Die IGEB sieht mit der Öffnung des Brandenburger
Tores für Busse und Taxen keinerlei Vorteile
für die Benutzer der BVG/BVB und vermutet darin
nur eine Vorstufe
zur Öffnung des Tores für den allgemeinen
Straßenverkehr. Einzige relevante Buslinie
in diesem Bereich ist die Linie 100, die zwischen
Zoo und Alexanderplatz verkehrt.
Diese Linie dient jedoch fast ausschließlich
Touristen, da die parallel verlaufende S-Bahn
zwischen den beiden City-Bereichen
öfter, schneller und zuverlässiger verkehrt.
Entsprechend ihrer touristischen Aufgabe
müßte diese Buslinie deshalb selbst im alle
einer Öffnung des Brandenburger Tores auf
ihrer jetzigen Wegführung verbleiben, da
schlieglich auch das Schloß Bellevue, die
Kongreßhalle und der Reichstag weiterhin
von dieser Buslinie angebunden werden
müssen. Und auch ohne Tordurchfahrt erschließt
die Buslinie 100 das Brandenburger
Tor schon heute ausreichend.
Sinnvoller sind daher Beschleunigungsmaßnahmen
für die Buslinie 100 in ihrem bestehenden
Streckenverlauf durch Busspuren
z.B. Unter den Linden, in der Otto-Grotewohl-Straße
und in der Kurfürstenstraße,
wodurch übrigens auch der Taxiverkehr beschleunigt werden würde.
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Nie wieder Fahrzeugverkehr durch das Brandenburger Tor! forderten auf einer Demonstration am 25.8.1991 die Berliner Verkehrs-, Umwelt- und Fahrgastinitiativen. Foto: M. Horth |
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Dies fordert auch die Berliner Taxi-Vereinigung (BTV),
die für ihre Fahrer ebenfalls
keine Vorteile bei einer Durchfahrung des
Tores sieht und viel mehr das geschichtsträchtige
Tor vom Verkehr freihalten möchte. Wichtig sind
aber auch für den
Taxiverkehr die Errichtung von Sonderfahrspuren,
z.B. auch in der Leipziger Straße.
Zum Chor der Kritiker gehört nicht zuletzt
die BVG. Sie hält das Tor zum Durchfahren
mit Bussen für ungeeignet. Zwischen den
Säulen ist so wenig Platz, daß die “Großen
Gelben” das Brandenburger Tor nur im
Schrittempo passieren könnten.
Ferner haben sich die Bezirksstadträte von
Mitte und Tiergarten gegen eine Öffnung
des Tores ausgesprochen, weil auch sie dabei
nur den Einstieg in die Öffnung für den
allgemeinen Autoverkehr vermuten. Dann,
so befürchtet die parteilose Baustadträtin
von Mitte, Dorothee Dubrau, werden die
Abgase das gerade rekonstruierte Baudenkmal
zerstören. Außerdem wird die uneingeschränkte
Tordurchfahrt nach Ansicht
von Frau Dubrau und von vielen anderen
Politikern und Bürgern den Straßenzug Unter
den Linden/Straße des 17. Juni in eine
lärmende Verkehrszone verwandeln. Auch
der CDU-Nachwuchs, die Junge Union,
übte heftige Kritik am Senatsplan.
Doch allen Argumenten zum Trotz hält
Verkehrssenator Haase an seinem Vorhaben
fest. Schließlich hat er sich ja mit der
Öffnung der Havelchaussee für den Autoverkehr
und mit der Bekämpfung diverser
Tempo 30-Zonen schon einen Namen als
"Autosenator” gemacht.
Haases Position ist umso unverständlicher,
wenn man sich seine Antwort auf eine Kleine
Anfrage des Abgeordneten Manuel Heide (CDU)
vor Augen hält: “Insgesamt ist
festzustellen, daß vorhandene Straßennetz
auch mit kleinteiligen Erweiterungen
und Verbesserungen dem anstehenden Verkehrsdruck
nicht gewachsen sein kann, so
daß Behinderungen nicht ausgeschlossen
werden können. Auch eine Öffnung des
Brandenburger Tores für alle Verkresarten
wird diesen Zustand nicht entscheidend
verbessern. Die engen Tordurchfahrten, die
zukünftig umnittelbar westlich davor liegende
Kreuzung mit der Ebertstraße und die
überlastete Entlastungsstraße dürften ebenfalls
keinen befriedigenden Verkehrsfluß
erwarten lassen." (LPD, 24.7.1991) Die Öffnung
des Tores würde also gar nicht die
Probleme lösen, deretwegen sie geplant
wird!
Aber auch Haases Senatskollegen scheinen
die Widersprüchlichkeit ihrer Position noch
nicht zu erkennen. Fast alle Planungsexperten,
z.B. im Berliner Stadtforum, sind sich
einig, daß gerade der Bereich der Friedrichstadt
zukünftig vom Durchgangsverkehr
freizuhalten ist, um den Dauerstau zu vermeiden,
welcher nicht nur den Rest von
Aufenthaltsqualtität in den Straßen der Ost-City
zerstören würde, sondern auch den
Wirtschaftsverkehr zum Erliegen brächte.
Und dann gibt es auch noch die Sowohl-als-auch-Position.
In grandioser Unkenntnis
der historischen und städtebaulichen Situation sowie
der Eigentumsverhaltnisse am
Pariser Platz schlagen sie die “enge Umfahrung” vor.
Die Fußgänger sollen ihrer Meinung nach das Tor - wie
jetzt schon die Siegessäule - durch einen Tunnel erreichen.
Völlig vergessen wird dabei, daß sich die
Amerikaner, Engländer und Franzosen
wohl kaum von ihren la-Botschaftsadressen
am Pariser Platz verscheuchen lassen werden,
nicht mal durch ein Maßnahmegesetz.
Letzte(Skandal)Meldung:
Der Senat hat am 17. September beschlossen,
das Brandenburger Tor für
Bus- und Taxi-Verkehr freizugeben.
IGEB
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