Was in SIGNAL 2/91 nur für die sogenannten
Fünf Neuen Bundesländer befürchtet
wurde, das wurde plötzlich in Berlin Realität:
die Einstellung einer öffentlichen Verkehrsverbindung.
“Wegen mangelnder Rentabilität" stellte die "Wildau-Luckenwalder
Speditions GmbH” die von ihr betriebene
Buslinie D 761 zwischen S-Bf. Eichwalde
und der noch zum Berliner Stadtgebiet gehörenden
Splittersiedlung Rauchfangswerder am 11. März
kurzerhand ein. Die Nachfolgerin des ehemaligen VEB Kraftverkehr
Fürstenwalde möchte sich zukünftig ganz
auf das lukrative Speditionsgeschäft konzentrieren.
Schnell reagiert haben daraufhin
BVB und BVG. Schon ab 16. März fuhren
die BVB mit Kleinbussen der BVG zwischen Rauchfangswerder
und der Straßenbahn-Endhaltestelle in Alt-Schmöckwitz
(Linie 86), so daß die rund 200 Einwohner
der Siedlung weiterhin Anschluß an das öffentliche
Verkehrsnetz haben.
So erfreulich der Vorgang hinsichtlich der
schnellen Reaktion von BVB und BVG ist,
es bleiben Fragen offen. Denn wer sorgt bei
vergleichbaren Fällen in den anderen aus
der DDR hervorgegangenen Bundesländern
für die Aufrechthaltung eines öffentlichen
Verkehrsangebots? Und warum war es
möglich, daß die Buslinie von heute auf
morgen wegen “mangelnder Rentabilität"
eingestellt wurde? Schließlich sieht das Personenbeförderungsgesetz
für den Konzessionsträger einer öffentlichen Verkehrslinie
auch eine Beförderungspflicht vor.
IGEB
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