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Kühlschrank mit gelben Rallye-Streifen statt großer Gelber? Die BVG hat offensichtlich nichts gelernt aus der Diskussion um die S-Bahn-Farbe und will der Berliner Bevölkerung erneut die Traditonsfarben wegnehmen, dieses Mal gleich bei Bahnen und Bussen. Die Farbdiskussion brachte der BVG außerdem den Verdacht ein, nur Äußerlichkeiten ändern zu wollen, also Weißmacher als Ersatz für die überfällige Grundreinigung anzubieten. Foto: BVG |
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Eine neue BVG ohne Fahrgastbeteiligung?
Der Berliner Fahrgastverband IGEB
befürchtet ein Scheitern des Konzeptes
für eine "neue BVG", wenn auch weiterhin die Kunden des Unternehmens
an den Entscheidungen nicht beteiligt
werden. Die nachfolgenden Beispiele
zeigen, daß auch die "neue BVG" an
vielen Stellen noch keine fahrgastfreundliche BVG ist:
- Der "Metroliner", der auf den neuen
Schnellbuslinien eingesetzt werden soll,
weist wegen der stark gekrümmten und
verspieglelten Frontscheibe ein nahezu
unleserliches Zielschild auf. Zudem ist
zu bezweifeln, ob dieser Bus eine ausreichende Attraktivität besitzen wird,
da aus konstruktiven Gründen im hinteren Bereich keine Fenster mehr vorgesehen sind.
- Auf dem Prototyp des neuen Haltestellenschildes für Bushaltestellen sind
die Zielbezeichnungen so klein aufgedruckt, daß sie von der Straße kaum
und aus dem Bus überhaupt nicht zu
erkennen sind.
- Die Bestellformulare für die neuen
Umweltkarten sind unübersichtlich.
- Auf den neuen Zeitkarten für Schüler,
Studenten und Senioren müssen diese
wieder ihre komplette Anschrift auf der
Vorderseite der Karte angeben, was bereits in der Vergangenheit zu Protesten
geführt hat.
- Die Tatsache, daß ein Ferienfahrplanheft herausgegeben wird, ist begrüßenswert.
Aber dessen Gestaltung ist z.T.
verwirrend (“Zeitraum A, Zeitraum
B" und z.T. unvollständig, so daß die
Fahrgäste doch wieder zur Haltestelle
müssen. Unverständlich ist, warum der
attraktive Einband nicht auch dazu benutzt wurde, weitere Informationen
über das umfangreiche Ausflugslinienangebot abzudrucken.
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Modernes, aber fahrgastunfreundliches Design. Die Zielschilder des neuen BVG-Busses Metroliner sind nur schwer erkenbar. Foto: M. Horth |
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All diese Kritikpunkte hätten vermieden werden können, wenn die BVG
rechtzeitig vor der Präsentation ihres
neuen Unternehmenskonzeptes den
Kontakt zu den Fahrgästen und ihren
Verbänden gesucht hätte.
Darüber hinaus vermißt die IGEB wesentliche Aussagen im neuen BVG-Konzept, z.B, zum
Thema Anschlüsse:
Eines der wichtigsten Servicemerkmale
überhaupt ist der rasche Übergang von
einem Verkehrsmittel zum anderen.
Am wichtigsten bei der Anschlußplanung sind hierbei zum einen die
Schnellbahnen und ihre Verknüpfung
mit dem Bus, zum anderen der reibungslose Übergang vom Tagesbetrieb
zum Nachtverkehr. Schon einige Beispiele zeigen, daß hier z.T. keine Planung oder
Abstimmun stattfindet. U-Bahn, S-Bahn und Bus fahren im wahrsten Sinne des Wortes
aneinander vorbei:
- S-Bf. Charlottenburg, allabendlich:
Ankunft der S3 aus Zoo um 22.03, Weiterfahrt mit Bus 10 in Ri. Schmargendorf
um 22.18 nach 15 min, mit Bus 74
in Ri. Wilmersdorf um 22.20 nach 17 min.
- U-Bf. Yorckstraße, Sonnabend-Nacht:
Ankunft von S1 aus Wannsee und S2
aus Lichtenrade um 1.17, Weiterfahrt
mit U7 in Ri. Neukölln um 1.44 nach 27
min, Weiterfahrt in Ri. Spandau nicht
mehr möglich, da der Zug gerade 4 min
vorher abfuhr.
- U-Bf. Osloer Straße, Montag bis Freitag und Sonntag:
Ankunft der U9 aus
Steglitz um 1.09, Weiterfahrt mit
Nachtbus 83N in Ri. Wittenau um 1.33
nach 26 min.
Weitere Beispiele lassen sich zahlreich
finden und sind keinesfalls Einzelfälle,
wie die BVG in einer ersten Reaktion
auf die IGEB~Kritik behauptete, sondern das Resultat mangelhafter Planung.
Zu einer "neuen BVG" gehört auch,
daß die Fahrgäste als Kundin und Partner angesehen werden und nicht länger
als "Unternehmensbeförderungsfälle”.
Daß die Fahrgäste noch allzu oft "Beförderungsfälle” sind, zeigen zwei
Beispiele aus dem U-Bahn-Bereich.
Ein Drittel der U-Bahn-Ausgänge werden bereits vor Betriebsschluß geschlossen
und auch erst einige Stunden
nach Betriebsbeginn wieder geöffnet.
Viele Fahrgäste werden dadurch zu langen Umwegen gezwungen. Besonders
krasse Beispiele dafür sind die bereits
um 23.30 Uhr geschlossenen U-Bahn-Eingänge des U-Bfs. Zoo vor dem Zoo-Palast,
der nördlichen Ausgänge des U-Bfs. Walther-Schreiber-Platz (ebenfalls
direkt vor einem Kino) und der südliche Ausgang des U-Bfs. Kurfürstendamm (U9); letzterer
liegt gegenüber
dem Ausgang einer beliebten Berliner
Bierkneipe. Wie weit sich die BVG von
der Berücksichtigung der Fahrgastinteressen entfernt gilt, zeigte ihre Reaktion auf die
IGEB-Kritik, in der die
vorzeitige Schließung der U-Bahn-Eingänge als im Interesse der Fahrgäste
liegend begründet wird (s. Medienecho, S.18). Natürlich sind die Fahrgäste an
sicheren Bahnhöfen interessiert,
aber nicht durch Erschwerung des Zugangs.
Ein zweites Beispiel: Im Gegensatz zu
zahlreichen westdeutschen und ausländischen Verkehrsbetrieben rechnet die
BVG immer noch mit dem bundesdeutschen Spitzenwert von acht Fahrgästen,
die auf einem einzigen Quadratmeter
U-Bahn-Wagen stehen sollen. So ist bei
der BVG ein U-Bahn-Wagen, bei dem
alle Sitzplätze belegt sind und ca. 100
weitere Fahrgäste stehen, erst zu 70%
ausgelastet. Diese abschreckende "Kartoffelsackideologie" bei der Bewertung
des Platzangebotes im U-Bahn-Bereich
muß endlich durch eine Sitzplatzgarantie für die Zeiten außerhalb des Berufsverkehrs
ersetzt werden.
Ähnliches Unheil und eine schon jetzt
feststellbare Abschreckungswirkung übt
der Einsatz von Eindecker- statt doppeldeckerbussen aus. Eindecker können
zwar theoretisch mehr Fahrgäste befördem, Doppeldecker bieten aber fast allen
Fahrgästen einen Sitzplatz Auf der
Omnibuslinie 90, die tagsüber mit Eindeckern, nachts erstaunlicherweise zeitweilig aber mit
Doppeldeckern gefahren wird, müssen trotz 10 min-Taktes
häufig Fahrgäste stehen bleiben, weil
der Fahrer denkt, sein Eindecker ist
voll.
All diese Kritikpunkte sind der BVG
bereits seit langem bekannt. Sie hat bisher darauf entweder überhaupt nicht
oder erst nach sehr langer Bearbeitungszeit unbefriedigend reagiert. Ein
kundenorientiertes Unternehmen muß
aber die Anregungen und Bedenken
seiner Fahrgäste ernst nehmen und sie
beteiligen. Daran wird man erkennen,
ob die "neue BVG" wirklich neu ist
oder nur Farbe und Briefkopf gewechselt haben. IGEB
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