"ln den derzeit mehr als 100 Fahrgastverbänden der Bundesrepublik haben sich ständige und
regelmäßige Benutzer der Bahn und des Öffentlichen Nahverkehrs zusammengeschlossen.
- Sie unterbreiten den Verkehrsbetrieben sachlich fundierte und durchführbare Vorschläge zur
Attraktivitätssteigerung und Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs.
- Sie setzen sich für eine eindeutige Bevorzugung von Bahnen und Bussen gegenüber dem
privaten Autoverkehr ein. Als Lobby der Fahrgäste unterstützen sie die Verkehrsbetriebe bei
der politischen Durchsetzung dieser Forderung.
Verkehrspolitik wird derzeit nur von den politischen Parteien gestaltet allenfalls unterstüzt
von mächtigen Wirtschaftsverbänden. Die Fahrgäste als Betroffene dieser Politik werden bei
keiner Entscheidung beteiligt. Die Verkehrsbetriebe und die Bahn wickeln ihren Betrieb im
Rahmen der politischen Vorgaben fast ausschließlich unter kurzsichtigen Kostenaspekten ab.
Die bequeme Betriebsabwicklung steht dabei vielfach im Vordergrund.
Fahrgastwünsche werden bestenfalls stichprobenweise ermittelt geschätzt, erraten oder
unterstellt. Auf allen Stufen der Verkehrspolitik und des Betriebes werden Fahrgäste weder
gehört noch beteiligt da sich jeder Entscheidungsträger selbst als kompetenter Fahrgast fühlt.
Äußern sich zahlende Fahrgäste dennoch, so werden deren Vorstellungen meist als
inkompetent oder undurchführbar zurückgewiesen. Eine eigene Vertretung der Fahrgäste in Politik
und Verkehrsbetrieben gibt es derzeit nicht.
Der erste Bundeskongreß der Fahrgastverbände fordert daher:
- die sofortige Einrichtung von Fahrgastbeiräten bei allen Verkehrsbetrieben unter Beteiligung
der Fahrgastverbände. Die Verkehrsbetriebe müssen verpflichtet werden, hier Ihre Planungen
rechzeitig offenzulegen und Anregungen, Bedenken und Wünsche der Fahrgastverbände
entgegenzunehmen.
- Fahrpläne und Linienführungen dürfen nicht länger ohne Beteiligung der Fahrgäste erstellt
werden. Die Fahrgastverbände müssen deshalb zukünftig - wie jetzt schon die
Personalvertretungen - Sin und Stimme in den Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten der
Verkehrsbetriebe erhalten. Es ist ein Skandal, daß im Verwaltungsrat der DB zwar
Straßenspediteure, aber keine Fahrgäste sitzen.
- Der Blick ins Ausland zeigt daß die vom Bundeskongreß der Fahrgastverbände aufgestellten
Forderungen keineswegs unerfüllbar sind. ln Großbritannien bestimmen offiziell anerkannte
Fahrgastverbände z.B. in den Verkehrsbetrieben von London und Manchester ebenso mit wie
beiden Britischen Staatsbahnen. Dies muß auch in Deutschland möglich sein."
Die Resolution wurde vom ersten Bundeskongeß der Fahrgastverbände "FAHRGAST '89" am
4. Juni in Berlin verabschiedet
IGEB
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