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Mit dem Fahrplanwechsel wird das Zugangebot
neu gegliedert. Zum einen entfallen
die Städte-Expreß-Züge - sie werden teilweise
aber durch D-Züge ersetzt, zum anderen entfallen
zahlreiche saisonale Züge, die
ursprünglich für den FDGB-Ferienverkehr
eingerichtet wurden. Besonders in den Sommermonaten
wird dadurch das Angebot geschmälert, insgesamt aber
übersichtlicher.
Zahlreiche DR-Binnenverkehrszüge werden
bis in die alten Bundesländer verlängert. So
müssen z.B. Fahrgäste, die von Berlin nach
Jena oder Saalfeld wollen, künftig Züge in
Richtung Nürnberg besteigen, die über die
Stadtbahn verkehren - abgesehen von einem
in Saalfeld endenden D-Zug ab Berlin-Lichtenberg.
In Richtung Erfurt wirkt sich der
Wegfall der Expreß-Zügze aus, die nur teilweise
ersetzt werden. Zahlreiche Verbindungen werden
durch Umsteigen in Leipzig
erreicht. Die IGEB schlägt daher vor, Fahrkarten
von Berlin Richtung Erfurt über
Leipzig oder über Halle tariflich gleichzustellen.
Ansonsten würden die Reisenden,
die den Umweg über Leipzig hinnehmen
müssen und damit ca. eine halbe Stunde
länger unterwegs sind, doppelt bestraft.
Für die Eilzüge von und nach Aschersleben
über Dessau bleibt alles beim alten - sie
fahren immer noch ab Schöneweide über
den Außenring und haben in Michendorf
bzw. Seddin einen langwierigen Aufenthalt
für den Lokwechsel. Unverständlich bleibt,
weshalb diese drei Zugpaare nicht über
Berlin-Wannsee bis zum Bahnhof Charlottenburg,
besser noch bis zum Hauptbahnhof
geführt werden. Für zahlreiche Reisende
würde ein solcher Zuglauf erhebliche Zeitersparnisse
bringen. Besserung zumindest
für Reisende von oder nach Dessau bringen
jedoch die Nürnberger Züge; sie halten bis
auf D300 und D307, die ohne Halt über
Treuenbrietzen und Wittenberg fahren,
auch in Dessau, so daß vier Züge täglich je
Richtung zur Verfügung stehen.
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Erfurt. Während viele Städte von Berlin aus bald besser erreichbar sind, entfallen umsteigefreie Direktverbindungen in die thüringische Landeshauptstadt. Um die Fahrgäste nicht doppelt zu bestrafen, fordert die IGEB, daß er Umweg über Leipzig wenigstens nicht mehr kostet, als die fahrt über Halle. Foto: G. Radke |
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Richtung Magdeburg wird das Zugangebot
durch zwei Richtung Köln und Frankfurt
(Main) führende und im Zwei-Stunden-Takt betriebene
InterCity-Linien erheblich
verbessert. Diese Züge halten jedoch zwischen
Berlin und Magdeburg nur in Potsdam. Vier Zugpaare Frankfurt (Oder) -
Berlin - Halberstadt, eines Berlin - Wernigerode und eines
Berlin - Magdeburg, bedienen die Unterwegsbahnhöfe
Brandenburg, Genthin und Burg. Ein Nachtzug (FD1641)
Halberstadt - Berlin - Binz ist für die-
jenigen, die in Magdeburg bis in den späten
Abend ausharren, zur Rückkehr nach Berlin
geeignet. Alle diese Züge fahren über die
Stadtbahn und halten in Potsdam Stadt,
Wannsee, Zoo, Friedrichstraße und Hauptbahnhof.
Die Eilzüge nach Stendal fallen vollständig
weg. Sie werden durch zwei D-Zugpaare
Berlin - Hannover - Amsterdam ersetzt, die
in Stendal und Rathenow halten werden,
nicht aber in Wustermark. Beide Paare werden über
Spandau geführt. Ein Eilzugpaar
Berlin - Stendal - Hannover und zurück
wird über die Stadtbahn, Potsdam Stadt und
den Außenring fahren und auch in Wustermark
und Schönhausen Halte einlegen. Neu
auf dieser Strecke ist auch der Schnellzug
Görlitz - Köln und zurück, der weiterhin
über Potsdam Hbf und Flughafen Schönefeld um
Berlin herum fährt, bisher aber
über Magdeburg verkehrte.
Die Verbindungen Berlin - Schwerin und
zurück werden zukünftig besser über den
Tag verteilt. Zukünftig wird es vier Schnellzugpaare
geben, von denen zwei weiter bis
Kiel, eines bis Lübeck fahren werden. Der
nächtliche Eilzug 538 wird künftig nicht
mehr in Glöwen und Bad Wilsnack halten,
dadurch etwas schneller und in einen D-Zug
umgwidmet.
In Richtung Rostock werden einige Züge
gestrichen. owohl die Städte-Expreß-Züge,
als auch die saisonalen, nur im Sommer fahrenden
Züge und auch der bisher in Potsdam
oder Oranienburg erreichbare Zug
München - Rostock und zurück werden
wegfallen. Der "Neptun" wurde in seiner
zeitlichen Lage verschoben, da er künftig
von Prag kommt und bis Kopenhagen
durchfährt. Dafür fallt der “Progreß" weg.
Das Zugangebot zwischen Rostock und
Berlin muß zwar als über den Tag verteilt
bezeichnet werden, insgesamt aber doch als
unzureichend. Will die DR in dieser Relation
gegenüber dem Autoverkehr mit seiner
gut ausgebauten Autobahn konkurrenzfähig
werden, muß das Angebot erweitert werden.
“Vormittagslöcher" sind zu beseitigen und
Spätverbindungen zu schaffen.
Am Zugangebot zwischen Berlin und Stralsund
ändert sich nichts Wesentliches, In
den meisten Zügen bleiben die Fahrplanlagen gleich.
Ein neues Zugpaar verkehrt zwischen
Berlin und Neubrandenburg. Neu
sind lediglich die Zugnummem und die
Weiterführungen einzelner Züge Richtung
Malmö und Richtung Süden. Wegfallen
werden jedoch die Tageszüge, die bisher das
Angebot lediglich an einzelnen Wochentagen ergänzt haben.
Ganzlich neu ist das Fernverkehrsangebot
nach Frankfurt (O). Neben den Richtung
Polen fahrenden Zügen, die jetzt auch zum
Aussteigen bzw. - auf der Fahrt nach Berlin
- zum Einsteigen freigegeben wurden, finden
sich als zusätzliches Angebot vier Zugpaare,
die von Halberstadt über die Stadtbahn kommen
bzw. dorthin fahren. Diese
Züge halten alle auch in Fürstenwalde.
Beim Zugverkehr in Richtung Cottbus -
Görlitz gibt es wie in Richtung Stralsund
nur wenige Neuerungen. So wird ein Eilzugpaar
künftig statt nach Berlin nach Potsdam
Hbf geführt, Außerdem fahren sämtliche
Eilzüge dieser Strecke künftig täglich, vom
E1682/1685 abgesehen, der nur montags bis
freitags fährt.
In Richtung Dresden - Prag und Chemnitz
wird das Zugangebot einschließlich des internationalen
Verkehrs neu geordnet. Zwischen Wien und Berlin wird es ein neues
Nachtzugpaar "Sanssouci" geben, das die
bisherigen Kurswagen ablöst. Aber auch
viele weitere Änderungen wird es geben, die
zur Folge haben, daß die Züge besser über
den Tag verteilt sind. Geplant ist auch eine
Aus- bzw. Zustiegsmöglichkeit in Bad
Schandau, nachdem der Bundesgrenzschutz
nicht mehr auf den Ausschluß des Binnenverkehrs
zwischen Dresden und Bad Schandau pocht.
Die Situation würde dann der in
Deutschland üblichen Praxis angeglichen,
wie sie z.B. zwischen Freiburg und Basel
herrscht, wo die Züge selbstverständlich
überall bestiegen und verlassen werden dürfen.
Richtung Chemnitz wird sogar fast ein
Dreistunden-Takt geschaffen; lediglich ein
Zugpaar müßte eine Stunde später gelegt
werden, damit ein echter Takt entsteht.
Aber auch von Dresden nach Berlin werden
erste Ansätze eines Taktverkehrs erkennbar.
Zwar wird noch kein echter Takt angeboten
werden, doch ist geplant, die Züge
immer zur gleichen Minute in Dresden abfahren
zu lassen - eindeutig eine Vorbereitung auf
einen künftigen Taktverkehr. In
dieser Hinsicht ist die Reichsbahndirektion
Dresden übrigens Vorreiter bei der DR -
auch auf anderen Strecken und im Nahverkehr.
Auch in Richtung Leipzig müssen sich die
Berliner Fahrgäste umgewöhnen: Oftmals
muß man in Züge Richtung Regensburg -
München einsteigen, um Leipzig zu erreichen.
Doch obwohl mit der Neuordnung
des Angebotes auf dieser wichtigen, wenn
nicht der wichtigsten DR-Strecke, eine
Chance zur nachhaltigen Verbesserung des
Angebots bestanden hätte, ist zu bestimmten Zeiten das
Angebot immer noch dürftig
angesichts der Bedeutun der Strecke. Damit die
DR auf dieser Strecke zum Auto
konkurrenzfähiger wird, muß schnellstmöglich
ein zumindest annähernder Taktfahrplan
eingerichtet werden, der mindestens
Stündlich einen Zug vorsieht. Außerdem ist
es erforderlich, in Leipzig bessere Anschlüsse
von den Berlin-Zügen auf weiterführende
Züge Richtung Plauen und Erfurt zu schaffen.
Die Übergangszeiten liegen teilweise
bei zwei bis zehn Minuten - auch in der Gegenrichtung -, so
daß bei der weiträumigen
Bahnhofsanlage des Leipziger Hauptbahnhofs und
eventuellen Verspätungen des ankommenden Zugs ein
Anschluß nicht gegeben ist. Würden diese
Anschlüsse hergestellt, gäbe es beispielweise in Richtung
Plauen drei attraktive Verbindungen mehr
am Tag, was eindeutig zusätzliche Kunden
anlocken könnte.
Insgesamt gesehen bringt der neue DR-Binnenfahrplan
zahlreiche Verbesserungen; vor
allem wird das Angebot durchschaubarer,
da die meisten Züge künftig täglich fahren
werden und die überflüssige Zuggattung
Städte-Expreß wegfällt. Auf einigen Strecken
werden zudem die vorher kurz nacheinander
fahrenden Züge besser über den Tag
verteilt. Manche Anschlußverbindung blieb
dabei aber leider auf der Strecke, insbesondere
im wichtigen Umsteigeknoten Leipzig.
Zu hoffen bleibt jedoch, daß sich die DR
zum Jahresfahrplan 1992/93 zu einem Taktfahrplan
im Fernverkehr durchringen kann,
an den dann auch ein attraktives Nahverkehrsangebot
angeknüpft werden kann. IGEB
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