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Drei Themenbereiche wurden behandelt:
Im ersten Block wurden Verkehrsbetriebe, die Deutsche Bundesbahn und
der Verband Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VOV) nach ihrer Meinung über
die Zusammenarbeit mit Fahrgastverbänden gefragt. Das einstimmige Urteil
der Betriebe-Vertreter: Die Fahragastverbände sind als kritische Ratgeber
stets willkommen und stellen durch ihre
Öffentlichkeitsarbeit eine Lobby für
den Öffentlichen Personenverkehr dar.
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Foto: K.-P. Naumann |
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Begrüßung der Kongreßteilnehmer und Eröffnung des Fahrgastzentrums im S-Bahnhof Wedding: Verkehrssenator Horst Wagner (oben) und Bezirksbürgermeister Jörg-Otto Spiller. Foto: K.-P. Naumann |
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Foto: K.-P. Naumann |
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Fahrgastverbände, Partner der Verkersbetriebe? Darüber diskutierte u.a. (oben) Herr Bielecki (Bundesvorsitzender von Pro Bahn), Herr vom Arnim (VCD-Bundesvorstand), (unten) Herr Schwenk (BVG-Marketing-Direktor) und Herr Dr. Ross (Pressesprecher der Kölner Verkehrsbetriebe). Foto: K.-P. Naumann |
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Der zweite Themenbereich beschäftigte
sich mit den Aktivitäten von Fahrgastverbänden, die bereits erfolgreiche
Arbeit geleistet haben. Besonders eindrucksvoll waren die Berichte von Paul
Bohl über die Rettung der Kaarster
Bahn und von Thomas Naumann über
die Renaissance der Würzburger Straßenbahn, deren Streckennetz derzeit
um ein Vielfaches erweitert wird. Die
IGEB bot gleich mehrere Referenten
auf, um die in Berlin von Fahrgastverbänden geleistete Arbeit darzustellen.
Schwerpunkte waren die Aktivitäten
zur Wiedereingliederung der S-Bahn in
das West-Berliner Nahverkehrsangebot
und die Bemühungen um kurz- und
mittelfristige Verbesserungen im Eisenbahnverkehr von und nach Berlin.
Voraussetzung für diese und andere Erfolge war eine intensive Öffentlichkeitsareit, u.a. durch Herausgabe
der Zeitschrift SIGNAL. Jürgen Spieler, Mitglied der Chefredaktion, erläuterte den
fast 10-jährigen Werdegang der Zeitschrift zum anerkannten Meinungsmagazin für Verkehrspolitik und
Fahrgastbelange.
Im dritten Themenblock wurden diejenigen Vertreter von Fahrgastverbänden
gehört, die bereits Erfahrungen mit
Fahrgastbeteiligung und mit den Reaktionen der Verkehrsbetriebe gemacht
haben. Interessant waren in diesem Zusammenhang die Informationen von
Ansgar Reidock, einem Mitglied des
Fahrgastbeirates der Kölner Verkehrsbetriebe. Da der Betrieb über Zeitpunkt der Einladung,
Tagesordnung
und teilnehmende Personen bestimmt
und außer der Presse keine Öffentlichkeit zugelassen ist, kann diese Form des
Beirates nur als ein erster zaghafter
Schritt bezeichnet werden, dem weitere
folgen müssen, um eine Informationspflicht der Verkehrsbetriebe und ein
Anhörungsrecht für Fahrgastverbände
durchzusetzen. Christian Wieser vom
österreichischen Verband FAHRGAST
berichtete, daß seine Organisation innerhalb eines Jahres bereits über 2000
Mitglieder gewonnen habe. Norbert
Gronau von der IGEB machte deutlich,
daß eine freiwillige Zusammenarbeit
der Verkehrsbetriebe mit der Fahrgastvertretung nicht immer ausreiche. Als
Beleg führte er zahlreiche Beispiele aus
der Arbeit des Fahrgastzentrums Berlin
der IGEB an, bei denen zwar die Fahrgäste die besseren Argumente hätten,
die Verkehrsbetriebe darauf jedoch
recht unterschiedlich eingingen. Die
Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG)
würdigten die Fahrgastinteressen nur
unzureichend und beschränkten sich oft
auf formelhafte, vorformulierte Ablehnungen, ohne das zugrundeliegende
Problem genauer zu untersuchen. Dagegen sei die Kooperationsbereitschaft
der Deutschen Bundesbahn nahezu
vorbildlich zu nennen. Der DB gehe es
stets um die Sache. Wo Verbesserungen für die Fahrgäste möglich seien,
würden diese auch umgesetzt. Wo es
aus Sicht der DB Gründe gegen die
Fahrgastvorschläge gebe, würden diese
detailliert aufgeführt.
Mit einem öffentlichen Hearing “Fahrgastverbände als Partner der Verkehrsbetriebe"
wurde der dritte Themenblock abgeschlossen. Kurt Bielecki
(Bundesvorsitzender von Pro Bahn),
Adolf-Heinrich von Arnim (VCD-Bundesvorstand), Gerhard J. Curth (Präsident des Berliner
Schienenverkehrs-Verbandes) und Norbert Gronau (Leiter des Berliner Fahrgastzentrums)
vertraten die Fahrgäste, Wolfgang
Schwenk (BVG-Marketingdirektor)
und Dr. Ross (Pressesprecher der Kölner Verkehrsbetriebe) die Betreiber.
Während die Vertreter der Berliner
Fahrgastverbände auf Grund der Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit
Verkehrsbetrieben ganz klar Sitz und
Stimme von Fahrgastverbänden in den
Aufsichts- und Verwaltungsräten der
Betriebe forderten, empfahl der VCD
die Bildung von Fahrgastbeiräten in allen Verkehrsbetrieben und bei der DB.
Pro Bahn forderte alle Fahrgastverbände zur Bildung eines bundesweiten
Dachverbands auf. Die Vertreter der
Verkehrsbetriebe forderten die Fahrgäste auf, das Gespräch mit dem Betrieb
zu suchen und boten ihre Bereitschaft
hierzu an. Herr Dr. Ross warnte die
Fahrgastvertreter aber, durch Mitgliedschaft in Entscheidungsgremien ihre
Unabhängigkeit einzuschränken.
Nach einer mehrstündigen verkehrskundlichen Stadtrundfahrt tagten am
Abend des 3. Juni die Arbeitsgruppen
zu den Themen "Rechtsstellung der
Fahrgastverbände", "Öffentlichkeitsarbeit" und "Mitbestimmung bei Verkehrsbetrieben".
Am Schlußtag des
Kongresses wurde über die Ergebnisse
der Arbeitsgruppen diskutiert und die
nebenstehende “Berliner Resolution"
erarbeitet und verabschiedet, die die
Kernforderungen der Fahrgastverbände
an die Verkehrsbetriebe und die Politiker enthält und die diesen sowie den
Medien übergeben wurde. Die dazu
eingehenden Stellungnahmen werden
gesammelt und ausgewertet. Eine Aufgabe des zweiten Bundeskongresses der
Fahrgastverbände wird es dann sein,
die Reaktionen zu bewerten. Termin
und Tagungsort stehen allerdings noch
nicht fest. IGEB
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