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Den äußersten westlichen Teil des Bezirkes Spandau erschloß nach der Neufestsetzung
der West-Berliner Stadtgrenze bei Staaken am Anfang der 50er
Jahre die S-Bahn-Strecke nach Berlin-Staaken (die Lehrter Bahn), die bis
1980 in Betrieb war und auf deren
Reaktivierung bisher zu Recht die Bemühungen zahlreicher Initiativen und
Staakener Bürger gerichtet sind, weil
ihre Stillegung eine deutliche Verschlechterung der Anbindung an den
öffentlichen Personennahverkehr zur
Folge hatte. Aber für den Verkehr ins
Havelland - Spandaus jetzt wieder zugängliches traditionelles Umland - ist
diese Strecke von untergeordneter Bedeutung. Wichtiger ist seit der Öffnung
der Grenzen, in deren Folge sich ein
lebhafter und regelmäßiger Verkehr
zwischen Spandau und den im Bezirk
Potsdam gelegenen Gemeinden des
Osthavellandes entwickelte, die möglichst schnelle Wiederinbetriebnahme
der etwas weiter nördlich gelegenen S-Bahn auf der Trasse der Hamburger
Bahn, die vor der Abriegelung der
Grenze 1961 den Hauptanteil des Verkehrs mit dem Umland trug. Die Bahnhöfe Falkensee,
Finkenkrug, Brieselang
und Nauen liegen zentral in den jeweiligen Gemeinden und deren Ortsteilen,
während die der Lehrter Bahn eine
Randlage haben.
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Bahnhof Falkensee. Von Albrechtshof kommend fährt der Wendezug nach Nauen ein. Auf demselben Gleis kamen bis zum August 1961 die Züge der Berliner S-Bahn aus Spandau an. Die endeten in Falkensee. Foto: H.-P. Schwarz |
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Das befahrene Bahnnetz im osthavelländischen Raum. Ausschnitt aus der Karte zum DR-Kursbuch 1989/90 |
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Zur Hamburger Bahn: Jenseits der
Grenze ab Albrechtshof ist die Strecke
nach Nauen noch in Betrieb und wird
dort mit elektrischen Doppelstockwendezügen der Reichsbahn im S-Bahn-Tarifbereich
betrieben. Gleise und
Fahrdraht enden etwa 600 m von der
West-Berliner Grenze entfernt. Es ist
nötig, vom Bahnhof Albrechtshof bis
zum Bahnhof Spandau-West fünf Kilometer Gleistrasse neu zu bauen, da sie
durch Nichtbenutzung seit 1961 und
durch inzwischen gebaute kreuzende
Straßen auf westlicher Seite (Hackbuschstraße, Klosterbuschweg) praktisch zerstört ist.
Wenn man sich in Zusammenarbeit mit der Reichsbahn und
den zuständigen staatlichen Stellen der
DDR auf einen Stufenplan einigte, der
zunächst die Wiederherstellung der alten ebenerdigen und eingleisigen Trasse vorsieht,
könnte in absehbarer Zeit
eine Verlängerun des elektrischen Betriebes der Reichsbahn (mit Oberleitung) bis Spandau
Hauptbahnhof oder
Spandau-West aufgenommen werden.
Eıne sehr dichte Zugfolge wäre auf dieser Strecke, die auch auf DDR-Gebiet
zwischen den Stationen eingleisig ist,
natürlich nicht möglich. Und auf West-Berliner Seite würden möglicherweise
Sicherheitsbedenken geltend gemacht,
da hier mindestens drei niveaugleiche
Straßenübergänge entstünden (Finkenkruger Weg, Hackbuschstraße und Klosterbuschweg),
die gesichert werden
müßten. Auch sind - wie derzeit in
Lichtenrade - Einsprüche der Anlieger
zu erwarten, für die der Bau und spätere Betrieb der Strecke direkt vor ihren
Grundstücken (mit Einfamilienhäusern) erhebliche Beeinträchtigungen
mit sich bringen würde. Trotzdem muß
die Reaktivierung des Bahnbetriebes
auf dieser Strecke in Angriff genommen werden.
Gespräche mit Bürgern in den havelländischen Gerneinden und zumindest
ein Leserbrief in einer Spandauer Tagesszeitung zeigen, daß in den Gemeinden jenseits
der West-Berliner Grenze
die Wiederanbindung der ehemaligen
S-Bahn-Strecke an das Berliner Netz
erwartet wird, damit zeitraubende
Umwegfahrten über den Außenring
nach Berlin, die seit der Unterbrechung
der direkten S-Bahn-Verbindung im
Jahre 1961 nötig sind, zukünftig entfallen können. Neben der Wiederanbindung der
Gemeinden Falkensee (mit
dem Ortsteil Albrechtshol), Finkenkrug
und Nauen wäre dieser Bahnbetrieb
auch für den Naherholungsverkehr ins
Berliner Umland von erheblicher Bedeutung, weil die Strecke Anschluß an
den Außenring der S-Bahn mit Umsteigemöglichkeiten in Richtung Süden
(t.B. Potsdam) und Norden (Hennigsdorf, Oranienburg) hat.
Inzwischen hat sich die Bezirksverordnetenversammlung Spandau Ende Januar für
einen S-Bahn-Ersatzverkehr
auf den Gleisen des Fernverkehrs ausgesprochen, ähnlich dem derzeit stattfindenden
Verkehr zwischen Wannsee
und Potsdam. Ein solcher Verkehr berührte aber nicht die Bahnhöfe Brieselang,
Finkenkrug, Falkensee und Albrechtshof, die im eigentlichen Nah-Umland von Berlin-Spandau
liegen,
und wäre daher allenfalls eine nützliche
vorläufige Lösung mit der Chance der
schnellen Verwirklichung, sofern die
Reichsbahn über das notwendige rollende Material verfügt oder es von anderer Seite
zur Verfügung gestellt werden kann. Zu fordern ist deshalb, daß
parallel zu diesem Betrieb dann auf
West-Berliner Seite folgendes geschehen muß:
Erstens: Die möglichst rasche Reaktivierung des S-Bahn-Betriebes zwischen
Westkreuz und Spandau Hauptbahnhof, wo von und zu den Zügen der
Reichsbahrı umgestiegen werden kann.
Der geplante Teilabriß des Bahnhofes
Spandau-West ist in diesem Zusammenhang allerdings eher ein Zeichen,
daß hier zunächst weiter demontiert
statt reakliviert werden soll, und scheint
Befürchtungen zu bestätigen, daß die
Spandauer S-Bahn weiterhin keine
Priorität hat und möglicherweise sogar
anderen, für wichtiger gehaltenen grenz
überschreitenden Strecken geopfert
wird.
Zweitens: Die Planung und die anschließende Wiederherstellung der
Strecke Spandau-West - Falkensee für
regulären S-Bahn-Verkehr. Dies sollte
zumindest bis hinter Albrechtshof in
Hochlage geschehen. Der Damm ist
vor dem Krieg schon geplant und begonnen, aber nicht vollendet worden.
Damm- und Bauwerksreste können auf
beiden Seiten der Grenze noch besichtigt werden, zum Beispiel Brückenfundamente
am westlichen Ende des
Bahnhofes Albrechtshof und Teile des
Dammes auf der West-Berliner Seite
zwischen Grenze und Nauener Straße.
Dieses Bauvorhaben muß zur Befriedigung der Staakener Verkehrsbedürfnisse auch
einen Bahnhofsneubau am Klosterbuschweg vorsehen - trotz der oben
erwähnten und vom Verfasser auch
schon angedeuteten Schwierigkeiten
(Vgl. SIGNAL 10/89 ). Denn da es sich
hier de facto um den Neubau der
Strecke handelt, die auch das Stadtbild
nachhaltig verändern wird, muß mit einem längeren Planungsvorlauf inklusive
Bürgerbeteiligung gerechnet werden.
Mit erheblichen Einsprüchen und Ein- Wendungen der - vorwiegend in Einfamilienhäusern
wohnenden - Anlieger
der künftigen Trasse und der Nachbarn
des künftigen Bahnhofes ist zu rechnen.
Deshalb ist zu fordern, daß erste Schritte zur Planung des Projektes zusammen
mit der DDR-Seite (der Deutschen
Reichsbahn z.B.) unverzüglich unternommen werden.
Nur wenn dies der Fall ist, kann vorerst
auf eine Wiederinbetriebnahme der
südlicheren S-Bahn-Strecke (Lehrter
Bahn), für die die Senatsplanungen wegen der verfehlten Ausführung des
Kreuzungsbauwerkes am Brandwerderweg ebenfalls einen Dammbau mit
Bahnhofsneubau vorsehen, verzichtet
werden. Langfristig kann aber auf die
Wiederanbindung Berlin-Staakens an
das Berliner S-Bahn-,Netz über die
Lehrter Bahn nicht verzichtet werden.
Denn: Auch der jetzt ins Gespräch gebrachte S-Bahn-Ersatzverkehr auf den
Gleisen der Fernbahn wird Berlin-Staaken nicht bedienen, weil es dort keinen
Haltepunkt gibt.
Heinz-Peter Schwarz
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