Beantwortung der Kleinen Anfrage des
Abgeordneten Michael Cramer (AL)
über "das neue Busliniennetz“:
1. Zu welchem Zeitpunkt ist nunmehr
die Einführung des neuen Busliniennetzes geplant?
Die Einführung des neuen BVG-Busnetzes ist mit Beginn des Sommerfahrplanes
1991 vorgesehen.
2. Welche Gründe führten zu der emeuten Terminverschiebung ?
Für die Verschiebung des Inbetriebnahmetermins waren eine Reihe von Gründen
ausschlaggebend. So kam es zunächst bei den planerischen Vorarbeiten durch
die umfangreichen Kontakte
zu bezirlkichen Gremien, die wesentlich
zeitaufwendiger waren, als anfänglich
vermutet, zu Verzögerungen bei der
Festlegung des neuen Netzes. Darüber
hinaus hat die Öffnung der DDR-Grenzen und der damit verbundene stark gestiegene
Arbeitsanfall auch im Verwaltungsbereieh der BVG dazu geführt,
daß die Arbeiten an der betrieblichen
Umsetzung des Konzepts (Fahrzeitfestlegung, Fahr- und Anschlußplanung,
Festlegung neuer Haltestellen usw.)
nicht innerhalb der erforderlichen Fristen abgeschlossen werden konnten und
auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Um jedoch den Kunden
ein zuverlässiges und attraktives Angebot vorlegen zu können, ist eine gründliche
Bearbeitung dieser Punkte erforderlich. Die BVG-Geschäftsleitung hat
deshalb entschieden, das neue Netz
nach entsprechender Vorbereitung im
Frühjahr 1991 einzuführen. Die mit dieser Entscheidung gewonnene Zeit soll
auch dazu genutzt werden, in enger Abstimmung mit der BVB (Ost) nach weiterer
Öffung von Sektorenübergängen
mögliche Linienmaßnahmen zu konzipieren.
3. Mit dem neuen Buslinienrıetz kann
nach Angaben der BVG die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Wie hoch sind
die zusätzlichen Kosten pro Monat, die
durch das Weiterbetreiben der weniger effizierıten, alten Busliniennetzes entstehen.?
Auf wie vielen Buslinien wird dadurch die Einführung des 10-Minuten-Grundtaktes
zum 1.10.1990 verhindert?
Die Auswirkungen des neuen Busnetzes auf die Wirtschaftlichkeit der BVG
können in ihrer Höhe nach Abschluß
der betrieblichen Umsetzung des neuen
Netzes beantwortet werden. Entsprechend den Ausführungen zu 2. sind
hierzu vorläufig keine konkreteren Aussagen möglich. Grundsätzlich ist festzuhalten,
daß evtl. Produktivitätseffekte
des optimierten Busnetzes nicht zu Einsparungen führen, sondern zur Verbesserung
des Angebots dienen sollten.
Wegen der er eblichen zusätzlichen
Wünsche der Bezirke und der zusätzlichen Aufgaben nach der Grenzöffnung
ist in jedem Falle mit einer Kostenausweitung zu rechnen.
4. Ist es generell üblich, daß die Busfahrer vor Einführun von Linienänderungen
die neu zu befahrenden Strecken abfahren und wenn ja, gilt dies auch für
den Fall, daß Linienäste nur ausgetauscht werden?
Es ist bei der BVG grundsätzlich üblich, im Interesse einer gründlichen
Vorbereitung das Fahrpersonal bei Linienänderungen die zu bedienenden
Strecken abfhren zu lassen. Dadurch
wird sowohl eine zuverlässige Beförderung als auch eine qualifizierte Informatıon
der Kunden erleichtert. Dieses
Verfahren findet jedoch bei dem Umfang der im Rahmen des neuen Busnetzes
vorgesehenen Linienmaßnahmen
seine Grenzen. Die BVG entwickelt
deshalb derzeit eine veränderte Information und Ausbildung, mit der die
dargestellten Ziele in gleicher Weise
erreicht werden können. Presseberichte
wonach die fehlende Vorbereitungszeit
des Personals ausschlaggebend für die
Verschiebung des Einführungstermins
gewesen sein soll, sind unzutreffend.
5. Wie beurteilt der Senat die Möglichkeit, wenigstens Teile des neuen Busliniennetzes -
wie z.B. die Schnellbuslínien
- zum 1.10.1990 in Betrieb nehmen zu
können?
Das neue Busnetz ist in seiner Orientierung an der Verkehrsnachfrage und
den daraus entwickelten Produktgruppen Schnellbus-, Stadtbus und Ergänzungslinien
ein sehr komplexes Gebilde, das grundsätzlich als Einheit zu sehen ist und daher
auch nur als Ganzes
eingeführt werden kann. Eine vorgezogene Betriebsaufnahme, z.B. der
Schnellbuslinien, zusätzlich zum bestehenden Busnetz ist nicht möglich, da
die in diesem Fall in erheblichem Umfang erforderlichen zusätzlichen Fahrzeuge
und Personals zum 1.10.1990 keinesfalls zur Verfügung stehen. Darüber
hinaus würde eine Überstülpung des alten Netzes mit einem dazu nicht passenden
Zusatznetz zu einer völlig unorganischen Netzstruktur führen, die weder
verständlich noch schlüssig, aber
außerordentlich aufwendig wäre.
(LPD vom 14. Juni 1990)
Senator für Verkehr
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