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Moabit
Deutliche Veränderungen sieht das
neue Buslinienkonzept für Moabit vor.
Unbefriedigend bleibt jedoch die Anbindung großer Teile Moabits an die
durch die Grenzöffnung immer wichtiger werdende Stadtbahn (S3). Während
bisher die Buslinie 16 mit einem großen
Einzugsgebiet im Osten Moabits einen
Zubringer zur S3 darstellt, entfällt
durch die Veränderung der Linie 16 für
das dicht bebaute Gebiet um die Rathenower und Perleberger Straße zukünftig der
Anschluß an die S3. Ein Zubringerverkehr zum Schnellbahnnetz erfolgt
aus diesem Gebiet dann nur noch zur
U9. Dies bedeutet einerseits einen zusätzlichen Umsteigezwang für Fahrgäste, die
zu den Bahnhöfen der S3 westlich des Bahnhofs Zoo wollen, andererseits bedarf
der U9-Abschnitt Turmstraße - Zoo dringend einer Entlastung,
denn hier ist die Situation in den permanent überfüllten Zügen kaum noch
erträglich, und es existieren praktisch
keinerlei Kapazitätsreserven. Die S3
könnte gerade hier eine Entlastung bieten.
Unverständlich ist auch die Anbindung
der Buslinie 87 zum U-Bf. Turmstraße,
denn für den lokalen Verkehr innerhalb
Moabits stellt die Führung des 87ers
zum U-Bf. Turmstraße keine Verbindung her, die nicht schon durch andere
Linien (U9, Bus 90) angeboten würde,
und eine Verknüpfung rnit der U9 erfolgt am Hansaplatz. Die IGEB schlägt
daher ab Wilsnacker Straße für dıe
Buslinie 87 folgende Wegführung vor:
Turmstraße - Rathenower Straße -
Quitzowstraße - Endstelle an der Perleberger Straße (zurück über Perleberger
Straße - Rathenower Straße).
Hermsdorf
Wie notwendig eine Beteiligung der
Bürger und insbesondere der Benutzer
öffentlicher Verkehrsmittel an Planung
und Betrieb ist, wird am Beispiel
Hermsdorf deutlich. Lange Jahre forderten Hermsdorfer BVG-Benutzer -
und mit ihnen die lokalen Parteien -
vergeblich eine bessere Flächenerschließung des Ortsteils. Der ursprüngliche
Busliniennetzentwurf vom Sommer letzten Jahres sah nun endlich eine
Anbindung der Buslinie 15 an den S-Bf.
Hermsdorf sowie die Einrichtung einer
den nordöstlichen Teil Hermsdorfs erschließenden (Midi-)Buslinie 27B vor.
Aber leider wußte keiner der BVG-Benutzer von den vorgesehenen Netzverbesserungen,
denn bis zum heutigen
Tage ist das neue BVG-Busliniennetz
nicht der breiten Öffentlichkeit vorgestellt worden. Kein Wunder also, daß es
einige wenige informierte Anwohner,
die um ihren Parkplatz vor der Haustür
bangten, leicht hatten, ihre Anliegen
durchzusetzen: Es bildete sich schnell
eine Reinickendorfer Allparteien-Allianz (einzige Ausnahme: AL) gegen die
vorgesehenen Netzverbesserungen, und
so sprach sich das Bezirksamt Reinickendorf gegen die attraktive ÖPNV-Erschließung
Hermsdorfs aus! Die Folge
ist im aktuellen Netzentwurf ablesbar:
Durch die nun (weiterhin) vorgesehene
Wegführung der Buslinie 15 am S-Bf.
Hermsdorf vorbei und durch den ersatzlosen Wegfall der zunächst geplanten
Buslinie 27B bleibt die Bedäutung
der S-Bahn für den Ortsteil Hermsdorf
auf den fußläufigen Ein-zugsbereich
des Bahnhofs beschränkt, der nur einen
Bruchteil der Fläche des Ortsteils abdeckt. Gleichzeitig bleibt die Anbindung des lokalen
Einkaufs-zentrums
rund um den Bahnhof an die den Ortsteil erschließenden Buslinien völlig
unbefriedigend, so daß das Einkaufszentrum aus der östlichen Hälfte Hermsdorfs
weiterhin nicht erreichbar ist
und Fußwege von deutlich über 1 km
bis zur nächsten BVG-Haltestelle in
Hermsdorf keine Ausnahme bleiben.
Doch inzwischen gibt es endlich Widerstand gegen diese ÖPNV-feindliche Position des
Reinickendorfer Bezirksamtes: Unterschriften für die ursprüngliche BVG-Konzeption werden
vor Ort
gesammelt. Wer keine Gelegenheit
zum Unterschreiben hatte, sollte seine
Kritik bzw. Forderung direkt an den
Wirtschaftsausschuß der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung
(BVV) schicken. Auch die IGEB forerte das Bezirksamt Reinickendorf
auf, statt egoistischer Anwohnerinteressen besser die Belange von hunderten
von Bürgern, die sich durch BVG-Benutzung umweltfreundlich verhalten, zu
vertreten. Das Befahren einer Straße
durch Busse steht dabei möglichen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen nicht
entgegen. Durch verkehrsregelnde
Maßnahmen (z.B. Durchfahrerlaubnis
nur für Bus und Anlieger) oder auch
technische Einrichtungen (vom Bus zu
steuernde Schranken oder nur für
PKWs wirksame Schwellen) wären Entlastungs- und geschwindigkeitsmindernde
Effekte gerade auch im Ortskern von Hermdorf zu erreichen. Wir
fordern daher die Anbindung der Buslinie 15 an den S-Bf. Hermsdorf und die
Beibehaltung der im ursprünglichen
BVG-Konzept enthaltenden (Midi-)
Buslinie 27B im Zusammenhang mit
verkehrsberuhigenden Maßnahmen für
den Ortskern von Hermsdorf.
Buslinie 20
Aber noch an anderer Stelle bringt der
vorliegende Netzentwurf gegenüber der
Ursprungsfassung Nachteile: War zunächst neben der wie bisher betriebenen HVZ-Linie 26 eine
der Nachfrage
entsprechende Verbindung zwischen
Tegel und Reinickendorf-Ost entlang
der stilliegenden Kremmener S-Bahn-Strecke (Conradstr., Breitenbachstr.,
Waldstr., Lindauer Allee, Paracelsusbad usw.) durch die ganztägig verkehrende
Buslinie 20 vorgesehen, so fällt
diese durchgehende Verbindung bei
der nun vorgesehenen Lösung weg. Die
jetzt konzipierte Buslinie 26 würde diese Verbindung nur bruchstückhaft und
nur während des Berufsverkehrs anbieten. Sie stellt daher keinen Ersatz dar.
Die nun für die Buslinie 20 vorgesehene
Wegführung entspricht nicht der Nachfrage und würde, mit Ausnahme des
um 200 m verkürzten Fußweges zum
Paketamt in der Innungsstraße (= ca. 3
Gehminuten), keinerlei Vorteie bringen. Erwähnt werden muß dabei, daß
dieses Paketamt auch für den Ortsteil
Reinickendorf zuständig ist, der nun
außerhalb des Berufsverkehrs nur noch
mit abenteuerlichen Umwegen über
Tegel oder Wittenau erreichbar ist.
Auch an dieser Stelle sollte die BVG an
der ursprünglich vorgesehenen Wegführung der Buslinie 20 als Verbindung
zwischen Tegel und Reinickendorf-Ost
und der Buslinie 26 zwischen U-Bf.
Holzhauser Straße und S-Bf. Wittenau
(Nordbahn) - allerdings als ganztägig
befahrene Buslinie - festhalten.
Die Auflistung von noch notwendigen
Nachbesserungen im konzipierten Buslininennetz ließe sich an dieser Stelle
noch fortsetzen. Vielleicht haben auch
Sie noch weitere Anregungen zum neuen Busliniennetz. Wir würden uns freuen, wenn
Sie Ihre Verbesserungsvorschläge an uns senden. Wir werden
Ihre Anregungen an die BVG weiterleiten und sie ggf. in unseren weiteren
Stellungnahmen zum BVG-Busliniennetz berücksichtigen.
Ringlinien
Mehrere Anfragen erreichten uns zum
im letzten SIGNAL abgebildeten Busliniennetz, u.a. wegen fehlender Endhaltestellen
bei einigen Linien. Dies war
jedoch kein Druckfehler: Etliche Buslinien insbesondere des Ergänzungsnetzes,
das auch tagsüber nur im 20-Minuten-Takt befahren werden wird, sollen
als Ringlinien betrieben werden, obwohl sie prinzipiell als normale Linien
mit 2 Endstellen geführt werden könnten. So hat z.B. die Buslinie 69 eine
Endstelle nur am S-Bf. Grunewald. Am
anderen Ende fahren die Wagen dieser
Buslinie nach einer Schleife um den
Theodor-Heuss-Platz unmittelbar in
der Gegenrichtung weiter. Wir halten
die Betriebsform der Ringlinie nur
dann für zweckmäßig, wenn dadurch
auch tatsächlich eine sinnvolle Streckenführung mit Vorteilen für die Fahrgäste entsteht,
etwa durch besonders
gute Flächenerschließung oder zusätzliche Direktverbindungen wie z.B. bei
den Buslinien 57 und 58. Bei zahlreichen Buslinen gibt es eine Ringführung jedoch
ausschließlich aus betrieblichen Gründen, was für die Benutzer
Nachteile bringen kann. Verspätungen
oder das in Berlin altbekannte, aber offenbar nicht zu lösende Problem der
“Verfrühungen” werden unnötigerweise von der einen Fahrtrichtung
gleich in die Gegenrichtung übertragen.
Der Vorteil der leichteren Fahrplaneinhaltung dieser meist kurzen Buslinien
geht verloren. Aber selbst eine genaue
Fahrplaneinhallung vorausgesetzt, bedeutet die Betriebsform der Ringlinie
Nachteile bei der Anschlußplanung von
und zu den Schnellbahnlinien, da die
Fahrplanlage des Busses nur den Anschluß in einer Richtung berücksichtigen kann:
Entweder klappt es beim
Umsteigen zur Schnellbahn oder von
der Schnellbahn, der Anschluß in der
jeweiligen Gegenrichtung muß dem Zufall überlassen bleiben. Wir halten daher
die betriebliche Führung als Ringlinie bei den Buslinien 37, 39, 67, 69 und
75 für nicht sinnvoll und fordern stattdessen im Interesse der Fahrgäste die
Einführung von jeweils zwei Endstellen.
Letzte Meldung
Wie inzwischen aus der Presse zu erfahren war,
soll das Busnetz ´90 nicht mehr zum Oktober 1990, sondern nun erst
1991 eingeführt werden. Begründet wird diese erneute Terminverlegung
mit der - innerhalb eine halben Jahres (!) - angeblich nicht möglichen Einweisung der
Fahrer auf den neu zu befahrenden Routen. Für die IGEB, die sich wegen der überwiegend
verbesserten Wegführung und der besseren Verknüpfungen der Buslinien
mit dem Schnellbahnnetz mehrmals für für die schnelle Einführung ausgesprochen hat, ist diese
erneute Terminverschiebung nicht hinnehmbar. Die Begründung ist angesichts der in den Novembertagen
des letzten Jahres von den Busfahrern auch im Berliner Umland bewiesen Orientierungsfähigkeiten
geradezu lächerlich. Gerade wegen der knappen Kapazitäten im Busbereich wäre die Einführung
des neuen Liniennetzes im kommenden Oktober notwendig, denn schließlich verspricht sich die BVG
davon ja einen wirtschaftlichern Personal- und Wageneinsatz. IGEB
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