschaltungen. Selbst an modernisierten Ampeln wird die Straßenbahn bewußt
benachteiligt - von Vorrang wagt man als Fahrgast nicht zu träumen. Die BVG verwies auf die
Zuständigkeit des Senats in dieser Frage. Festgestellt hat die BVG, daß auf vielen Linien inzwischen
wieder die Fahrzeit benötigt werden, die man mit den Altbaufahrzeugen vor Einiührung der
Tatra-Wagen benötigt habe...
Der Senat plant
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Typisches Beispiel für die Straßenbahn-Behinderung in Berlin: An der neuen Ampel Suermondstraße Ecke Degnerstraße in Hohenschönhausen ist zwar eine Anforderungsschaltung installiert, diese gewährt aber dem Straßenverkehr (einschließlich der Linksabbieger!) Vorrang - die Straßenbahn muß warten! Foto: I. Schmidt |
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Auf weitere Ausbaupläne wurde nur kurz eingegangen, da diese in die Verantwortung
des Berliner Senates fallen. Die Inbetriebnahme der Neubaustrecke über die Bornholmer Straße zum
Louise-Schroeder-Platz sei zum 30.09.95 geplant (inzwischen 14.10.95 siehe Seite 4), die
Weiterführung bis zum Eckernförder Platz wurde auf 1997 vertagt. Die nächste größere Veränderung
betrifft die Anbindung des Alexanderplatzes über die Hans-Beimler-Straße.Die BVG versucht in dieses Planfeststellungsverfahren auch die parallele Trassenführung über die Karl-Liebknecht-Straße
einzubinden. Vorgesehen ist in diesem Zusammenhang auch eine völlige Umgestaltung der
Gleisanlagen am Hackeschen Markt. Die Haupttrasse soll dann vom Alexanderplatz über die
Spandauer Straße zum Hackeschen Markt Aber mit der Inbetriebnahme ist selbst im günstigsten
Fall erst im Jahr 1998 zu rechnen. IGEB
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