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Am 28. Juni 1990 haben Bundesverkehrsminister Zimmermann und DDR-Verkehrsminister
Gibtner die Grundsatzvereinbarung zum Bau der Schnellbahn Berlin - Hannover unterzeichnet.
Die ersten Gespräche darüber begannen bereits 1987 unter dem Honecker-Regime, doch
seit der politischen Wende in der DDR kamen die Gespräche
schneller voran und mit der Vertragsunterzeichnung nun zum Abschluß.
Vereinbart wurde eine für 250 km/h
trassierte Strecke entlang der alten
Bahnstrecke Berlin - Stendal - Oebisfelde. Nur in Uchtspringe ist eine kleinräumige
Umfahrung wegen einer dort
vorhandenen Klinik notwendig und der
Eisenbahnknoten Stendal großräumig umfahren. Zwischen Oebisfelde
und Hannover ist die Trassenwahl
(Möglichkeiten: über Wolfsburg - Braunschweig, nur über Braunschweig
oder nur über Wolfsburg) noch ungeklärt, aber auch nicht Verhandlungssache
zwischen Bundesrepublik und
DDR. Die Streckenführung muß hier
mit dem Land Niedersachsen abgestimmt werden. Auf Berliner Gebiet
sind Ausbauarbeiten für eine Höchstgeschwindigkeit bis zu 160 km/h und die
Elektrifizierung der Stadtbahn und des
Nordrings (zum Containerbahnhof
Hamburg und Lehrter Bf.) vorgesehen.
Die Fahrzeit soll dann zwischen der
Stadtgrenze und dem Bf. Zoo 13 Minuten mit Halt in Spandau und 9 Minuten
ohne Halt in Spandau betragen.
Inzwischen gibt es allerdings erste Proteste, die Politiker und Planer vor der
Revolution in der DDR nicht zu befürchten hatten: Zum einen wird der
Verzicht auf eine Anbindung Magdeburgs kritisiert, zum anderen die Naturzerstörung
durch den Bahnbau. So befürchten die Potsdamer Grünen eine
Zerschneidung des Rathenower Wald- und Seengebietes und einer in Europa
einmaligen Luchlandschaft. Durch die
elektrische Oberleitung, Einzäunungen
und Grundwasserabsenkungen würde
die Natur gefährdet. “Wenn das Projekt
bis Juni 91 nicht gekippt ist, dann ist
nichts mehr zu machen", so Matthias
Platzeck von den Grünen. Die künftige
brandenburgische Landesregierung
könne ihr Veto einlegen. “Sie muß es
nur auch machen!” Trotz Vertragsunterzeichnung scheint der erwartete reibungslose Bau
jetzt also gefährdet.
Doch das ist gut so, denn nur dann ist
gewährleistet, daß dem Naturschutz
auch in der DDR genügend Rechnung
getragen wird. Auch bei den DB-Neubaustrecken haben die Proteste nicht zu
einer Verhinderung der Projekte, sondern zu in der Regel akzeptablen Kompromissen
zwischen den Belangen von
Eisenbahn und Naturschutz geführt.
Und Kompromisse sind erforderlich,
wenn die Bahn ihre Akzeptanz als umweltfreundliches Verkehrsmittel wahren will.
IGEB
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