Fernverkehr

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Das Transparent hängt an der Stahlskeletfassade des Bahnhofs Friedrichstraße oberhalb jener Balustrade, wo noch vor wenigen Monaten bewaffnete Schaftstiefelträger das Geschehen überwachten: “InterRegio - das neue Kapitel des Bahnfahrens” ist heute dort zu lesen. Außerhalb der Halle bereitet ein Bautrup der Reichsbahn die S-Bahn-Gleise Für den durchgehenden Ost-West-Verkehr vor.

Dieses Szenario eines Juni-Tages 1990 noch vor Augen blättern wir in einem neu erschienenen Buch, in dem die “Katakomben, Irrgänge auf vielen Ebenen” beschreiben sind, die der Reisende in den 70er und 80er Jahren passieren mußte, um in dieser “elenden Station” vom Bahnsteig B zum Bahnsteig C zu gelangen. Die treffliche Schilderung der Einreiseprozedur, nicht nur ım Bahnhof Friedrichstraße, ist zugleich - und das war von den Autoren so nicht vorausgeahnt - Reminiszenz an die versunkene Honecker-Ära.

Berichte von nächtlichen Fahrten im lnterzonenzug, von den Eigentümlichkeiten des Reichsbahnbetriebs irı West-Berlin, von Verhören durch wachsame Transportpolizisten, aber auch von menschlich überaus angenehmen Begegnungen mit Eisenbahnern und deren Familien heben die Lektüre von “VEB Dampflokomotive” wohltuend heraus aus der Masse bisher erschienener Eisenbahnbücher über die DDR und Berlin. Der Leser wird vertraut gemacht mit den Eigenarten der verschiedenen Landstriche und ihrer Bewohner. Die Verfasser frönen nicht einseitig ihrer "Leidenschaft", dem Erleben von Dampflokomotiven, sondern wollen ein Kapitel deutsch-deutscher Geschichte vermitteln, in dem sie zwar eine ganz spezielle Rolle spielen, als Reisende irı Sachen Dampf - doch eben nicht nur dies.

Daß der Blick nicht bloß den schwarz-roten Maschinen alt, beweisen die größtenteils bestechenden Fotos aus den Jahren 1972 bis 1990. Pilzsammler unter der Siegesparole an schmutziger Backsteinfassade sind ebenso vertreten wie das Interieur von MITROPA-Gaststätten. Sogenannte “Pufferküsser-Standards” sind nur wenige enthalten, viellleicht hätte hier die Auswahl noch etwas konsequenter sein können.

Wer ein Buch sucht, das mehr bietet als nur schöne Lokaufnahmen und Schwärmereien über die Dampfeisenbahn, der wird in “VEB Dampflokomotive" das Richtige finden.

“VEB Dampflokomotive - Die Geschichte einer deutsch-deutschen Leidenschaft" ist erschienen im Verlag “LOK REPORT", Münster; umfaßt 144 Seiten mit überwiegend farbigen Abbildungen und kostet 85,- DM. Erhältlich im Buchhandel und Modellbahn-Fachgeschäften

IGEB

aus SIGNAL 5/1990 (Juli 1990), Seite 16

 

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