|
Anläßlich der Schienenverkehrswochen 1995 fand im Hauptbahnhof der alljährliche S-Bahn-Sprechtag statt.
Erinnern Sie
sich? Von der neu gegründeten S-Bahn Berlin GmbH waren
Herr Ruppert und Herr Dr. Kramer gekommen, um sich Anregungen und Fragen ihrer Fahrgäste zu stellen.
Pro-Bahn Resortchef, Herr Frädrich, eröffnete die Gesprächsrunde mit
einem Ist-Zustandsbericht über unzulängliche Fahrgastinformationen und Betriebsführungen bei
betriebsbedingten Sonderverkehren. Herr Ruppert räumte diese Unpäßlichkeiten
ein und versprach gezielte Maßnahmen, mit denen seine Gesellschaft alles daran setzen wollte, diese
zu beseitigen. Was ist daraus geworden?
Herr Ruppert verwies in seinem
Vortrag auf den Umstand, daß eine
Reihe von Unpäßlichkeiten für den
Fahrgast, beispielsweise die Einrichtung von Pendelverkehren
außerhalb des Einflußbereichs der
S-Bahn Berlin lägen, da man nur
Mieter der Strecken wäre und sich
deshalb denAnordnungen des DB-Geschäftsbereiches Netz zu fügen
hätte. Allerdings kündigte er im
Bereich der Bahnhöfe Verbesserungen an, da man mit dem DB-Geschäftsbereich
Personenbahnhöfe einen sogenannten Geschäfts-Besorgungsvertrag geschlossen
hätte, womit die S-Bahn Berlin
nunmehr selbst für Sicherheit,
Sauberkeit, korrekte Fahrgastinformationen sowie für die Instandhaltung der Anlagen zuständig
wäre.
|
S-Bah-Erfolgsmedien: Baustellenkarte und Max - der Maulwurf. S-Bahn Berlin |
|
Auf Anfrage aus dem Publikum
teilte S-Bahn-Marketing-Chef Dr.
Kramer mit, die noch etwas unübersichtlichen Bauinfos würden
überarbeitet. Er stellte für „zündende" Ideen, auch aus den Reihen der Fahrgäste, sogar ein
Honorar in Aussicht. Außerdem verwies er auf das neue - kostenlose
- Fahrplanheft der S-Bahn. Soweit die Äußerungen am 19. Mai
1995. Zwischenzeitlich sind den
Bekundungen tatsächlich Taten
gefolgt, die schon deshalb bemerkenswert sind, weil die S-Bahn
gezwungen ist, diesen Problemen
nur mit einer vergleichsweise zu
anderen VBB-Partnern weit dünneren Personaldecke nachzugehen
bzw. zuleibe zu rücken.
- So „erfand" die S-Bahn Berlin
die regelmäßig neu aufgelegten
Baustellenkarten, die Fahrgästen
auf allen Bahnhöfen Gelegenheit
geben, sich vorab schon ein Bild
von eventuellen Betriebseinschränkungen zu machen.
- Auf der S-Bahnstrecke nach Ahrensfelde wurden die Bahnhöfe
renoviert und die Fahrgastinformationen neu installiert.
- Am Bahnhof Friedrichstraße
wurde für die Zeit des Umbaus ein
adäquates Wegeleitsystem installiert. Vor allem aber wurde der
vorübergehende Umsteige-Fußweg zwischen Stadtbahn und
Nord-Süd-Bahn mit einer Überdachung versehen.
- Anläßlich der S-Bahn-Streckeneröffnung nach Tegel und Lichterfelde Ost, aber auch beim
Bahnhofsfest in Oranienburg führte die
S-Bahn Berlin GmbH einen intensiven direkten Dialog mit ihren
Kunden, indem sich dort die Verantwortlichen jeweils mehrere
Stunden den Fragen der Fahrgästen stellten.
- Durch Verkehrsinfos in Hörfunksendern, Bahnhofsfeste, S-Bahn-Weihnachtsmarkt oder
durch ein kontinuierliches Angebot von Nostalgiefahrten und
Weihnachtszugfahrten in Zusammenarbeit mit dem Verein Historische S-Bahn e.V. wurde
systematisch der Stellenwert der S-Bahn gepflegt. Das Prädikat
„stadthistorisch besonders wertvoll" verbinden wieder viele mit
der guten alten S-Bahn. Man denke allein an die historischen Stadtbahnfahrten anläßlich Christos
Reichstags-Verhüllung, die vielleicht auch deshalb so erfolgreich
waren, weil die Hinweisplakate in
deutscher und englischer Sprache
dafür geworben haben.
- Durch geschickten und konzentrierten, massiven Einsatz von
Sicherheitspersonal konnte dem
Unwesen, das auf einigen Außenstrecken die persönliche Sicherheit von Fahrgästen fraglich
erscheinen ließ, ein Ende bereitet.
Die S-Bahn wurde schnell wieder
ebenso sicher, wie andere öffentliche Verkehrsmittel. Moderne
„Wegelagerei“ ist zur Zeit eher
ein Problem bei der Benutzung
von Autobahnen!
- Und wenn es mit dem Vorstoß
für die schnelle Wiederinbetriebnahme der S-Bahnstrecke Tegel-Hennigsdorf letztendlich doch
nicht geklappt hat (Verschoben
auf 1998?), so darf hier anerkennend festgestellt werden, daß die
S-Bahn in Berlin-Brandenburg offensichtlich schneller dort fahren
wollte,als es Bundes-und Bahnbürokratie erlauben!
Steigende Fahrgastzahlen und
damit ein höherer Anteil am VBB-Einnahmekuchen sind der treffliche Lohn solcher Mühen. Weiter
so, liebe S-Bahn!
Vielleicht werden die Wandlitzsee-Zielschilder im S-Bahn-Fundus dann doch irgendwann gebraucht! IGEB
|