Bauten

Brunnen statt Mahnmal?

Wie der Tagesspiegel am 28. Dezember 1988 berichtete, soll beim Umbau des Hamburger Bahnhofes zum "Museum der Kunst des 20. Jahrhunderts" das im Vorhof stehende Mahnmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Eisenbahner durch einen Springbrunnen ersetzt werden. Damit - so die Argumentation der Verwaltung - würde die ursprüngliche Situation wiederhergestellt werden, da das Mahnmal erst 1928 aufgestellt worden war. Zu recht gab es Kritik an dieser Idee, so durch Dr. Holger Steinle, Mitbegründer des "Fördervereines zur Erhaltung und Nutzung des Hamburger Bahnhofes in Berlin", dem die Rettung des Bahnhofes wesentlich zu verdanken ist. Eine Entfernung des Mahnmales wird auch von der IGEB entschieden abgelehnt.

Statue
Mahnmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Eisenbahner. Die IGEB lehnt eine Beseitigung zugunsten eines Springbrunnens entschieden ab.

Nach der Umnutzung des Hamburger Bahnhofes, der zwischen 1906 und 1984 "Verkehrs- und Baumuseum" war (seit 1945 nicht mehr zugänglich) würde das Mahnmal eines der wenigen Elemente sein, das an die alten Nutzungen erinnert. Zugleich ist es ein wichtiger Bestandteil der historischen Entwicklung dieses Bauensembles. Eine Verlagerung, etwa in einen Park, ohne die Beziehung zur Bahn und zum Museum, wird der Aufgabe des Mahnmales nicht gerecht, es würde zum reinen Dekorationsstück. Und schließlich: auch das Mahnmal ist ein Teil der Kunst des 20. Jahrhunderts! Da der geplante Springbrunnen historisch nur eine Stufe zwischen Drehscheibe und Mahnmal war, gibt es für ihn keine zwingende Begründung an diesem Ort.

Als Motiv für die vorgesehene Verlagerung läßt sich deshalb nur die Verdrängung der Geschichte des Hamburger Bahnhofes vermuten, dem durch den weitgehenden Um- und Neubau ohnehin schon stark zugesetzt wurde. Auch um der Mahnung an die Opfer des Krieges willen darf das Mahnmal deshalb nicht spießbürgerlicher Idylle weichen!

IGEB

aus SIGNAL 2/1989 (Februar 1989), Seite 12

 

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