|
Die Anerkennung aller BVG-Fahrausweise auf fast allen Nahverkehrslinien
in Ost-Berlin und im Berliner Umland
ist eine Verbesserung, die in der Öffentlichkeit gar nicht in gebührendem
Maße gewürdigt wurde. Auch Senat
und BVG haben dieses Ereignis bisher
kaum angemessen "verkauft". Dabei ist
es sicher ähnlich bedeutend, wie die
Einführung der übertragbaren Umweltkarte zum 1. Oktober 1989, die mit viel
Werbung und großem Medienecho erfolgte.
|
Zeichnung: BVG 1/90 |
|
Benachteiligt sind bisher noch die
DDR-Bürger. Nachdem sie bis Ende
1989 die BVG-Verkehrsmittel kostenlos benutzen konnten, müssen sie nun
stets zahlen. Wegen des Preisgefälles
und der strukturellen Unterschiede bei
den Tarifen in West und Ost werden
ihre Fahrkarten von der BVG nicht anerkannt. Sie haben, um ihre knappen
DM-Bestände zu schonen, lediglich die
Möglichkeit, in der DDR im Vorverkauf Fahrausweise der BVG gegen
Mark der DDR zu erwerben. Diese kosten 2,- Mark bei zwei Stunden und 5,-
Mark bei 24 Stunden Gültigkeitsdauer,
ermäßigt jeweils die Hälfte. Wiederholt
wurden diese Preise von DDR-Bürgern
als zu hoch kritisiert. Nun können diese
sicher nicht erwarten, daß sie die BVG
ebenfalls zum Dumping-Preis von 20
Pfennig benutzen können, ein Tarif, der
auch in der DDR bestimmt schon bald
der Vergangenheit angehören wird.
Doch zumindest müßte der Ermäßigungstarif nicht nur für Kinder, Rentner und
Schwerbeschädigte, sondern
auch für Schüler über 14 Jahre, Lehrlinge und Studenten gelten. Und vor allem
hätte von Anfang an ein attraktives
Zeitkartenangebot für Oftfahrer dabei
sein müssen. Der Preis, den West-Berlin dafür zu zahlen hätte, wäre gering
im Verhältnis zu dem Preis, den wir
jetzt für die Lärm- und vor allem Luftbelastung durch viel zu viele Trabbis
mit ihrem besonders hohen Schadstoffausstoß bezahlen.
Doch auch die attraktivsten Tarife nutzen nichts, wenn kein entsprechendes
Verkehrsangebot da ist. Seit der bemerkenswert schnellen Einrichtung der
grenzüberschreitenden Buslinien ist mit
Ausnahme der Einrichtun des Eisenbahnverkehrs Potsdam Hbf. - Berlin-Wannsee
(s. Umschlag) kaum etwas geschehen. Das Frühjahr mit einem ungeahnten
Ausflugsverkehr steht bevor,
ohne daß zu erkennen wäre, wie West
und Ost darauf reagieren wollen. Zwar
können z.B. S-Bahn-Verlängerungen
zugegebenermaßen nicht über Nacht
hergestellt werden, es darf aber auch
nicht zwei Jahre dauern. Schnelle und
einfache Maßnahmen sind erforderlich,
auch wenn dabei z.B. zunächst beschrankte Bahnübergänge statt niveaufreier
Kreuzungen eingerichtet werden
müssen. Und die Maßnahmen, die
beim besten Willen nicht schnell und
einfach abgewickelt werden könnnen,
müssen erst recht schnell begonnen
werden. Und über beides muß schnell
informiert werden. Denn natürlich wird
geplant, aber wieder in kleinen verschlossenen Kreisen. Von Glasnost in
der Verkehrsplanung sind wir noch
recht weit entfernt, in West-Berlin derzeit manchmal weiter als in Ost-Berlin. IGEB
|