|
Das erste BVG-Konzept zum neuen
Busnetz wurde im letzten Jahr im Verkehrsausschuß des Abgeordnetenhauses
und in den Bezirksämtern vorgestellt und erörtert. Danach gab es eine
Vielzahl von Änderungsvorschlägen; so
hat allein die IGEB für über 50 Stellen
im Netz Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Zahlreiche dieser IGEB-Vorschläge
(in den Südbezirken z.B. Verlängerung der Schnellbuslinie X4 zum
Bf. Zoo, verbesserte Anbindung des
Breitenbachplatzes, Verlängerung der
Buslinie 81 zur Johannisthaler Chaussee, bessere Anbindung des Klinikums
Steglitz etc.) sind nun in das Netz eingearbeitet worden. Außerdem erfolgte
eine Korrektur des Betriebskonzeptes
für viele “Stadtbuslinien” entsprechend
der verkehrspolitischen Zielsetzung des
neuen Senats, tagsüber in der Regel einen 10-Minuten-Takt anzubieten. Die
sieben Schnellbuslinien und die 66
Stadtbuslinen sollen an Wochentagen
tagsüber und sonnabends während der
Geschäftszeiten mindestens im 10-Minuten-Takt verkehren. Zusätzlich
sind 15 Ergänzungslinien für Bereiche
mit geringer Nachfrage bzw. nur für
spezielle Fahrtzwecke (Berufs- oder
Ausflugsverkehr) vorgesehen, für die
dieser Takt nicht gilt. Es sind dies die
Buslinien 7, 26, 27, 36, 37, 39, 51, 57, 58,
66, 67, 68, 69, 82 und 84.
|
Am S-Bahnhof Papestraße. Ab 1. Oktober wird hier kein Bus 65 mehr halten, denn die Ringbahnersatzlinie wird unverständlicherweise schon einige Jahre vor Wiederinbetriebnahme der S-Bahn aufgegeben. Foto: M.Horth |
|
Zu bestimmten Zeiten sind für einige
Linien oder Linienabschnilte besondere
Bedienungsformen vorgesehen, z.B.
eine “Haustürbedienung” mit Berlin-Taxen. Die Untersuchungen dazu (z.B.
für das “LIFT-Gebiet” in Lichtenrade
und für Heiligensee) sind jedoch noch
nicht abgeschlossen.
Änderungen gegenüber dem ersten
Konzept wurden außerdem vorgenommen, um die nach dem 9. November
eröffneten Grenzübergänge besser an
das BVG-Netz anzuschließen. Die derzeit acht grenzüberschreitenden Buslinien
werden beibehallen und sollen - je
nach Entwicklung der politischen Verhältnisse - “bedarfsgerecht” angepaßt
werden. Noch nicht enthalten sind einige eventuell schon ab April verkehrende
Buslinien zwischen Ost- und West-Berlin.
Die IGEB möchte an dieser Stelle
nochmals betonen, daß das nun konzipierte Busliniennetz gegenüber dem
bisher befahrenen eine deutliche Verbesserung darstellt und in seinen
Grundstrukturen durchaus geeignet ist,
als Baustein eines attraktiveren Nahverkehrs neue Fahrgäste für die BVG zu
gewinnen. Dennoch gibt es aus Sicht
der IGEB auch weiterhin Bedarf für
eine Reihe von Verbesserungen und
Ergänzungen, was im folgenden an einigen wenigen Beispielen deutlich gemacht werden soll:
Bus 48
Auch im überarbeiteteten Busliniennetz
hält die BVG an der unveränderten Linie 48 fest, die weiterhin über 10 km
parallel zur Wannseebahn (S1) und
ohne Verknüpfungspunkt zu dieser zwischen Zehlendorf und Tiergarten verkehren soll.
Der IGEB-Vorschlag, den
48er-Südast z.B. mit der Linie 25 zum
Grazer Platz zu verknüpfen und den
Nordast durch eine Verlängerung der
Linie 32 bis nach Tiergarten zu bedienen, um dadurch zusätzliche neue Direktverbindungen
zu schaffen, fand keine Berücksichtigung. Der BVG wird es
nicht schwerfallen, auch weiterhin für
die Buslinie 48 eine hohe Fahrgastzahl
zu errechnen, da z.B. die Zehlendorfer
Buslinie 18 von Steglitz aus auch weiterhin nur mit dem verspätungsanfälligen
48er erreichbar ist, weil eine
Anbindung des 18ers an die S-Bahn im
Ortskern von Zehlendorf unterbleibt.
Bus 65
An anderer Stelle ist man in puncto
Schnellbahn-Parallelverkehr nicht so
großzügig: Die Buslinie 65 soll zwei
bzw. vier Jahre vor Wiederinbetriebnahme der Ringbahn nur noch
zwischen Tempelhof und Neukölln auf
ihrer bisherigen Wegführung verkehren
und mit Ausnahme der nicht einmal
durchgängigen Schnellbusverbindung
im Bereich des Nordringes eingestellt
werden. Dadurch entsteht die Situation,
daß insbesondere im Bereich des Südrings ein bestehender S-Bahn-Vorlaufbetrieb, der
an anderen Stellen in Form
von besonderen Schnellbuslinien extra
eingerichtet wird, lange vor der
Wiederinbetriebnahme der S-Bahn eingestellt wird. Bisher mit der Buslinie 65
direkt angebotene Verbindungen sollen
zwischenzeitlich nur durch zweimaliges
Umsteigen ereichbar sein (zwei von vielen Beispielen: vom Bundesplatz zum
Heidelberger Platz zukünftig nur mit
U9, U7 und U2 oder vom Innsbrucker
Platz zum noch stilliegenden S-Bf. Hohenzollerndamm zukünftig mit U4, U7
und Buslinie 50.)
Bus 60
Nähern wir uns der City: Die für die
Buslinie 60 geplante Wegführung über
Uhlandstraße - Lietzenburger Straße -
Joachimstaler Straße bedeutet gegenüber der heutigen Wegführung eine
gravierende Verschlechterung. Die
Buslinie 60 stellt mit ihrer jetzigen
Wegführung über Uhlandstraße - Kantstraße - Joachimstaler Straße eine unverzichtbare
Nord-Süd-Verbindung in
der City dar. Die deutliche Erhöhung
der Fahrgastzahlen seit Einführung des
10-Minuten-Taktes stellt dies unter Beweis. Völlig unverständlich ist daher,
daß nicht nur der Bereich rund um die
wegfallende Haltestelle Uhland-/Kantstraße (nahe Savignyplatz) seine Anbindung
nach Süden verliert, sondern die
wichtigste Zustiegshaltestelle Kurfürstendamm Ecke Uhlandstr. wegfallen
soll. Die Bedeutung der dafür zukünftig
von der Buslinie 60 bedienten, im Einzugsbereich der U9 liegenden Haltestelle
Lietzenburger Ecke Joachimstaler Straße ist dagegen erheblich geringer.
Dem Betrachter drängt sich hier der
Verdacht auf, daß die neue Wegführung der Buslinie 60 nicht aus den
Bedürnissen der Fahrgäste resultiert,
sondern vielmehr aus den Problemen
der Befahrbarkeit der Uhlandstraße für
den ÖPNV. Tatsächlich ist auf dem Abschnitt zwischen Lietzenburger und
Kantstraße praktisch ganztägig ein Stau
- vorrangig durch in zweiter Spur haltende Lieferfahrzeuge. Anstatt nun vor
dem Autoverkehr zu kapitulieren, müssen entsprechend der Verkehrspolitischen
Zielsetzung des Senats, dem
ÖPNV Vorrang einzuräumen, Maßnahmen ergriffen werden, die das Befahren
der Uhlandstraße rnit Bussen wieder
ermöglichen. Dies könnte z.B. dadurch
erfolgen, daß die Dauerparkplätze am
Fahrbahnrand aufgelassen werden und
stattdessen diese Spur als reine Be- und
Entladespur ausgewiesen und entsprechend überwacht wird. Zeitweilig
bzw. abschnittsweise (vor den Kreuzungen) sollte diese Spur dann als Busspur
genutzt werden.
Diese und weitere Nachbesserungen
können natürlich nur diskutiert werden,
wenn die Planung bekannt ist. Bisher
hat es die BVG leider versäumt, das
neue Konzept einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Mit der Veröffentlichung im SIGNAL
möchten wir auch
Sie als Fahrgast anregen, zu dem neuen
Busliniennetz Stellung zu nehmen und
ihre Verbesserungsvorschläge an uns zu
senden. Wir werden Ihre Anregungen
an die BVG weiterleiten und sie in
unseren weiteren Stellungnahmen zum
BVG-Busliniennetz berücksichtigen.
IGEB
|