|
Einleitend wurde von Herrn Lawerentz über die in diesem Jahr zu erwartenden Veränderungen im
Fuhrpark berichtet. Nach dem "kargen" Jahr 1994 ist 1995 mit einer Vielzahl von Neuwagen in allen
gängigen Größen zu rechnen. Das Schwergewicht liegt mit 86 Fahrzeugen, die ab Herbst ausgeliefert
werden sollen, beim neuen dreitürigen Doppeldecker. Bei dem jetzt auf der Linie 100
eingesetzten Fahrzeug handelt es sich um einen Prototyp in noch nicht endgültiger Ausführung.
Herr Lawerentz kündigte Fahrgastbefragungen zu dem Fahrzeug an und versprach, daß Anregungen
bei den Serienfahrzeugen noch berücksichtigt werden können. Der häufig benannte Kritikpunkt, die
geringe Stehhöhe im hinteren Teil des Wagens, soll dadurch entschärft werden, daß die
Serienfahrzeuge eine Bauhöhe von 4,12 m (!) gegenüber 4,06 m beim Prototyp haben werden.
Obwohl mit dem neuen dreitürigen Doppeldecker der Hauptschwachpunkt der Doppeldecker - die
langen Haltestellenaufenthaltszeiten - ausgeräumt wird, ist zukünftig aus Kostengründen mit
einem abnehmenden Anteil der Doppeldecker am Gesamtfahrzeugbestand zu rechnen, obwohl er
grundsätzlich erhalten bleiben soll.
Neuer Fahrzeugtyp: Megatrans
|
Ein 15 m langer Eindecker vom Typ Neoplan Megatrans wird seit Juni auf der Linie 169 von der BVG getestet. Durch den Einsatz sollen die Möglichkeiten geprüft werden, durch nachfragegerechteren Fahrzeugeinsatz Kosteneinsparungen zu erreichen. Foto: I. Schmdt |
|
Nach Änderung der gesetzlichen Bestimmungen, nach denen nunmehr auch die Zulassung von
15m-Einzelfahrzeugen möglich ist, wird auch bei der BVG über den Einsatz solcher Eindecker
alternativ zu den 18-m-Gelenkbussen nachgedacht. Kostenberechnugen zufolge wäre ein solches
Fahrzeug sowohl in der Anschaffung wie auch in den Betriebskosten um ca. 20% günstiger als der
Gelenkbus. Sein Fassungsvermögen wäre mit ca. 130 Fahrgästen gegenüber 160 beim Schlenki zwar
geringer, jedoch ist dies für das Verkehrsaufkommen vieler Linien eine angemessene Fahrzeuggröße.
Ein Probefahrzeug wird derzeit auf der Linie 169 getestet. Auch über den Einsatz sogenannter
Midi-Busse für schwächer belastete Linien wird nachgedacht. Insgesamt sollen alle Möglichkeiten
zur Kostendämpfung durch optimalen Fahrzeugeinsatz ausgelotet werden.
|
Längst ist der Sprechtag für BVG-Busfahrgäste fester Bestandteil der Schienenverkehrs-Wochen, so auch 1995. Rechts der BVG-Unternehmensbereichsleiter Rainer Lawerentz, links sein Mitarbeiter Helmut Graetz, und in der Mitte der Moderator des Abends, Matthias Horth vom Berliner Fahrgastverband IGEB. Foto: I. Schmidt |
|
Die vom Publikum angesprochenen Fragen waren vielfältig und können hier nur auszugsweise
wiedergegeben werden. Bestimmte Themen erweisen sich inzwischen als Dauerbrenner der
Bussprechtage und verdeutlichen, daß die BVG hier noch einen erheblichen Nachholbedarf hat, z.B.
beim Stichwort "Anschlußsicherung und Wartepflicht bei Umsteigevorgängen". Herr Lawerentz
versicherte das ständige Bemühen des Betriebes, den eigenen Mitarbeitem die Wichtigkeit gerade
dieses Punktes zu verdeutlichen. Die Anzahl der Anschlußsicherungspunkte ist im neuen Fahrplan
vergrößert worden. Sie wird jedoch darüber hinaus wegen der Vielzahl der Netzverknüpfungen selbst
bei Einführung eines rechnergestützten Betriebsleitsystems (RBL) nach Einschätzung von Herm
Lawerentz nicht wesentlich wachsen können. Problematisch ist und bleibt aber nach wie vor die
Einhaltung der im Fahrplan vorgesehenen Umsteigeanschlüsse durch die Fahrer, insbesondere in den
Tageszeiten, in denen keine Absicherung über den Betriebsfunk erfolgt.
|
Unverzichtbarer Bestandteil des Berliner ÖPNV-Netzes sind die Zahlreihen Fährlinien. Mit ca. 130.000 beförderten Fahrgästen ist die F12 zwischen Wendenschloß und Grünau eine der am stärksten frequentierten Fährlinien Berlins. Foto: I. Schmidt |
|
Trotz ihrer Verkehrsbedeutung gab es im neuen Fahrplan der Fährlinie 11 zwischen Oberschöneweide und Grünau eine dreistündige Betriebspause. Fahrgäste mußten Umwegfahrten bis zu einer halben Stunde in Kauf nehmen, bevor nach Protesten, die auch beim Bus-Sprechtag zur Sprache kamen, die Fahrplanlücke im Juli wieder geschlossen wurde. Foto: I. Schmidt |
|
Kreativität beweist der Unternehmensbereich Omnibus: Alle Design-Diskussionen der letzten Jahre ignorierend werden die Busse des Betriebshofes Indira-Gandhi-Straße mit selbst kreierten Wechselschildern bestückt. Bei den von anderen Betriebshöfen eingesetzten Bussen erfolgt die Seitenbeschilderung zwar im BVG-Design, fehlt dafür aber häufig ... Foto: I. Schmidt |
|
Kleiner Erfolg für die Fahrgäste in Adlershof: Damit die Fahrgäste zukünftig rechtzeitig aus dem Bus aussteigen und zum S-Bahnhof laufen können, bevor der Bus sich in den Stau einreiht und bis zu 5 Minuten verliert, hat die BVG jetzt eine Haltestelle an der Agastraße vor der Rudower Chaussee eingerichtet. (Es ist schon fast peinlich, was man in Berlin derzeit als Erfolgsmeldung für die Fahrgastbelange bezeichnen muß.) Foto: I. Schmidt |
|
Beschwerden von Teilnehmern über zugeparkte Haltestellen und Busspuren stießen auf offene Ohren,
die Antworten hinterließen aber auch hier einen schalen Beigeschmack über den Stellenwert des ÖPNV
bei den zuständigen Behörden in dieser Stadt. Bei Anzeigen gegen falsch parkende Autos besteht die
Polizei darauf, daß der Anzeigende (also der Bus- oder Straßenbahnfahrer) am "Tatort" verbleibt, bis
die Anzeige aufgenommen wird. Dieses Verfahren bedeutet, daß eine Weiterfahrt eines Linienbusses
praktisch nicht möglich ist und damit eine noch größere Beeinträchtigung eintritt als bei Inkaufnahme
der Behinderung! Darüber hinaus besteht die Innenverwaltung darauf daß Anzeigen nur durch die
Polizei aufgenommen werden dürfen. Die gänige Praxis anderer Städte, in denen das Personal der
Verkehrsunternehmen selbst Anzeigen aufnehmen und das Abschleppen veranlassen kann, wird
vom Berliner Senat bewußt unterbunden.
Ärger mit den Privaten
Bemängelt wurden der bereits vor geraumer Zeit angekündigte, aber nicht realisierte Einsatz
von Gelenkbussen auf der stark frequentierten Linie 183 sowie die Tatsache, daß dort noch
immer die für diese Linie völlig ungeeigneten DenOudsten - Busse verkehren. Herr Lawerentz gab zu
verstehen, daß er über den seinerzeit abgeschlossenen Vertrag mit dem Privatunternehmen sehr
unglücklich ist, da der Wageneinsatz vertraglich auf eine bestimmte Linie festgelegt wurde. Die
BVG versuche aber mit den jeweiligen Vertragspartnern Lösungen zu finden und werde Zukünftig
derartige Fehler vermeiden.
Fähren sind unverzichtbarer Bestandteil des ÖPNV-Netzes
Mit dem Thema Fährbetrieb wurde auf dem
Sprechtag fur Busfahrgäste auch ein eher untypisches Problem angesprochen: Das Bewußtsein
über die Bedeutung der Fährlinien für das Netz insgesamt schien beim zuständigen Unternehmensbereich
Omnibus jedoch noch nicht ausgereift zu sein, hatten doch viele Besucher den Eindruck, als würde
der Fährbetrieb, der durch die Stern- und Kreisschiffahrt im Auftrag der BVG durchgeführt wird, nur als
Kostenfaktor betrachtet. So ist es wohl auch zu erklären, daß mit dem neuen Fahrplan der Betrieb
auf der Fährlinie 11 zwischen Oberschöneweide und Baumschulenstraße zwischen 11 und 14 Uhr
einfach eingestellt wurde. Erst durch ein entsprechend negatives Echo in den Medien ist den
Bus-Experten offenbar deutlich geworden, daß auch diese Fährlinie ein unverzichtbarer Bestandteil
des ÖPNV-Netzes ist und man den jährlich 44.000 Fahrgästen dieser Linie nicht bis zu halbstündige
Umwegfahrten zumuten kann, will man sie nicht als ÖPNV-Kunden insgesamt verlieren. Erfreulich, daß seit Ende
Juli diese Lücke im Fahrplan wieder geschlossen wurde.
Positiv erwähnt wurde von einer Besucherin, daß die von ihr im letzten Jahr angeregte Haltestelle an
der Agastraße in Adlershof jetzt durch die BVG eingerichtet wurde. Der Berliner Fahrgastverband IGEB
hofft, schon bald über die Realisierung weiterer Verbesserungsvorschläge der Veranstaltungsbesucher
berichten zu können. IGEB
|