Nach einem kurzen Einführungsrefererat über den
Verlauf der im Gespräch
befindlichen vier Tunnelvarianten mit
ihren Stamm- und Ergänzungsästen
(siehe auch SIGNAL 6/90 und
SIGNAL 7/90)
von Herrn Krichler erläuterte der
Stadtplaner und Architekt Dr. Helmut
Maier anhand einer mitgebrachten
Stadtkarte die Aufgabenstellungen einer
verantwortungsbewußten Stadtraumgestaltung.
Es gilt, erhaltungswürdige Bausubstanz einzubinden in künftige
Ensembles; der Referent zeigte anand von
Beispielen und Dias von
Stadträumen, ab wann Quartiere “dahingemordet” werden,
oder wie im positiven Fall einer behutsamen Stadterneuerung
Strukturen und Fronten zu
neuem ästhetischen Leben und Erleben
zum Nutzen seiner Bewohner revitalisiert werden können.
Sind die Anlagen des ehemaligen ANHALTER eine Erblast der Berliner
Stadtbaugeschichte, oder sind sie nach
40 Jahren alliierter Vorbehaltsrechte
ein Glücksfall, der infolge bestehender und
zum wesentlichen Teil planfestgestellter
Trassenstücke im schwierigen Zentralen Bereich
bei Vorliegen geeigneter verkehrlicher
Konzeptionen in Tieflage sowohl den ANHALTER wie den
LEHRTER als Zwillingspaar zu neuem Leben zu erwecken vermöchten?
Das Auditorium nahm mit Erstaunen zur
Kenntnis, daß der Förderverein Anhalter
und Lehner Bahnhof Berlin (F.A.L.B.)
nicht ein Haufen “nostalgischer Träumer"
ist, der Dahingeschwundenes mit aller Gewalt
“zurückzuertrümmem" sich anschickt,
sondern mit kreativer Phantasie außer der
völlig neuen unterirdischen Trassenführung
mit Drehkreuzfunktion für den
West-Nord-Süd-Ost-Hochgeschwindigkeitsverkehr auch
bei den Oberflächenbauwerken zu neuen
Formen und Nutzungen vordringt, welche
lediglich die Nord- und/oder Süd-Portale
als stadtgestalterische Komponenten einbeziehen
(z.B, Umgestaltung der Halle zu einem
Bürokomplex für die Bundesbahn-Zentralverwaltung
oder Hauptsstadtfunktionen,
jeweils ab Ebene 0). Es gibt allerdings auch
Bauvarianten unter Erhaltung der Schwechtenschen
Urkonzeption (z.B. als Sporthalle
oder mit Nutzungs-Ideen für das Museum
für Verkehr und Technik).
Die einstündige Diskussion verlief - dem
Temperament des jungen Fachpublikums
angemessen - stürmisch bis turbulent. Es
waren nicht nur die Berliner Architekturstudenten,
sondern auch in starker Besetzung
die Dresdener TU sowie andere Hochschulen der
fünf neuen Länder anwesend - eine
wahrhaft überregionale Besetzung, wie es
immer ein Traum der Veranstalter der Berliner
Schienenverkehrs-Wochen war.
Es finden in diesen Tagen zwei Folgeseminare
zum gleichen Thema statt, Interessenten, die
sich wachgerüttelt fühlen, mägen
sich mit dem Veranstalter F.A.L.B in Verbindung
setzen.
Förderverein Anhalter und Lehrter Bahnhof (F.A.L.B.)
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