Lange hat es gedauert, bis am 20. Dezember
1991 der erste Bus von Berlin-Zehlendorf
(Rathaus) auf direktem Wege über die
Knesebeckbrücke in die Stadt Teltow und
weiter zum Bahnhof fuhr. Bereits im November
1990 hatte unser Regionalverband
dem Potsdamer Verkehrsbetrieb ein detailliertes
Konzept zur Umgestaltung des
ÖPNV in Teltow, Kleinmachnow und
Stahnsdorf vorgelegt. Um den öffentlichen
Verkehr in dem unmittelbar an Berlin angrenzenden
Bereich zu attraktivieren und
den neuen Verkehrsbeziehungen anzupassen,
schlugen wir eine Verflechtung des
Ortslinienverkehrs mit dem BVG-Netz vor.
Seit Februar 1991 haben wir diesbezüglich
auch ständigen Kontakt zur Stadtverwaltung
Teltow.
Zum Fahrplanwechsel im Juni 1991 wurden
bereits einige Vorschläge übernommen, z.B.
die generelle Vertaktung des Ortslinienverkehrs
(15/30 Minuten) und eine neue Linie
629, die Stahnsdorf und Kleinmachnow über
Zehlendorf-West an das Berliner S- und U-Bahn-Netz
anbindet. Die geforderte direkte
Verbindung zwischen Teltow und Zehlendorf-Mitte
blieb hingegen aus.
Noch schlechter sieht es bei den Verbindungen
nach Berlin-Steglitz aus. Mit dem 626er
kommt man nur bis knapp hinter die Berliner
Stadtgrenze und muß dort umsteigen.
Die von uns vorgeschlagenen Direktverbindungen
durch Verlängerungen der BVG-Linien
184 bzw. 185 zur Warthestraße oder
zum Bahnhof Teltow werden bis heute von
den Betrieben abgelehnt. Begründet wird
dies mit dem noch fehlenden Verkehrsverbund
und den daraus resultierenden Abrechnungsmodalitäten.
Wieso aber klappt es
woanders?
Die Direktverbindung nach Zehlendorf-Mitte
scheiterte dagegen an der Knesebeckbrücke
über den Teltowkanal. Diese
war zwar schon frühzeitig fertiggestellt, aber
blieb zunächst für den Autoverkehr geschlossen,
weil die Stadt Teltow den Verkehr
aus ihrer beengten Altstadt heraushalten
und erst eine Umgehungsstraße errichten
wollte. Kurz nach dem Baubeginn dafür
mußte man jedoch wegen ungeklärter Eigentumsfragen
wieder aufhören. Daher
wurde die Brücke am 6. Juli 1991 trotz aller
Bedenken für den Autoverkehr geöffnet,
aber ohne Buslinie! Denn nach Probefahrten
der Verkehrsbetriebe wurden noch einige
bauliche Veränderungen gefordert. Unterdessen
ging die Linien-Diskussion in der
Öffentlichkeit munter weiter. Immer neue
Varianten wurden bekannt, so auch ein
fragwürdiger Ringverkehr des 117ers von
Zehlendorf über Stahnsdorf und die Knesebeckbrücke
wieder zurück. Fragwürdig deshalb,
weil der größte Teil der Bevölkerung
Teltows weiterhin nicht angeschlossen gewesen
wäre.
Mit der jetzigen Linienführung des neuen
217ers, der übrigens von BVG und ViP gleichermaßen
betrieben wird, wurde letztlich
unserem Vorschlag entsprochen. Sowohl
der Teltower Stadtkern als auch die dichten
Wohnsiedlungen im Südosten werden unmittelbar
mit Zehlendorf verbunden. Die
Bedienung des Bahnhofs Teltow wird allerdings
erst richtig interessant, wenn hier vom
kommenden Fahrplanwechsel an alle zwei
Stunden ein Regionalzug abfährt.
Leider gab bzw. gibt es einige Schönheitsfehler:
der 217er verkehrte zunächst nur
zwischen 7 und 20 Uhr, und das auch nur im
Stundentakt, und die von uns vorgesehene
Verlängerung über Zehlendorf-Mitte hinaus
zum U-Bf. Oskar-Helene-Heim blieb aus.
Auf unsere Kritik hin erklärte die BVG,
man wolle zunächst beobachten, wie die Linie
angenommen wird und dann zum nächsten
Fahrplanwechsel ggf. Änderungen vornehmen.
Erfreulicherweise mußten die
Fahrgäste gar nicht so lange warten, denn
schon zwei Wochen später, am 2. Januar,
wurde die Bedienungszeit auf 5 bis 23 Uhr
ausgedehnt. So begrüßenswert die Einführung
der neuen Linie und die umgehende
Erweiterung der Bedienungszeit auch ist,
der Stundentakt wird der Bedeutung der
Linie nicht gerecht.
Aber auch im übrigen Ortslinien- und Regionalverkehr
des ViP liegt noch einiges im
argen. So wurden zum 5.10.91 im Spätverkehr
und in dünner besiedelten Gebieten
wie Stahnsdorf und Dreilinden die Fahrpläne
teilweise kräftig ausgedünnt. Neben Einschränkungen
der Bedienungszeiten entfiel
hier oft jede zweite Fahrt. Der Verkehrsbetrieb
in Potsdam verwies auf sinkende Fahrgastzahlen
und die desolate Finanzlage. Wie
in Berlin wird auch im Land Brandenburg
der Geldhahn für die Verkehrsbetriebe immer
mehr zugedreht.
Doch inzwischen gibt es ein wenig Licht am
Horizont: Die Fahrgastzahlen haben sich
stabilisiert, und auch beim ViP öffnet man
sich neuen Ideen. So werden - wie in Beelitz
und Sacrow - auf der Linie 627 (Stahnsdorf,
Waldschänke - Dreilinden) im Abendverkehr
Taxen eingesetzt. Wer bis vor die
Haustür gefahren werden möchte, muß jedoch
im Gegensatz zu den Berliner Taxi-Linien
den Umweg extra bezahlen. Die neue
Leitlinie des ViP sei, erklärte dessen Leiter,
Georg Duckiewicz, mit Angeboten um die
Fahrgäste zu werben, anstatt nur zu schauen,
wo denn noch Bedarf sei. Man sollte
ihn, aber auch die Politiker, die ständig von
der Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs
reden, beim Wort nehmen und immer wieder
daran erinnern. Schon der nächste
Fahrplanwechsel wird zeigen, in welche
Richtung es geht. PRO BAHN
Regionalverband Potsdam - Teltower Land
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