Bereits mehrfach hat Verkehrssenator Haase die
Vorlage eines Verkehrskonzeptes für die geplante
Großsiedlung "Wasserstadt Oberhavel" angekündigt.
Zunächst sollte dies zum September geschehen, später
wurde das Konzept für Dezember angekündigt, ohne daß
es bis zum heutigen Tag vorliegt. Die IGEB nahm die
Untätigkeit des Verkehrssenators zum Anlaß, ein
ÖPNV-Konzept für die Wasserstadt Oberhavel zu erarbeiten,
in der immerhin über 30.000 Wohnungen und fast
ebenso viele Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.
Die bisher diskutierten Entwürfe für die Wasserstadt
beschränken sich - neben dem Bau zahlreicher Straßen -
hinsichtlich des ÖPNV auf eine Schienenanbindung mit
einer S-Bahn (Verlängerung der Gartenfelder Strecke)
oder neuartigen Systemen wie Magnetbahn oder Hängebahn.
Damit droht auch hier, wie das bei vielen Großsiedlungen
der Fall ist, ein attraktiver Anschluß an das öffentliche
Verkehrsnetz auf der Strecke zu bleiben, da die finanzielle
Realisierbarkeit völlig offenbleibt. Das nahegelegene
Falkenhagener Feld ist nur eines der Beispiele, wo
bereits vor 20 Jahren ein Schnellbahnanschluß versprochen
wurde, ohne daß dieser in absehbarer Zeit realisierbar wäre.
Zwingend notwendig - aber bei Berliner Planern offenbar noch
längst nicht selbstverständlich - ist dabei, daß auch die
öffentliche Verkehrserschließung zeitgleich mit dem
Siedlungsbau einhergeht. Und es müssen sowohl das
Siedlungsgebiet möglichst flächendeckend erschlossen als auch
gute Verbindungen nach "außerhalb" geschaffen werden.
Die bisher der Öffentlichkeit vorgestellten Entwürfe für
die Wasserstadt erfüllen keine dieser Forderungen.
Die einzige zur Anbindung der Wasserstadt in Frage
kommende Schnellbahn-Trasse ist die der stillgelegten
Siemensbahn. Eine Reaktivierung dieser Trasse bietet
schnelle Verbindungen in den Bereich des S-Bahn-Ringes,
nicht aber in das viel näher liegende Oberzentrum Altstadt
Spandau. Bei voraussichtlich einem Bahnhof auf der Havel-Ostseite
und einem oder höchstens zwei auf der Westseite würde
allerdings nur wenig mehr als ein Fünftel der Wasserstadt im
allein attraktiven 5-Minuten-Radius (300 Meter) um die
Haltepunkte liegen. Die restlichen vier Fünftel und der gesamte
nach Spandau führende Verkehr müßten durch ein aufwendiges,
zusätzliches Busnetz abgedeckt werden, was den Fahrgästen
zeitraubendes und unattraktives Umsteigen aufbürdet.
Würde man jedoch - wie ernsthaft in die Diskussion gebracht
wurde - nicht die S-Bahn verlängern, sondern statt
dessen eine Magnet- oder auch Hängebahn über die
Siemensbahntrasse schweben lassen, käme neben einer
(ähnlich wie bei der S-Bahn) sehr schlechten Flächenerschließung
und der fehlenden Anbindung an das Spandauer Zentrum auch
noch ein "garantierter Umsteigezwang" in ein weiteres
Verkehrsmittel in Jungfernheide als Nachteil hinzu.
Die IGEB schlägt daher vor, die geplante Großsiedlung
durch ein modernes Straßenbahnsystem zu erschließen.
Neben einer
sehr guten Flächenerschließung gewährleistet eine moderne
Tram auch eine hohe Reisegeschwindigkeit durch
stauunabhängiges Fahren auf überwiegend eigenen
Trassen und Vorrangschaltungen. Durch umsteigefreie
Direktverbindungen zu den wichtigsten Zielgebieten
bietet sie eine sehr viel höhere Attraktivität durch
kurze Reisezeiten. Und schließlich sind die gute
Haltestellenzugänglichkeit und die problemlose
Integration in das Stadtbild weitere Pluspunkte für
die Tram. Wegen der vergleichsweise niedrigen
Investitionskosten der Tram kann auch sichergestellt
werden, daß eine attraktive ÖPNV-Anbindung zeitgleich
mit dem Entstehen der neuen Siedlungen realisiert werden kann.
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Wien, 10. Gemeindebezirk: Wohnungs- und Trambahn-Neubau wurden zeitgleich fertiggestellt. So muß es auch bei der Wasserstadt Oberhavel sein. Foto: M. Horth |
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Vorgeschlagen werden zur Erschließung der Wasserstadt
zwei Tramlinien: Vom Spandauer Zentrum kommend,
verzweigen sich die beiden Straßenbahnlinien am
westlichen Rand der Wasserstadt. So wird der nördliche
Teil des Planungsgebietes zu beiden Seiten der Havel
erschlossen. Auf dem östlichen Havelufer kreuzen beide
Linien einander im Zentrum der Wasserstadt, so daß von
dort aus sämtliche Teile der Großsiedlung ohne Umsteigen
in Direktfahrt mit der Bahn zu erreichen sind. Die eine
Linie fährt auf dem östlichen Havelufer durch den
Südteil der Siedlung zum U-Bf. Haselhorst (V7), die
andere durchfährt zusätzlich das Zentrum der bestehenden
Siedlung Haselhorst und schwenkt erst zwischen den
ehemaligen S-Bahnhöfen Gartenfeld und Siemensstadt auf
die Trasse der Siemensbahn.
Legt man die Eckdaten eines Siedlungsentwurfs des
Bezirksamts Spandau zugrunde, sind bei dieser
Straßenbahnführung 3/4 der Wasserstadt nicht mehr
als 300 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt,
92% der Fläche sind maximal 500 m von einer Haltestelle
entfernt. Darüber hinaus bietet die Tram neue Verbindungen
für Haselhorst und eine verbesserte Bedienung des Straßenzuges
Streit-/Neuendorfer Straße. Das Verkehrsaufkommen ist dort
bereits jetzt so groß, daß es mit einer Straßenbahn
wirtschaftlicher zu bedienen ist als mit Bussen. Mit dem
zusätzlichen Verkehr aus der Wasserstadt wird der
Betriebskostenvorteil der Tram noch größer.
Um ihre Vorteile ausspielen zu können, muß die Tram aber
bereits beim Siedlungsentwurf berücksichtigt werden. Die
IGEB hat daher modellhaft einen Stadtgrundriß für die Teile
der Wasserstadt entworfen. Um die aus der optimalen
Flächenerschließung heraus definierten Haltestellenlagen
herum sollten Fußgängerbereiche für die Wohnschwerpunkte
wie für die Schwerpunkte des öffentlichen Lebens entstehen.
Um die Haltestellen herum sind die höchsten baulichen Dichten
anzustreben. Nicht zuletzt sollte der Kreuzungspunkt beider
Straßenbahnlinien im östlichen Teil des Planungsgebietes
das Zentrum der Wasserstadt Oberhavel bilden.
Darüber hinaus sollte das Wegenetz nach Möglichkeit unter
dem Gesichtspunkt kürzester Wege zu den Haltestellen angelegt
werden. Insbesondere bei den zahlreichen
trennenden Gewässern im Planungsgebiet ist auf optimal
darauf abgestimmte Brückenführungen für Fußgänger, Radfahrer
und den ÖPNV unter Berücksichtigung naturräumlicher
Belange Wert zu legen.
Die vorgeschlagenen Tramstrecken sind
(einschließlich einer kurzen Verlängerung zur Waldsiedlung
Hakenfelde) 16,6 km lang. Die Baukosten dafür würden
großzügig geschätzt etwa 160 bis 210 Mio DM betragen - eine
geringe Summe, wenn man berücksichtigt, daß das gleiche
Geld, in eine U-Bahn investiert, gerade vom Rathaus
Spandau bis zum Koeltzepark (etwa 1,5 km) ausreichen würde.
Ab Bf. Jungfernheide sollte die Tram dann die S-Bahn-Trasse
wieder verlassen und im normalen Straßenplanum über Gauß- und
Huttenstraße nach Moabit geführt und dort mit den aus dem
Ost-Berliner Zentrum kommenden Linien verknüpft oder direkt
nach Ost-Berlin verlängert werden. Die BVG sieht in ihrem
Tramkonzept vor, 1998 den Straßenbahnbetrieb in der Turmstraße
aufzunehmen. Da für die Wasserstadt mit ähnlichen
Realisierungszeiträumen zu rechnen ist, kann die
Wasserstadt-Tram also fort in das Gesamtnetz integriert werden!
Die IGEB hat mit dem vorliegenden Konzept für die
Wasserstadt Oberhavel beispielhaft aufgezeigt, daß
eine moderne Tram, die neben einer guten Flächenerschließung
auch eine hohe Reisegeschwindigkeit durch eigene Trassen und
Vorrangschaltungen ermöglicht, nicht nur ein besonders
geeignetes Verkehrsmittel für neue Siedlungsgebiete ist,
sondern wegen ihrer geringen Investitionskosten auch ein
besonders preiswertes und schnell realisierbares. Analog
ist diese Konzeption aber auch auf andere in der Stadt
vorgesehene Projekte übertragbar, z.B. bei der geplanten
Großsiedlung im Raum Niederschönhausen/Buchholz.
Das vollständige ÖPNV-Konzept der IGEB für die
Wasserstadt Oberhavel ist erhältlich
durch Überweisung von DM 5,- (incl. Versandkosten)
auf das Postgirokonto Berlin
40797-101, BLZ 100 100 10 der GVE. Auf
der Überweisung bitte das Stichwort "Wasser-Stadt"
angeben und den Absender mit vollständiger Adresse nicht vergessen! IGEB
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