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Die Grundlage dieses Bemühens ist die Naturschutzgesetzgebung.
Diese fordert u.a.
daß die geplante Maßnahme auf ihre Umweltverträglichkeit zu
prüfen ist. Die entstehenden Einngriffe und deren Auswirkungen
auf den Naturhaushalt sind zu untersuchen.
Durch die begleitende Landschaftsplanung
ist der Nachweis zu erbringen, daß die Eingriffe
auszugleichen sind. Dies hört sich
plausibel an, ist aber äußerst schwierig
nachzuweisen, wenn man sich nicht nur auf
eine quantitative Bewertung - also auf flächenhaften
Ausgleich mit vermutlich ähnlichen ökologischen
Wertigkeiten - beschränkt. Mit dem Nachweis des qualitativen
Ausgleichs werden wir, sofern wir dies
selbstkritisch sehen, meist recht hilflos. Wir
wissen zu wenig über das Ineinanderwirken
naturhaushaltlichen Geschehens und darüber,
wie dies zu gewichten wäre. Ich versuche, dieses
Problem mit einer zwar äußerst
albernen, aber doch einleuchtenden Formel
darzulegen, die etwa so lauten könnte: 1
Feuersalamander = 2 Blaukehlchen!
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Abb.1: Platz für einen Waldrand Foto: Karl Kagerer |
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Abb.2: Fels zum Verkrallen Foto: Karl Kagerer |
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Abb.4: Abgerutscht ... Foto: Karl Kagerer |
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Abb.5: ... und Reparaturversuch Foto: Karl Kagerer |
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Abb.3: Felsböschung mit Biotopwert Foto: Karl Kagerer |
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Abb.6: Die Berme am Tunnelmund Foto: Karl Kagerer |
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Abb.7: Faschinen quer zum Hang gepflanzt Foto: Karl Kagerer |
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Abb.8: Abgerutschter Rasenteppich Foto: Karl Kagerer |
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Abb.9: Griffiger Hang Foto: Karl Kagerer |
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Abb.10: Weder so ... Foto: Karl Kagerer |
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Abb.11: ... noch so! Foto: Karl Kagerer |
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Abb.12: Aber so: mit natürl. Baustoffen Foto: Karl Kagerer |
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Abb.13: Wasserkuhlen für Rückzugs- ... Foto: Karl Kagerer |
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Abb.14: ... Und Laichmöglichkeiten Foto: Karl Kagerer |
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Abb.15: Regenrückhaltebecken: funktional Foto: Karl Kagerer |
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Abb.16: ... und zugleich naturnah Foto: Karl Kagerer |
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Abb.17: Rekultivierte Deponie Foto: Karl Kagerer |
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Dem Bestreben, eine Schnellbahn-Neubautrasse
in der Landschaft verschwinden zu
lassen, stehen die Trassenkriterien im
Wege. Die stärksten Steigungen oder Neigungen
dürfen in der Regel nicht über
1,2 %, die kleinsten Radien nicht unter 5,5
km liegen! Sowohl in der Weinberglandschaft
um Würzburg als auch in der von
starker Reliefenergie geprägten Rhön läßt
sich die Trasse nur mit Tunneln und Brücken
verwirklichen. Tunnel sind für die Reisenden nicht
attraktiv, lange Talbrücken
stören das Landschaftsbild, von der Lärmemission
ganz abgesehen. Durch die notwendigen Tunnel und Einschnitte fallen
enomre Ausbruchsmassen an, die harmonisch
in der Landschaft unterzubringen
sind. Wir haben mit diesen Erdmassen
nicht, wie früher beabsichtigt, Main-Seitentäler
verfüllt, sondern die vorhandene Geländeausbildung
überformt und notwendige
Dammführungen zu raumbildenden Talabschlüssen verformt.
Die Geländeanschlüsse
am Bahnkörper liegen hier, soweit möglich,
ca. 2 m über Gleishöhe. Dies ermöglicht
den Reisenden noch den Blick in die Landschaft,
schirmt aber die an der Strecke liegenden Siedlungen
gegen den Fahrlärm ab.
Als Problem stellten sich für unsere Arbeit
häufig die bestehenden Richtlinien der Bundesbahn
heraus. Richtlinien sind sicher notwentig,
da ein nicht geringer Prozentsatz
der Menschen ohne Anweisung nicht selbständig
handlungsfähig ist. Richtlinien zum
Dogma erhoben, können sich aber gerade
auf dem Sektor des Planens strangulierend
auswirken. Unsere Zeit ist schnellebig und
fordert ein hohes Maß an Wandlungsfähigkeit
und Flexibilität. Richtlinien aber sind
langlebig schwer veränderbar und einengend.
Wir haben bei unserer Arbeit dauernd gegen
bestehende Richtlinien verstoßen und - Gott sei Dank - beamtete
Partner
gefunden, die unser Handeln mitgetragen
haben.
Der Umgang mit natürlichen Materialien
wie Fels, Boden, Wasser und Pflanzen hat
seine eigene Gesetzmäßigkeit, und einer
unserer wesentlichsten Beiträge war sicher,
im Umgang mit diesen Stoffen eine Veränderung bisherigen
Denkens einzuleiten. Das
beginnt schon mit dem Prozeß des Planens.
Unsere Pläne waren in manchen Bereichen
nicht realisierbar, weil mit Beginn der Erd-
und Felsarbeiten deutlich wurde, daß die
Annahmen über den Zustand, die Lagerung
und die Klüftigkeit des angeschnittenen
Felsmaterials nicht zutrafen oder die Konsistenz
anstehender Böden ein Umdenken erforderte.
1. Böschungen im Rohboden bzw. Lockergestein
Beurteilt man die herkömmliche Arbeitsweise selbst
renommierter Erdbaufirmen
aus der Sicht der Landschaftsökologie und
der Landschaftsplanung, so lassen sich in
der Regel Mängel feststellen, die unbefriedigende
Ergebnisse zur Folge haben. So arbeitet man heute,
trotz des missionarischen
Wirkens von Prof. Alwin Seifert, im klassischen Erdbau meist
nach geometrischen
Formen. Das bedeutet: Alle Böschungen
haben einen gleichbleibenden Böschungswinkel,
sie sind in der Oberfläche durch
abwärts gezogene Planierschilder schwerster
Raupen glatt und “standfest” gemacht. Alle
Böschungen haben eine scharfe Böschungsoberkante
und einen scharf ausgeformten
Böschungsfuß. Der einzige verständliche
Grund für einen solchen unnatürlichen
Umgang mit geneigten Flächen ist die Tatsache,
daß geometrische Formen leichter zu
ermitteln und abzurechnen sind. Die in dieser
Form malträtierten Flächen sind aber
widernatürlich und damit besiedlungsfeindlich.
Alle Widernatürliche ist schon kurzfristig vergänglich.
Die geometrischen Formen
werden durch Spaltenfrost, Erhitzung unter
Sonneneinstrahlung sowie Abkühlung bei
Nacht mürbe und durch Wind und Oberflächenwasser wieder
in "natürliche" Formen
verändert. Schachtmeister und Maschinisten
wurden 30 Jahre lang für etwas gelobt, was
vom Grundsatz her falsch ist.
Unser Bestreben war daher,
- alle Böschungen, soweit dies Grundbesitz
und Gelände-Urzustand zulassen, mit unterschiedlicher
Neigung herzustellen und die
Böschungsober- bzw. -unterkanten flach
auszurunden. Über die abgerundeten Böschungsoberkanten
fließt so das Oberflächenwasser breitflächig ab, ohne sich,
gebündelt in scharfe Geländekanten einsägend, tiefe
Erosionsrinnen auszuwaschen;
- die an der Böschungsoberkante anschließenden,
aufgerissenen Waldbestände so
weit zurückzunehmen, daß die Neuaufforstung einer
Waldmantelgesellschaft möglich
wird (s. Abb. 1);
- die Rohboden- oder Lockergesteinsböschungen vor
Aufbringen von Mutterboden
diagonal zur Boschungslinie auf ausreichende Tiefe
aufzureißen, damit der Rohboden
griffig wird und besiedlungsfeindliche Horizontbildungen
vermieden werden.
Es muß Luft in den toten Boden kommen,
und er muß Wasser in sich aufsaugen und
speichem können. Die Mächtigkeit des
Mutterbodenauftrages ist abhängig von dessen
Verfügbarkeit, vom Ziel der Wiederbesiedlung
und von der angestrebten Böschungsneigung.
2. Böschungen im Fels
Die mögliche Neigung der Felsböschungen
ist abhängig von deren Standfestigkeit, von
der Klüflung der Gesteinsschichten und von
der Verwitterungsbeständigkeit. Die Voraussetzung
bei der Herstellung von Felsböschungen ist der gefühlvolle
Umgang mit
dem Fels. Es gib Baggerfahrer, die behandeln
mit ihren Maschinen gelockerte
Schichten und Felsblöcke mit spürbarem
Sachverstand. Diese Fuchleute sind aber
sclten, wie eben alles Qualifizierte im Beruf,
Meist wird mit schwerstem Gerät in den
klüfligen Fels hineingefahren, daß alles
bebt, oder es wird gedankenlos gesprengt.
Mit Preßlufthämmern soll nur gearbeitet
werden, wo dies unabdingbar notwendig ist.
Sandstein und bankiger Fels, mit dem man
so grob umgeht, kommt nict zur Ruhe.
Nachdem Massenausbruch und Massentransport
meist im Akkord geschieht, liegt
hier das Geschäft in der erzielbaren Leistung.
Die Vernunft bleibt dabei meist auf
der Strecke.
Felsabtrag zur Herstellung von Böschungen
muß aber behutsam vorgenommen werden
von Leuten, die den Fels begreifen, Gesunde Bänke sollen
dabei stehenbleiben, damit
das natürliche Gefüge in die Landschaft
wirkt, auch wenn dies bedeutet, geringfügig
vom geplanten Profil abzuweichen. Lattenprofile sind
hier Anhaltspunkte, mehr nicht.
Die Felsböschung muß kantig und griffíg
bleiben (Abb. 2). Sie muß Nischen bieten,
damit sich neben der felstypischen Hera
auch trockenheitsresistente Sträucher und
Gehölze dort verkrallen können, Die begrünte
Felsböschung kann in ihrer Vielfalt
zum hochwertigen Biotop werden (Abb. 3).
Hier werden sich Magerrasen und trockenheitsliebende
Pflanzengesellschaften ansiedlen.
3. Oberflächen- und Schichtwasser
Im Bereich der trassenbedingten Eingriffe
in das gewachsene Gelände ergeben sich
häufig Probleme mt der Standfestigkeit von
Böschungen. Böschungen zeigen dann nicht
selten die unterschiedlichsten Rutschungserscheinungen,
die bei ein bißchen Nachdenken schon einen Rückschluß auf
die Ursache zulassen (Abb. 4). Dabei fällt auf, daß
man, wenn die Böschung nicht stehen
bleibt, "repariert" und wartet, ob sie diesmal hält.
Bei negativem Ergebnis repariert
man dann wieder (Abb. 5) Grundlage dieses
sinnlosen Handelns ist die Haftungsfrage.
Eine Firma wird erst dann aus der Haftung
entlassn, wenn der Nachweis erbracht ist,
daß eine Böschung “stehenbleibt"!
Die so behandelten Böschungen werden
immer fauler. Man unterläßt es häufig, die
Ursache zu suchen und zu beseitigen. In der
Anfangszeit dieser Erdbaumaßnahmen war
nicht selten festzustellen, daß man sich
überhaupt nicht mit der Wirkungsweise des
Oberflächenwassers befaßt hat, das aus den
ackerbaulich oder als Grünland genutzten,
geneigten Flächen über den Einschnitten
anfiel. So zieht man sich aus beachtlichen
Abflußbereichen das Wasser in die Einschnitte
der Tunnelportale. Die bei langen
Böschungen zwischengeschalteten Bermen
weisen häufig falsche Gefälleausbildungen
auf. Mit einem Bermengefälle zum Hang
hin zieht man sich das unbewältigte Oberflächenwasser in
den dahinterliegenden Böschungskörper, macht ihn
instabil und programmiert selbst die nächste Rutschung vor
(Abb. 6). Nicht geordnet abgeleiletes Wasser
im Erdbau wird wirksam! Stehendes
Wasser hinter Erdbauten, Straßen und
Wegdämmen drückt durch, verformt die unterhalb
liegenden Bereiche. Abhängig von
der Wasserspeicherkapazität und von der
Bodenstruktur fängt der Boden an zu “verbreien". Dies
führt dann zum sogenannten
Abrißeffekt. Das Material bricht muschelartig aus
dem übersättigten Bereich aus und
fließt ab.
Aus diesen Überlegungen ergibt sich folgende
Empfehlung: Das Oberfächenwasser
aus den über dem Eingriff liegenden Bereichen
muß geordnet über leistungsfähige
Fanggräben mit ausreichendem Gefälle und
ausreichender Sohlglätte abgeleitet und auf
schadlosem, nicht unbedingt auf kürzestem
Wege, dem nächsten natürlichen Vorfluter
zugeführt werden. Die Abflußsohlen der
Fanggräben müssen dicht sein. Bermen an
Böschungen sind mit Außengefälle anzulegen,
damit die Abflußgeschwindigkeit im
Bereich der Gesamtböschung verlangsamt,
der Abfluß über die Berme aber nicht verhindert wird.
Erst, wenn die bisher geschilderten technischen
Voraussetzungen erfüllt
sind, werden kritische Böschungen nach lokaler
Beobachtung durch Faschinenbündel,
die diagonal zur Fallinie eingebracht werden,
gestützt (Abb, 7). Als Faschinenmaterial
kommt nur austriebfähige Weide in
Frage, die während der Saftruhe gewonnen
wird. Bis zur Verwendung müssen die Faschinenbündel
im Wasser gelagert werden.
Bei punktuellen Wasseraustritten in Lockergesteinsböschungen
wird der Quellbereich
mit einer Senkrechtfaschine erfaßt, ggf. kann
dieser Faschinenstrang je nach Quellstärke
mit einem perfurierten Kunststoffdränrohr,
das vinylvlies-ummantelt oder mit einem
Kokosfilter umhüllt ist, kombiniert werden.
Der im Umgriff durch den Quellaustritt beeinflußte
Bereich wird durch fischgrätartige
Faschinenanordnung erfaßt. Die Faschinen
stränge münden in die Senkrechtentwässerung.
Voraussetzung für diese ingenieurbiologischen
Maßnahmen ist die satte Ummantelung der Faschinenbündel mit
Erdreich. Nur so verfestigen sie durch Wurzelaustrieb
den Untergrund, armieren die Böschung,
beschatten durch oberirdischen
Austrieb die Hangfläche, übernehmen nach
Austrieb die Funktion eines Schuttstauers
und verhindern Oberflächenerosion und
Rutschungen.
4. Erstbegrünung mit Einsaaten
Auch im herkömmlichen Erdbau werden
Büschungen durch Einsaaten begrünt. In
der Regel wird ohne Unterscheidung von
Standort, Bodensubstrat, Exposition, Humisierungsstärke
und Böschungsstruktur ein
im Handel möglichst preisgünstig angebotenens,
schnellkeimendes Saatgut verwendet.
Dieses Saatgut ist artenarm, häufig besteht
es nur aus einer Sorte. Dies bedeutet, daß
man auf den sowieso labilen Böschungen allenfalls
einen optischen Effekt erzielt. Die
Gräser haben alle den gleichen Durchwurzelungshorizont, die
gleiche Anfälligkeit, sie
sind wegen ihrer Gleichartigkeit gegen
Schadeinflüsse alle gleich empfindlich. Eine
Billiggrasart kann nicht allen Standortbesonderheiten
Rechnung tragen, sie stellt
sich meist als die teuerste Art der Berasung
heraus. Häufig entsteht so nur ein kosmetischer
Rasenteppich mit mangelhafter Verzahnung
zum Untergrund. Er rutscht bereits
bei der ersten Übernässung flächig ab. Das
wird dann wieder “repariert“ (Abb. 8).
Unsere Forderung war, artenreiche Saatgutmischungen
aus verschiedenen Gräsern,
Wildkräutern und Leguminosen zu verwenden.
Deren Zusammensetzung wird je nach
Einsaatsituation und Begrünungsziel variiert.
Entscheidend für die Artenzusammensetzung ist, ob
es sich um eine Lockergesteinsbüschung, eine Felsböschung oder um
aus Muschelkalk oder aus Buntsandstein
entstandene Böden handelt. Entscheidend
kann für die Saatgutwahl auch sein, ob eine
Trockenrasenvegetation entstehen soll, oder
ob es sich um eine Erstbegrünung für eine
nachfolgende Bepflanzungsmaßnahme handelt, In diesem
Falle verwenden wir ein Leguminosengemisch - also Kleearten, Lupine
und Luzerne, die nicht nur die Eigenschaft
haben, den anstehenden Rohboden tiefgründig
(bis zu 1,50 m) zu durchwurzeln,
sondern durch sog. Knöllchenbakterien den
Stickstoffhaushall der Böden für die Folgekultur
verbessern. Die bis zu 1 m hohe
Grünmasse über dem Boden garantiert eine
besser werdende Bodenstruktur durch
Schattengare und organische Masse nach
dem rostbedingten Zusammenbruch.
Grundsätzlich soll durch die Differenzierung
in der standortabhängigen Saatgutzusammensetzung
eine unterschiedliche
Durchwurzelungstiefe mit besserer Verzahnung zum
Untergrund und eine verteilte
Schadanfälligkeit der oberirdischen Teile
bei Gräsern erreicht werden.
Da es sich bei den hier angesprochenen Ansaatflächen
überwiegend um steile und damit schwer zugängliche
Böschungsbereiche
handelt, wird das Saatgut im Naßsaatverfahren
eingebracht. Das Saatgut wird hier mit
Wasser als Trägersubstanz unter Beimischung von Dünger,
Bakterienkulturen und
Klebern verwendet und mit hohem Druck
hydraulisch auf die Böschung gespritzt, In
einem zweiten Arbeitsgang wird eine
Mulchschicht aus gehäckseltem Stroh entweder manuell
aufgebracht oder aufgeblasen und durch abschließend aufgespritzte
Bitumen-Emulsion vernetzt. Durch diese
Mulchschicht wird das keimende Saatgut
beschattet, ein günstigeres Kleinklima erzeugt
und der Wasserhaushalt verbessert.
5. Bepflanzung
Die Bepflanzung orientiert sich an der potentiell
natürlichen Vegetation, d.h. einer
Pflanzengesellschaft, die sich ohne das Zutun des
Menschen in einem bestimmten
Landschaftsteil im Laufe der Zeit einstellen
würde. Dies würde aber unter Umständen
Generationen dauern, weil z.B. eine Rotbuche,
die sehr wohl ein Endbestandstadium
bestimmen kann, nie auf einer Lockergesteinsböschung
keimt. Die Natur hat Zeit,
und so kommt im Ablauf der einzelnen Vegetationsstufen
vom Rohboden zum Wald
die einzelne Baumart eben erst zur Entwicklung,
wenn sie an der Reihe ist.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis:
Bliebe ein Kahlschlag unberührt liegen, so
könnte sich die Wiederbesiedlung ohne Zutun
des Menschen folgendermaßen abspielen:
Zuerst besiedeln krautartige Pflanzen
wie Huflattich, Habichtskraut, Fíngerkraut,
Kamille, Tollkirsche etc. die Fläche. Dann
folgen Sträucher wie Himbeere, Brombeere,
Holunder und Weide. Diese werden abgelöst durch
Eberesche, Birke, Erle usw. Erst
in dieser Phase nach entsprechender Bodenreife
und Beschattung fangen die den Endbestand bildenden
Gehölze wie Buche,
Ahorn, Linde etc. an zu keimen.
Mit unseren Pflanzungen haben wir nicht so
viel Zeit. Wir arbeiten mit einer Zeitraffermethode.
Zuerst wird, abhängig Von der
Jahreszeit, das Leguminosengemisch eingesät,
in der darauf folgenden Pflanzperiode
werden dann die Gehölze der potentiellen
natürlichen Vegetation gepflanzt, Zu dieser
Gehölzmischung kommt aber ein erheblicher Anteil
von Pionier- und Ammenhölzern der oben zitierten Arten. Dies sind
Holzarten, die nur für das Aufkommen und
die Entwicklung des Endbestandes wichtig
sind. Sie bereiten den Boden auf, stabilisieren
rutschgefährdete Situationen, beschatten den Boden.
Sie können aber auch vernäßte Böden durch Wasserentzug
und Verdunstung verbessern. Durch den Schattendruck
werden die Endbestandshölzer angeregt, ans
Licht zu gehen, sie überwachsen
nun die Pionier- und Ammenhölzer, die nun
ihrerseits ihre Funktion erfüllt haben und
zusammenbrechen oder durch einen Läuterungshieb entfernt werden.
Pflanzmaßnahmen sind differenziert zu betrachten
nach vorhandener Vegetation der
Anschlußbereiche, nach Standortvorgabe,
nach mechanischer und ingenieur-biologischer
Notwendigkeit und letztendlich nach
Zuordnung zum vorhandenen Landschaftsbild.
Beachtet man diese Grundsätze, so
wird man in kürzestmöglicher Zeit ein
Höchstmaß an Belastbarkeit eingebrachter
Wiederbegrünungssysteme und ein Optimum
landgschaftlicher Einbindung ereichen.
Anrisse in der gewachsenen Landschaft, insbesondere
instabile Situationen, dürfen
nicht über längere Zeit unbearbeitet liegenbleiben.
Die wiederbegrünende ingenieurbiologische
Rekultivierungsmaßnahme muß
die Baumaschinen aus dem Eingriffsort hinausdrängen.
Aufbauen, nicht reparieren, ist
die Lösung (Abb. 9).
Die Erkenntnis und die Einsicht über das
Ineinandergreifen der am Naturhaushalt beteiligten
Dinge ist wichtig, falsch dagegen
das Handeln, das nur vom “Nachahmenwollen" bestimmt ist.
Erhart Kästner sagt in
seinem kleinen Buch “Aufstand der Dinge":
“Im Versuch der Nachahmung natürlichen
Geschehens ist bereits die Ursache des
Scheiterns enthalten." Die Verwendung von
Pflanzen in der Landschaft soll nicht willkürlich
vorgenommen werden. Es soll ihr
eine Zielvorstellung zugrundeliegen, deren
Schwerpunkt entweder ingennieurbiologischtechnisch,
ökologisch oder auch landschaftsästhetisch zu
verstehen ist. Die Skala ist
breit, sie geht von der 2-mähdigen Streuobstwiese
hin bis zur mit ingenieurbiologischen Mitteln
stabilisierten intensiven Aufforstung eines
artenreichen, abgestuften Mischwaldes.
Man stellt im Zusammenhang mit unserer
Arbeit in der Landschaft immer die Forderung
nach “Wartungsfreiheit". Diese Forderung ist
zwar verständlich, aber nur z.T. realisierbar.
Den Begriff der Wartungsfreiheit
gibt es auch auf dem technischen Sektor nur
theoretisch. Wir müssen unterscheiden zwischen
Wartung und Pflege! Der Aufwand
hierzu kann in Relation zur Extremität des
vorhandenen Eingriffs stehen, er muß es
nicht, Die Brennerautobahn ist ein extremer
Verkehrsweg, er wird dauernd gewartet -
nicht gepflegt. Die Wartung auf technischem
Gebiet hat allenfalls werterhaltende
und sicherheitsbedingte Ziele mit zeitlich
beschränktem Erfolg. Die Pflege unserer
Maßnahmen dagegen hat aufbauende Tendenz mit
zunehmender Stabilität. Das ist
der Unterschied.
Ein weiterer Unterschied zum technischen
Produkt ist die diametrale Entwicklung von
Wartung und Pflege. Das technische Produkt erfordert
mit zunehmendem Alter eine
Zunahme von Wartung! Bei naturverstandenem
Landschaftbsbau nimmt der Wartungs- oder hier besser:
der Pflegeaufwand
ab. Man pflegt jemanden gesund, man wartet ihn
aber nicht gesund. Der Begriff der
Pflege ist etwas Natürliches, das sollte man
auch so akzeptieren. Die Pflege hat ein
Ende, die Wartung nicht.
6. Bäche und Gräben
Ein weniger erfreuliches Kapitel ist der zeitgemäße
Umgang mit Bächen und Gräben.
Hier läßt sich oft feststellen, daß den hier
wirkenden Technikern der Umgang mit natürlichen
Gewässern fremd geworden ist.
Die Folge ist eine zu hohe Fließgeschwindigkeit,
der man mit einer Ausbetonierung
des Querschnitts durch Betonkammersteine
zu begegnen versucht. Wehe, wenn das
Hochwasser bei diesen Stromschnellen eine
Lücke findet und die Sohlarmienmg unterläuft (Abb. 10).
Der Etschbach bei Burgsinn ist ein beschaulich
mäandrierendes Bächlein. Seine Ufer
waren mit Erlen und Haselbüschen bestanden,
sie haben ein mögliches Hochwasser
gebremst, gefiltert, die Ufer gehalten. Ein
Schaden ist nicht festzustellen. Das, was die
Ingenieure aus dem Etschbach gemacht haben,
erinnert mitunter an Alwin Seifert,
wenn er behauptet: “Zement verdirbt den
Charakter". Wir sehen hier ein Paradebeispiel
hilflosen Umganges mit Wasser (Abb.
11). Die Wasserbauer des Voralpenlandes
wissen hier eleganter mit den viel heimtückischeren
Bergbächen umzugehen. Sie arbeiten mit
natürlichen Baustoffen wie Holzquerschwellen,
Drahtschotterkästen und der
lebenden Pflanze (Abb. 12). Der Bach wird
gebremst ins Tal geführt, nicht durch einen
betonierten Schußkanal, der eigentlich noch
mit Eisengittern abgedeckt und am oberen
Ende mit einem Rechen verschlossen werden müßte
und der trotzdem eine Todesfalle für die Tierwelt darstellt.
Die Gewässer werden oft widernatürlich geradlinig
geführt. Die Tendenz des Wassers
ist immer schwingend. Schwingendes Wasser
hat ein geringes Sohlgefälle. Erodierende
Energie läßt sich abfangen und bewältigen am
Prallufer und am Absturzbauwerk.
Es gibt eine Abhandlung von den Überschwemmungen
in Tirol von einem Franz
Zallinger zu Thurn, Priester, Doktor und
Lehrer der Physik an der Universität Innsbruck,
erschienen im Jahre 1779, Darin finden sich
folgende Sätze: “Von der natürlichen Uferbefestigung.
Diese Namen verdienen nicht nur überhängende Felsen, die,
wenn sie die gehörige Höhe haben, jeder
Überschwemmung Trotz bieten, sondern
auch all jene Ufer so mit Stauden, Gesträuße
und Bäumen besetzt sind, denn die Wurzeln strecken
sich weit in dem Erdreiche
aus. Sie halten den Boden fest zusammen
und beschützen denselben sowohl wider den
Druck als Stoß des Wassers. Steiget das
Wasser in dem Rinnsale und beginnet auszutreten,
so wird doch seine Bewegung
durch das Gesträuße und die Bäume ungemein
gehemmt. Diese Hemmung bringet einen
Anwachs von Erde, Sand und Steinen
hervor und eben dadurch wird so ein Ufer
mehr gefestigt. Überdies, weil die Stauden
und Bäume viel Wasser zu ihrer Nahnıng
gebrauchen, thun sie sehr gute Dienste, die
vom Regen und Schnee nasse Erde und
sünftigen Boden geschwinder auszutrocknen.
Wie dienlich sind die Gesträuße und
Felberbäume mit dem Faschinenbaue..."
Es ist unser Ziel, bei den streckenbegleitenden
Rekultivierungsarbeiten das Wasser in
der Landschaft zu halten, es erst mit Verzögerung
und verlangsamt in die Vorfluter der
Täler abzugeben. Dabei sind die Gräben
und Bächlein möglichst mit Doppelprofil
auszubilden. So kann sich der Wasserfluß
bei Hochwassersituationen flachfließend
verbreitern, ohne Schaden anzurichten. Wo
es der Geländeumgriff zuläßt, schieben wir
im modellierten Massenauftrag Kuhlen aus,
in denen sich ganzjährig Wasser sammeln
kann, um Rückzugs- und Laichmöglichkeiten
für Amphibien zu schaffen. Am Rande
geschichtete Steinquader bieten Schlupfmöglichkeiten
für allerlei Getier (Abb. 13 und 14).
Flache, geneigte Geländesenken werden mit
quergerichteten flachen Rippen gegliedert,
um Feuchtbereiche zu erzielen, die dann
mit standorttypischen Pflanzen beimpft werden.
Wir verstehen es als unsere Aufgabe,
trassenbegleitend ein Netz von ökologisch
wertvollen Trittsteinen unterschiedlicher
Art zu schaffen, die so engmaschig angelegt
sein müssen, daß gegenseitige Kommunikation
der dort ansässig gewordenen Tierwelt
möglich ist und ein hohes Maß an Vernetzbarkeit
und ökologische Stabilität erreicht
wird.
7. Regenrückhaltebecken
Die geordnete Ableitung der in der Landschaft
auftretenden Hochwasser - hier meist
entstehend aus spontan auftretenden Oberflächenabflüssen - ist
ein verständliches Anliegen jener Projektanten, die
das “Technische“ einer Baumaßnahme zu bewältigen
haben. Hier finden wir ein merkwürdiges
Phänomen. Einerseits wird, wie ausgeführt,
das Wirken des Wassers in der Landschaft
eindeutig vemachlässigt, andererseits widmet
man sich dieser Frage mit einer die
Sache verfremdenden, technisch pervertierten
Aufmerksamkeit. Die Ausgangswerte
sind: die Oberfläche des Einzugsgebietes,
der 100-jährige Niederschlag, die in den
letzten 100 Jahren aufgetretene höchste
Hochwasserführung eines sonst belanglosen
Bächleins und die einschlägigen Schleppspannungsformeln.
Die Ergebnisse funktionieren zwar technisch,
können aber auch nur mehr technisch
verstanden werden, denn sie sind naturfremd.
Die Naturfremdheit der Behandlung
des Wassers in der Landschaft hat die Wurzeln
aber schon in einem ertragsorientierten
Flurbereinigungsdenken. Die Speicher- und
Filterfähigkeit der Landschaft durch Feldraine,
Feldhecken, Geländesenken, Verbuschungen etc. ist
stark beeinträchtigt, Jetzt
versucht man, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Regenrückhaltebecken sind in der Landschaft liegende
Ovale, die sich über eine befestigte Überlaufstrecke
bei einem bestimmten Wasserstand eines am Rande
vorbeifließenden Grabens füllen und das Wasser
über einen entsprechend klein dimensionierten
Rohrablauf mit Zeitverzögerung
wieder abgeben. Die ebenflächig zum Auslauf
hin geneigte Beckensohle garantiert einen geordneten Leerlauf.
Wasser in der
Landschaft hat aber eine andere Aufgabe,
als “nur abzufließen".
Die Regenrückhaltebecken müssen zwar als
Wirtschaftseinrichtung in der Landschaft
verstanden werden. Sie sollen aber naturnah
gestaltet sein, so daß sie eine Vielzahl ökologischer
Funktionen übernehmen können.
Sie brauchen nicht nur eine Nettowasserfläche,
sondern einen Umgriff, der die in der
Nutzlandschaft verlorengegangenen Rückzugsbereiche
mit entsprechender Pufferwirkung ersetzen kann.
Die Becken sollen vielförmig ausgebaut werden mit einer langen
Uferlinie. Die innen- und außenliegenden
Böschungen müssen unterschiedliche Neigungen erhalten.
Sohleintiefungen unter das
Auslaufniveau können eine ganzjährig beschränkte
Restwassermenge sicherstellen,
an deren verschlammten Ufern sich Unterwasser- und
Verlandungsflora ansiedeln
kann. Die einbindende Pflanzung soll aus
fruchttragenden Gehölzen bestehen. Eine
Ausstattung mit Greifvogelstangen ist nötig,
bis die heranwachsenden Bäume diese
Funktion übemehmen können, Zufahrtsmöglichkeiten
müssen eine evtl, notwendige
penodische Räumbarkeit sicherstellen
(Abb. 15 und 16).
8. Deponien
Bei der Durchführung der Baumaßnahme
fallen enorme Maıerialmassen aus Tunnelausbrüchen
und Einschninstrecken an.
Wenn sich diese anfallenden Massen im
Sinne der Landschaftsplanung vertretbar im
Bereich der Neubaustrecke landschaftsschonend
einbringen lassen, so ist das nicht nur
aus wirtschaftlichen Überlegungen zu begrüßen,
sondern auch aus naturschützerischer Sicht
zu akzeptieren. Nicht immer
geht diese baustelleninterne Bilanz auf. Wie
soll man dann verfahren? Es gibt zwei Möglichkeiten.
Die eine ist für die Bundesbahn
die angenehmere, die zweite dagegen für
die Landschaft die richtigere.
Im ersten Fall übeträgt die DB die Massenbeseitigung
dem anbietenden Unternehmer.
Die Problemlösung liegt hier in der Hauptsache
im wirtschaftlichen Bereich. Das Genehmigungsverfahren
liegt auf Landratsamtsebene und die Praxis zeigt nicht selten,
daß dann die Interessen der Landschaftsplanung
ins Hintertreffen geraten.
Vorbildlich dagegen sind jene Beispiele, bei
denen sich die Bundesbahn im Rahmen eines
Planfeststellungsverfahrens der Mühe
der Deponieplanung und -abwicklung unterzieht.
In diesem Fall werden nicht ökologisch
wertvolle Main-Seitentäler verfüllt,
sondern in der Landschaft vertretbare
Standorte in einem Abwägungsverfahren selektiert,
die Ansprüche des Naturschutzes
und der Landschaftsplanung gegen die berechtigten
Interessen der Landwirtschaft
abgewogen. Mit diesem zweifelsohne mühseligen Weg
werden Lösungen gefunden,
die eine gewachsene Landschaft nicht vergewaltigend
planieren, sondern die in der
Verformung dem Charakter und der ursprünglichen
Geländeausformung gerecht
werden.
Ich möchte mich hier auf das Beispiel der
Deponie Schwarzenfels beschränken. Die
Fachkollegen Ingenieurbau, Hydrologie,
Landwirtschaft, Flurbereinigung und Landschaftsplanung
wirkten hier zusammen, die
gegenseitigen Argumente abzuwägen, ohne
dabei die Interessen der betroffenen Gemeinde
aus dem Auge zu verlieren: Der
Mutterboden wird in geordneten Mieten gesichert, das
darunterliegende bindige Zwischenmaterial
abgetragen und beiseitegesetzt. Quellfassungen
und notwendige Drainagen werden gebaut.
Dann wird das Ausbruchsmaterial aufgetragen nach konkret
errechneten Höhenschichtlinien natürlicher
Geländeausformung. Es wird mit dem zwischengelagerten
Unterboden in einer Stärke
überdeckt, die die für landwirtschaftliche
Nutzung notwendige Wasserhaltekapazität
sicherstellt. Nach Mutterbodenauftrag wird
über die Zeit von zwei Jahren ein Gründungs-Gemisch
angebaut, das den auf den
Mieten gelagerten Boden wieder aktiviert.
Es werden die neuen Feld-Erschließungswege
angelegt, die an der Böschung der verflachten
Ackerterrassen liegen. Die Terrassenböschungen
werden mit Feldgehölzen
und Wildobst bepflanzt. Die rekultivierte
Deponie läßt den Rückschluß, daß es sich
hier um eine künstlich verformte Landschaft
handele, nicht mehr zu (Abb. 17).
Mit den Massen aus Tunnelausbruch und
Einschnitten darf man die Landschaft nicht
verstümmeln. Es ist richtiger, deren Ausdruckskraft,
ihre Reliefenergie zu überzeichnen
oder zumindest natürliche Geländeausformungen
nachzubilden. Den Begriff
der "Verfüllung" darf es hier nicht geben.
Feld-Erschließungswege sind den naturgeformten
Höhenschichtlinien anzugleichen.
Die Bauern sollen es leichter haben, deshalb
verflacht man die landwirtschaftlich
genutzten Flächen. Als Abfallprodukt entstehen
Böschungsranken, wie wir sie in alter
Kulturlandschaft auch finden. Diese Abfallflächen
gehören dem Naturhaushalt. Dort
können wieder Hecken aus heimischen
Holzarten entstehen, sie bilden Standort,
Rückzugsgebiet und Wanderweg für viele
Tiere, Brut- und Nahrungsmittelbiotop. Als
landschaftsgliedernde Filter regeln sie den
Wasserabfluß.
*
Unsere Tätigkeit an Baustellen, wie sie die
Neubaustrecke der DB darstellt, ist mühsam.
Sie ist erzieherisch und auch von
Rückschlägen geprägt. Es ist uns aber auch
eine Genugtuung und eine große Freude,
wenn wir uns von örtlichen Zentralen Bauleitungen
und ausführenden Firmen verstanden
sehen und feststellen, daß der
Techniker anfängt, ökologisch zu denken
und in diesem Sinne auf der Baustelle seine
Anweisungen trifft. Auch wir haben gelernt,
es mit dem gewiß lebenskundigen Goethe
zu halten, wenn er sagt: “Wir haben nach
lange nicht zu fürchten, daß wir übetstimmt
werden, wenn man uns auch widerspricht.
Nur keine Ungeduld! So findet sich am
Ende noch eine genügsame Zahl, die sieh
für unsere Art zu denken erklärt."
9. Zusammenfassung
Trassen für neue Verkehrssysteme, gleich
welcher An, hinterlassen in der Landschaft
Spuren und stellen einen Eingriff in den
Naturhaushalt dar. Die Aufgabe des Landsvhaftsplaners
ist es, diese Eingriffe optisch
und ökologisch so gering wie möglich zu
halten oder sie, wenn möglich, an der
Strecke auszugleichen. Dies erfordert haufig
ein Umdenken in der Anwendung bestehender
Richtlinien und eine Rückbesinnung
auf naturnahen und handwerklich-materialgerechten
Umgang mit Boden, Fels, Wasser
und Pflanze. Wenn ein bekanntes populärwissenschaftliches
Monatsmagazin eine geplante Reportage über die Neubaustrecke
der DB zwischen Fulda und Würzburg mit
der Begründung, “ein Eingriff in die Landschaft
ist dem Leser nicht mehr zu vermitteln",
absetzt, dann scheint dies weitgehend
gelungen zu sein.
Karl Kagerer
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