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Medienwirksam mit viel Prominenz erfolgte am 14. August der
Spatenstich für die Verlängerung der S25 von Berlin-Tegel nach
Hennigsdorf, aber schon bald wurde das Vorhaben - unter Aus-
schluß der Offentlichkeit - vom Eisenbahn-Bundesamt blockiert
(siehe Kommentar auf Seite 10). Während die Fahrgäste entlang
der Kremmener Bahn seit Jahren solche Wechselbäder durchma-
chen, gab es am südlichen Ende der S25, auf der Anhalter Bahn,
einige bemerkenswerte Veränderungen hinsichtIich der Planungen
und der Terminabläufe, die in der Öffentlichkeit aber kaum
wahrgenommen bzw. beachtet wurden. Sie bieten Anlaß genug
für einen kurzen Rückblick und eine Beschreibung des (hoffent-
lich) aktuellen Planungsstandes für die Anhalter Bahn.
Mit der Übemahme der S-Bahn durch die BVG
am 10. Januar 1984 hatte der (West-)Berliner
Senat auch die S-Bahn auf der Anhalter Bahn
stillgelegt. Selbst ein 1986 erfolgreiches Bürgerbegehren in
Steglitz mit rund 20.000 Unterschriften änderte zunächst nichts an der Planung, die
Strecke von Priesterweg bis Lichterfelde Süd erst
Ende des Jahrhunderts wieder in Betrieb zu nehmen. Unter dem damaligen CDU-Senator Wronski
fiel 1988 sogar eine Entscheidung, die Verlängerung der U-Bahn-Linie 9 von Rathaus Steglitz
über Munsterdamm auf die Anhalter Bahn nach
Lichterfelde Süd zu führen.
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Die Schautafel der S-Bahn Berlin GmbH zeigt, daß die S-Bahn in Zukunft nicht wieder zum Bf. Teltow, sondern von der Anhalter Bahn nach Westen abzweigend zu einem neuen S-Bf Teltow Stadt fahren soll. Foto: Marc Heller |
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Diese Entscheidung wurde 1989 vom - inzwischen rot-grünen - Senat revidiert, Die "S25" erhielt
eine hohe Priorität und sollte bis Ende 1993
zwischen Priesterweg und Lichterfelde Süd wieder reaktiviert werden. Hierfür war eine
Sparvariante für insgesamt 100 Mio DM vereinbart
worden.
S-Bahn-Wiederinbetriebnahme
zunächst nur bis Lichterfelde Ost
Auch diese Entscheidung wurde, nach Neuwahl
des Berliner Senats und Beginn der Großen Koalition, im
Jahre 1991 wieder revidiert, wobei
auch planerische Schwierigkeiten, z.B. durch eine
geplante Verbreiterung der Königsberger Straße,
und Kostenerhöhungen eine Rolle gespielt haben.
Daraufhin entschied Bausenator Wolfgang Nagel, zunächst nur die Strecke von Priesterweg bis
Lichterfelde Ost unter lnkaufnahme eines eingleisigen Abschnittes und einer provisorischen
Herrichtung der S-Bahnhöfe bis Ende 1994 wieder
aufzubauen.
Die Wiederinbetriebnahme erfolgte auf diesem
3,9 km langen Abschnitt (Kosten: 120 Mio DM)
dann jedoch erst am 28. Mai 1995 zusammen mit
der des Abschnittes von Schönholz nach Tegel
(Kremmener Bahn).
Für den Weiterbau der S-Bahn von Lichterfelde
Ost nach Lichterfelde Süd war nunmehr das Jahr
1998 im Gespräch. Das Land Brandenburg hatte
inzwischen mit der S-Bahn Berlin GmbH und
dem Senat von Berlin Einigkeit darüber erzielt,
daß die S25 nicht mehr wie früher nach Teltow/
Heinersdorf - einem relativ dünn besiedelten
Gebiet an der Anhalter Fernbahn, sondem in das
einwohnerstärkere und mit etlichen Gewerbebetrieben belegte Gebiet von Teltow Stadt geführt
werden soll. Hier war bereits Ende der 30er Jahre
eine Trasse geplant und zum Teil im Erdbau
auch schon vorbereitet worden. Das Land Brandenburg hatte ursprünglich für den Abschnitt
Lichterfelde Süd - Teltow Stadt als Inbetriebnahmetermin das Jahr 2002 avisiert,
Eine Trassen freihaltung erfolgt übrigens darüber hinaus von
Teltow Stadt nach Stahnsdorf, dem ehemaligen
Endpunkt der am 13. August 1961 stillgelegten
"Friedhofsbahn" von Berlin-Wannsee.
Das Engagement der PBDE weckte neue Hoffnungen
Doch abermals wurden die Terminvorstellungen
revidiert, erstmals jedoch im positiven Sinne: Die
"Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Ein-
heit" (PBDE) untemahm nach der mit acht Monaten ungewöhnlich schnellen Fertigstellung der
Hamburger Bahn von Spandau bis Falkensee einen Vorstoß bei der Deutschen Bahn AG und
dem Senat und bewarb sich um die Herstellung
der S-Bahn-Strecken von Tegel nach Hennigsdorf und von Lichterfelde Ost über Lichterfelde Süd
nach Teltow. Dieser Vorstoß erfolgte vor
dem Hintergrund, daß bei der PBDE aufgrund
von Kürzungen im Finanzierungsplan des Bundesministeriums für Verkehr Schienenprojekte
zeitlich nach hinten verschoben wurden (u.a. das
Projekt Deutsche Einheit Nr. 8, die Fernbahn
Berlin - Nürnberg, um drei Jahre!), wodurch bei
der PBDE Planungs- und Baukapazitäten in erheblichem Umfange frei wurden, Die PBDE
erhielt dann im Sommer 1995 den Zuschlag für den
Bau der S-Bahn-Strecke von Tegel nach Hennigsdorf, wofür die Projektgesellschaft einen
Wiederinbetriebnahmetemun im Dezember 1996
zusagte, Die S-Bahn-Strecke S25, zunächst von
Lichterfelde Ost bis Lichterfelde Süd, soll jedoch
weiterhin durch die Berliner Senatsbauverwaltung wiederhergestellt werden, da sich
diese nunmehr plötzlich bereit erklärte, diesen Streckenabschnitt ebenfalls bis Ende 1996 herzustellen.
Inzwischen bemüht sich das Land Brandenburg,
den Inbetriebnahmetermin für den Abschnitt
Lichterfelde Süd - Teltow Stadt ebenfalls vorzuziehen, voraussichtlich auf das Jahr 1998. Die
Chancen werden in Potsdam nach Auskunft aus
dem Verkehrsministerium als günstig angesehen,
da dieser 3,2 km lange Abschnitt überwiegend auf
ebenem Gelände und eingleisig und somit sehr
kostengünstig (ca. 55 Mio DM) realisiert werden
soll. Nachdem ein standardisiertes Bewertungsverfahren für diesen Abschnitt positiv
ausgegangen ist, muß nunmehr vor Baubeginn noch ein
Planteststellungsverfahren durchgeführt werden.
Neuer S-Bf Osdorfer Straße, alte Lage für S-Bf Lichterfelde Süd
Auf dem im Land Berlin gelegenen S-Bahn Abschnitt von Lichterfelde Ost nach
Lichterfelde Süd sind zwei wichtige Planungsänderungen
eingetreten: Zum einen soll - etwas überraschend
- der Haltepunkt Osdorfer Straße bereits mit der
Strecken-Wiederinbetriebnahme erstellt werden,
zum anderen soll der S-Bf-Lichterfelde Süd nun
doch etwa in seiner alten Lage südlich des Straßenzuges Holtheimer Weg - Réaumurstraße
wiederaufgebaut werden. Bereits 1983 war in einer
Forschungsarbeit der TU Berlin empfohlen worden, im Falle einer Realisierung des S-Bfs
Osdorfer Straße den S-Bf Lichterfelde Süd in seiner bisherigen Lage zu belassen, weil sich bei
einer Verschiebung nach Norden die fußläufigen
Einzugsbereiche zu sehr überlagern würden. Ein
zusätzliches wichtiges Argument für die Südlage ergibt sich heute aus der Verfügbarkeit über
das ehemalige amerikanische Truppenübungsgelände "Park Range", auf dem in absehbarer Zeit
eine größere Wohnsiedlung, u.a. für Bundesbeamte und mit einem Bereich für autofreies
Wohnen, errichtet werden soll.
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Zeittafel für den Ausbau der S25, Stand Oktober 1995. Die Daten sind einer Selbstdarstellung der S-Bahn Berlin GmbH entnommen. |
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Zur Korrektur der Planung für den S-Bf Lichterfelde Süd ist umso bemerkenswerter, weil das
Planfeststellungsverfahren für die Verschiebung
nach Norden bereits durchgeführt war. Doch die
Verantwortlichen sahen zum Glück ein, daß nur
mit der Südlage ein ausreichend großer Abstand
von ca. 1100 m zum Haltepunkt Osdorfer Straße
gegeben ist, wodurch dieser eine völlig eigenständige Verkehrsbedeutung erlangt, Auch ergibt sich
mit zwei S-Bahnhöfen eine recht günstige Erschließung der dicht bebauten
Thermometer-Siedlung. Ein wichtiges Moment für den sofortigen Bau des Haltepunkts Osdorfer Straße war
wohl auch, daß dieser während des Baus dieses
S-Bahn-Abschnittes kostengünstig "mitgebaut"
werden kann.
Überzogene Planungen für Lichterfelde Ost
Nach den PlanfeststelIungsunterlagen für den
Bau der Fernbahn wird im Bereich des Bahnhofs
Lichterfelde Ost an der Königsberger Straße eine
erheblich aufgeweitete Brücke eingebaut werden,
ebenso bei der S-Bahn. Dies ermöglicht eine
Verbreiterung der Königsberger Straße auf acht
(!) Fahrspuren in diesem Bereich.
Seitens des Senats von Berlin besteht weiterhin
die Zielplanung, den S-Bahnhof Lichterfelde Ost,
der heute nur einseitig angeschlossen ist, um den
bestehenden Bahnhofszugang in der Achse Bahnhofstraße umzuklappen und somit an die
Königsberger Straße mit beidseitigen Zugängen
anzuschließen. Dies hätte hinsichtlich der Einzugsbereiche erhebliche Vorteile und würde auch
die Umsteigebedingungen von bzw. zu den
Omnibussen im Straßenzug Königsberger Straße - Oberhofer Weg verbessem. Wann diese
Umklappung realisiert wird, dürfte allerdings vor
allem eine Frage der Finanzen sein. Derzeit gibt
es jedenfalls sehr viel wichtigere Projekte. Außerdem wären in diesem Fall die in den provisorischen Ausbau des S-Bfs Lichterfelde Ost gesteckten Gelder verloren.
Pläne für Lankwitz
lm Zusammenhang mit der zur Jahrhundertwende geplanten Fertigstellung der Fernbahn soll in
Lankwitz der provisorische eingleisige S-Bahn-Abschnitt in die zweigleisige Endlage umgebaut
werden. Dabei müßten, falls das sogenannte Projekt Deutsche Einheit Nr. 17, der
Wasserstraßenausbau zwischen Hannover und Berlin, weiterhin verfolgt wird, die Bahnbrücken über den
Teltowkanal entsprechend aufgeweitet werden.
Sehr viel sinnvoller könnte das Geld angelegt
werden, wenn im Rahmen dieser Umbaumaßnahmen der Bahnhof Lankwitz an oder sogar über
die Leonorenstraße verschoben würde, um günstige Umsteigebedingungen von und zu den in
diesem Bereich häufig verkehrenden Omnibussen zu ermöglichen.
Fernzüge auf der Anhalter Bahn nicht in Sicht
Die Anhalter (Fern-)Bahn ist hinsichtlich des
Personen- und Güterverkehrsaufkommens nach
der Relation Berlin - Hannover die wichtigste
vom Berliner Stadtgebiet ausgehende Femstrecke. Sie ist demzufolge als Bestandteil der Europäischen Magistrale Berlin - Leipzig/Halle - München - Brenner - Italien in allen Konzepten
mit hoher Priorität enthalten, Zunächst war sie auf
Berliner Stadtgebiet sogar viergleisig geplant.
Nun wird sie zunächst zweigleisig realisiert. Das
zweite Gleispaar wird aber weiterhin freigehalten, um eine Option für den Großflughafen
Sperenberg und dann 60 zusätzlich erforderliche
Zugpaare pro Tag (FlughafenExpress im 15-Min-Takt) offenzuhalten.
Leider laufen die Planungsmaßnahmen und Projektierungen für die Anhalter Fernbahn nur
schleppend, so daß ein Baubeginn auf Berliner
Stadtgebiet, der ursprünglich für Mai 1995 angekündigt worden war, nicht in Sicht ist. Für
diesen Umstand ist im siebten Jahr nach Öffnung der
Mauer keinerlei Verständnis mehr aufzubringen,
die Ursache tür diese fortdauemde Untätigkeit
kann eigentlich nur im Fehlen der Finanzierungsbereitschaft durch die Bundesregierung liegen.
Chancen für Regionalzüge
Ursprünglich sollte ein Gleis der Anhalter Fern-
bahn aus dem Umland bis Lichterfelde Ost - hier
entsteht ein Regionalbahnhof - bereits 1995 in
Betrieb gehen, später hieß es "1996" - heute ist
sogar die Fertigstellung Ende 1997 fraglich. Allerdings gibt es bei der Deutschen Bahn AG
Überlegungen, ein Ferngleis von Teltow/Heinersdorf bis zum Bf Lichterfelde Süd provisorisch vorzustrecken, um eine Inbetriebnahme der
Regionalbahn mit S-Bahn-Anschluß in Lichterfelde Süd Ende 1996 zu ermöglichen. Auf
Berliner Stadtgebiet wird von der Landesgrenze bis
zum S-Bf Lichterfelde Süd keine Planfeststellung
benötigt, da das Gleis hier in alter Lage verlegt
wird.
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[IGEB] Die derzeit bekannten Planungen der Deutschen Bahn A G und des Berliner Senats für den
Berliner Bereich der Anhalter Bahn sind aus Fahrgastsicht
positiv zu bewerten. Die vorgezogenen Realisierungstermine
(S- und R Bf Lichterfelde Süd ab Dezember
1996) sind - falls nicht doch wieder Sand ins Getriebe kommt - endlich einmal eine erfreuliche Nachricht
nachdem der Berliner Bahnbau bisher überwiegend
mit "Schneckentempo" (so ein großer Berliner Bauunternehmen geglänzt hat Merkwürdig ist allerdings,
daß Berlins bisheriger Verkehrssenator Herwig Haase, der doch - wie auch sein Staatssekretär Ingo
Schmitt - stets auf spektakuläre Projektankündigungen,
erste Spatenstiche und Streckeneröffnungen erpicht
war in der jüngsten Wahlkampfzeit die neuen Termine gar nicht "verkauft" hat. Es hätte doch sicher eine
breite Öffentlichkeit interessiert daß schon im nächsten Jahr mit der Verknüpfung von S-Bahn und
Regionalbahn in Lichterfelde Süd eine schmerzliche Schienenlücke ins südliche
Berliner Umland geschlossen
werden soll und daß so wichtige Orte wie Lichterfelde Süd mit bereits heute vielen Bewohnem,
weiterführenden Schulen etc., Teltow und Ludwigsfelde,
aber auch Ausflugsziele wie Birkengrund und Trebbin, endlich attraktiv auf der Schiene erreicht werden
können. Oder stehen die Verantwortlichen gar nicht
hinter dieser Planung und warten nur darauf daß das
Vorhaben Anhalter Bahn wie eine Seifenblase zerplatzt so wie es bei Tegel- Hennigsdorf geschah? Igeb
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