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Am 2. Februar 1989 hat der Berliner
Schienenenverkehrs-Verband das S-Bahn-Museum gegründet. Auf den ersten
Blick mag dies - angesichts der
Existenz des Berliner Museums für
Verkehr und Technik (MVT) - überflüssig scheinen, da man eine Konkurrenz vermuten könnte. Entsprechende
Kommentare hat es bereits gegeben.
Doch Berlin braucht ein S-Bahn-Museum, daß sich von der hergebrachten
Art der Museumsorganisation unterscheidet. In einem (gespräch mit dem
MVT konnte festgestellt werden, daß es
gemeinsame Ziele und Möglichkeiten
zu einer Ergänzung gibt.
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Die Pläne für die Reaktivierung der Ringbahn sind bei den zuständigen Verwaltungen, dem Senator für Bau- und Wohnungswesen, dem Senator für Verkehr und Betriebe und der BVG, bereits seit einiger Zeit in Arbeit. Eine wesentliche Aufgabe bei der Wiederinbetriebnahme des Nordringes wird der Umbau des Bf.s Gesundbrunnen sein, um hier die Umsteigemöglichkeiten zwischen den S-Bahn-Linien sowie zur U-Bahn-Linie 8 deutlich zu verbessern und die Einführung der Nordbahn in den Ring zu ermöglichen. Zumindest in Teilen der Verwaltung besteht allerdings die Absicht, die vorhandene Substanz weitgehend zu beseitigen. Dies gilt auch mr das wertvolle Empfangsgebäude der Ringbahn an der Badstraßen·Brücke. Es ist das letzte in seiner Substanz noch erhaltene Stück der Bahnhofsanlage aus der Umbauphase von 1895-97. Das eigentliche Empfangsgebäude an der Kleinen Behmstraße ist weitgehend ein Neubau der Nachkriegszeit. Da trotz der geplanten Verlegung der beiden S-Bahnsteige zur Verbesserung des Umsteigens zur U·Bahn beide Empfangsgebaäude und der “Gewächshausausgang” (dieser zumindest in einer Rekonstruktion) erhalten werden könnten, wäre ein Abriß gedankenloser Umgang mit der Geschichte, der nicht durch “Sachzwänge” baulicher oder betrieblicher Art zu rechtfertigen wäre. Statt den erhaltenswerten Ausgangzu zerstören, sollte lieber der Ausgang zur “Millionenbrücke” (Swinemünder Straße) wiederhergestellt werden. Foto: M. Lange |
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Die S-Bahn ist als Teil der Eisenbahn
eng verknüpft mit der stürmischen
Entwicklung Berlins im 19. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Industriemetropolen Europas.
Seit der Stillegung wesentlicher Strecken des S-Bahn-Netzes in Berlin (West) im September
1980 ist vieles unwiederbringlich zerstört worden. Die - notwendige - Modernisierung nach der Übernahme
durch die BVG führte und führt
zwangsläufig zum Verlust des besonderen Charakters, den die Berliner S-Bahn nach dem Krieg hatte.
Im großen Kreis der an der Entwicklung der S-Bahn interessierten Bürger
bzw. Sammler von historischen und
zeitgeschichtlichen Objekten aus dem
S-Bahn-Bereich erwuchs deshalb der
Wunsch zum Aufbau eines S-Bahn-Museums. Hintergrund waren folgende
Überlegungen: Anders als das MVT,
das die S-Bahn in den Gesamtzusammenhang der Entwicklung des Verkehrs
einordnen und damit eine übergeordnete Aufgabe erfüllen soll, könnte
sich das geplante S-Bahn-Museum speziell mit allen Aspekten der Geschichte
der S-Bahn beschäftigen. Dies
beinhaltet auch die gesellschaftliche
und politische Dimension des Verkehrsmittels S-Bahn, Bereiche in denen ein
staatliches Museum schon vom
Auftrage her Grenzen hat. Da andererseits viele Aufgaben, sei es aus thematischen,
räumlichen oder auch finanziellen Gründen vom S-Bahn-Museum
nicht geleistet werden können, besteht
die Möglichkeit einer gegenseitigen Ergänzung, d.h, auch Zusammenarbeit.
Über diese grundsätzliche Frage konnte
bereits Einigkeit erzielt werden.
Neben einer Chronik der S-Bahn, festgemacht an wichtigen Terminen bzw.
Ereignissen wie der “großen Elektrisierung", der Nachkriegssituation, dem
August 1961, den Stillegungen 1980 in
Berlin (West) und den Ausbauten in
Berlin (Ost) und schließlich der
Übergabe in Berlin (West) von der
DR an die BVG 1984, sollen ausgewählte Themen behandelt werden.
Hierzu gehören u.a. die technische
Entwicklung von Strecken und Wagenpark, die Arbeitsbedingugen bei der
Bahn, die Bahnhöfe und der Status der
S-Bahn nach 1945. Die wesentlichen
Ausstellungsstücke werden aus den
Beständen der Berliner Sammler kommen, die auch aktiv am Aufbau des
Museums mitarbeiten, die seine Gestaltung mitbestimmen und die Gelegenheit
zu eigenen Ausstellungen erhalten sollen. Geeignete (private) Organisationsformen hierfür finden sich in
Vorbereitung. Diese Form des Museums ermöglicht es auch, neben der
Vielfalt der Objekte auch Unterschiede
in den Standpunkten zu bestimmten
Ereignissen und Problemen aufzuzeigen. Es ist vorgesehen, der geplanten
Einrichtungen neben dem musealen Charakter auch einen aktuellen Rahmen
zu geben und über Entwicklungen und
Probleme des Nahverkehrs in Berlin
oder auch in anderen Städten zu informieren. Das Museum könnte - in Abstimmung
mit dem Fahrgastzentrum -
zum aktiven Forum für Diskussionen
über die weitere Zukunft des ÖPNV
werden.
Um diese Ziele zu verwirklichen, ist
eine Zusammenarbeit mit allen bisher auf dem Sektor des Verkehrs in
Berlin tätigen Verwaltungen, Institutioen, Vereinen und Initiativen beabsichtigt.
Sobald konkretere Planungen
vorliegen, werden sie im SIGNAL vorgestellt.
BSVV
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