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Am 10. Oktober referierte der Leiter
der DB-Verwaltungsstelle Berlin, Herr
Christian Siegert, über Probleme und
Perspektiven im Eisenbahn-Reiseverkehr mit Berlin. Er begann mit einem
Erlebnisbericht: Herr Siegen war am
Vortag mit der Bahn nach Bad Hersfeld gefahren. In Berlin stieg er in den
Speisewagen, in dem er zunächst frühstückte. In Hannover stieg er dann um
und stellte fest, daß das "Bordrestaurant" restlos überfüllt war und die
Reisenden schon im Gang anstanden.
Auf der Rückfahrt erlebte er dann einen hoffnungslos überfüllten Berlin-
Zug, in dem selbst 1. Klasse-Reisende
teilweise keinen Sitzplatz mehr fanden.
Aus diesen Verhältnissen zog er den
Schluß, daß zumindest zu Ferienbeginn und -ende mehr Entlastungszüge
eingesetzt werden müssen. Diese Forderung kann die IGEB nur unterstützen, es
sei allerdings darauf hingewiesen, daß solche Verhältnisse an vielen
Wochenenden vorkommen - nicht nur
zu den Schulferien. Als unabdingbar
bezeichnete Herr Siegert, daß planende Eisenbahner auch mit der Bahn
fahren müssen, damit der Kunde wirklich "König sein kann".
Als gemeinsames Ziel von Deutscher
Bundesbahn wie auch Deutscher
Reichsbahn bezeichnete Herr Siegert
es, mehr Kunden zu gewinnen. In diesem Zusammenhang betonte er die außerordentlich gute
Zusammenarbeit
zwischen der DR und der DB-Verwaltungsstelle Berlin, die von der IGEB
allerdings angezweifelt wird. Falls es
eine soche Zusammenarbeit nämlich
geben sollte, sähe sicher vieles im Eisenbahnreise- und güterverkehr nach
Berlin (West) besser aus. Erfreulich
war jedoch, daß er die DR als Partner
der DB anerkennt, was bei vielen DB-
Repräsentanten nicht selbstverständlich
ist. Oft schiebt eine Bahnverwaltung die
Schuld an Unzulänglichkeiten im Bahnverkehr jeweils auf die andere.
Interessant war auch, daß die DR sich
eine EuroCity-Verbindung nach Berlin
wünscht. Allerdings soll dies nach Vorstellungen der DR eine
Nachtverbindung werden. Es bleibt zu hoffen, daß
der Gedanke an hochwertige Verbindungen auch in andere Richtungen als
Hannover nicht aufgegeben wird.
Als im Berlin·Verkehr für den Kunden außerordentlich wichtig
bezeichnete Herr Siegen Fahrzeit, Service
und Image der Bahn. Bezüglich der
Fahrzeiten ist er sehr optimistisch, daß
sie sich verkürzen werden, da die DB
der DR bei der Beseitigung der Schäden an den Betonschwellen ihre Hilfe
angeboten hat. So könnten zumindest
die baustellenbedingten Fahrzeitausweitungen der letzten Jahre rückgängig
gemacht werden. Die Iangjährige Forderung der IGEB nach Lokdurchläufen
über die Grenzen hinweg bezeichnete
er als nachdenkenswert.
Da das Auto immer teurer als die
Bahnfahrt ist, sei der Preis nicht das
entscheidende Hemmnis für die Bahnfahrt, meinte Herr Siegert. Hier ist
die IGEB aber anderer Meinung. Zwar
ist bei einer Einberechnung aller Kosten das Auto sicher teurer als die
Bahn. Wenn das Auto aber sowieso
zur Verfügung steht, wie die meisten
Autobesitzer rechnen und nur der Benzinpreis ins Gewicht fällt, ist insbesondere
bei Fahrten mit mehreren
Personen das Auto in der Regel billiger. Hier müssen dringend auch bei
der DR höhere Kleingruppenermäßigungen eingeführt werden.
Als ein sehr wichtiges, wenn nicht sogar das eigentliche Kriterium für den
potentiellen Bahnreisenden bezeichnete
Siegert den Service. Leitlinie muß sein,
die Bahn möglichst noch bequemer als
das Auto zu machen. Er schloß sich
der IGEB-Meinug an, daß ein Speisewagen zum unabdingbaren Service eines
Tageszuges gehört, zumindest bei
einer Fahrzeit von über vier Stunden.
Die Minibar biete zu wenig Service,
insbesondere bei vollen Gängen, da
dann der Minibar-Wagen nicht mehr
durch den Zug kommt. lm Vergleich
mit der Verpflegung im Flugzeug kann
die Bahn nur mit Speisewagen standhalten. Servicemerkmale sind
weiterhin die durchgehende Platzreservierung, die ab Dezember eingeführt wird,
die Säuberung der Züge am Endbahnhof grad bei längeren Fahrten auch
zwischendurch sowie ein schnellerer
und umfassenderer Gepäckservice von
Haus zu Haus. Wichtig sei auch die
Möglichkeit, zum Bahnhof zu kommen. In Berlin ist dies mit dem ÖPNV
zwar möglich, mit dem eigenen Auto
aber nur schlecht, da Parkplätze fehlten. Herr Siegert regte an, die der Bahn
ohnehin Konkurrenz machenden Reisebusse vom Bahnhofsvorplatz Hardenbergplatz
zu verbannen und diesen für
Bahnkunden vorzuhalten.
Weiterhin sei das Image wichtig. Hiermit meint Herr Siegert u. a. das
Aussehen des Umfeldes der Bahnanlagen
und der Wagen, die lnnenraumgestaItung der Reisezugwagen, die
Beleuchtung und das Erscheinungsbild der
Bahnhöfe. Als Problem für die Bahn
sieht er die emotionale Beziehung vieler Menschen zu ihrem Auto. Daher
müßte die Bahn versuchen, dem etwas
entgegenzusetzen, also eine ähnliche
Beziehung zwischen Reisenden und
Bahn auszubauen. Zum Abschluß des
Vortrags meinte er, daß Investitionen
in die Bahn heute sicher keine Fehlinvestitionen seien, sondern daß unsere
Nachfahren im nächsten Jahrhundert
darüber froh sein werden, da dem Straßenverkehr der jetzt schon in vielen
Städten bestehende Kollaps auch im
Fernverkehr drohe.
Die anschließende Diskussion mit dem
Publikum ergab einige interessante Anregungen, z.B. für eine europaweite
Fahrradkarte. Ebenso will sich Herr
Siegert um die von der IGEB geforderte Verlängerung der Öffnungszeiten des Bahnhofsrestaurants Berlin-
Wannsee bemühen. Berliner Schienenverkehrs-Verband
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