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Die veränderte politische Lage als Folge
der Vereinigung der beiden deutschen Staaten
am 3. Oktober 1990 verlangt auch in
Berlin eine Anpassung der Eisenbahninfrastruktur.
Der Erschließung des künftigen
Stadtzentrums im Bereich Potsdamer Platz
auf der Schiene muß sowohl im Nah- als
auch im Fernverkehr aus umwelt-, Struktur
und verkehrspolitischen Gründen besondere
Bedeutung zukommen. Verschiedene
Modelle sind dazu entwickelt worden.
Favorisiert wird vom Berliner Senat zur
Zeit das sogenannte Achsenkreuzmodell. Es
beinhaltet im wesentlichen den Bau eines
Nord-Süd-Fernbahntunnels und den Bau
eines Zentralbahnhofes im Bereich des heutigen
Lehrter Stadtbahnhofes, eventuell eines
weiteren Fernbahnhofes im Bereich
Yorck- oder Papestraße. Aus unserer Sicht
ist der Standort eines Zentralbahnhofes am
Lehrter Stadtbahnhof aus zwei Gründen
bedenklich:
- Die Einbindung in das städtische Schnellbahnnetz
ist zur Zeit nur in Ost-West-Richtung
über die Stadtbahn gegeben. Andere
Relationen existieren nicht und müssen erst
neu geschaffen werden.
- Die unmittelbare Nachbarschaft des Regierungsviertels
kann z.B. bei Staatsbesuchen
die Erreichbarkeit des neuen Bahnhofes
für den Fahrgast stark beeinträchtigen,
im Extremfall bei einer Totalsperrung unmöglich
machen.
Statt Lehrter Stadtbahnhof
ein Zentralbahnhof Yorckstraße
Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil der
Eisenbahn im Gegensatz zum Flugzeug ist
die direkte Erreichbarkeit der Innenstadt.
Aus diesem Grund ist der Bau eines Nord-Süd-Tunnels
für Fern- und Regionalbahn
sehr zu begrüßen. Bei der Standortwahl für
einen Zentralbahnhof sollten aber die Prioriäten
anders gesetzt werden. Folgende
Grundsätze sollten dabei beachtet werden:
- Optimale Einbindung von bereits vorhandenen
S- und U-Bahn-Linien, welche möglichst
viele Stadtgebiete direkt anschließen
sollten.
- Der Standort sollte im Stadtzentrum liegen
(ohne die im Abschnitt 2 genannten
Nachteile), um die Systemzugangszeiten für
den Fahrgast (z.B. Tourist, Geschäftsreisender)
möglichst gering zu halten.
- Optimale Nutzung der bereits vorhandenen
Bahnflächen.
- Möglichst kein Eingriff in Nicht-Bahngelände.
Diese Anforderungen lassen sich sehr günstig
realisieren, wenn ein Zentralbahnhof
statt im Bereich des ehemaligen Lehrter
Bahnhofes auf dem Gelände zwischen
Yorckstraße und Gleisdreieck gebaut wird.
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Abb. 1 Der Fern- und Regionalbf. Yorkstraße und seine Verknüpfung mit S- und U-Bahn |
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Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, läßt sich
auf dem vorhandenen Gelände des ehemaligen
Potsdamer Güterbahnhofes eine leistungsfähige
Bahnhofsanlage realisieren.
Wir sind von einer Anlage mit vorerst 4
Bahnsteigen (8 Gleise) für den Fern- und
Regionalverkehr und einem weiteren Bahnsteig
für die S-Bahn ausgegangen. Der zur
Verfügung stehende Platz läßt Erweiterungen
zu.
Über insgesamt 4 Streckengleise sollen die
Fern- und Regionalzüge den Zentralbahnhof
Yorckstraße erreichen können:
- Südanbindung: Die mittleren Streckengleise
dienen der Relation von/nach Dresden,
Leipzig, München. Die äußeren Streckengleise
dienen der Verbindung von/zum
Südring bzw. Cottbus, Görlitz.
- Nordanbindung: Die mittleren Streckengleise
dienen der Relation von/nach
Hamburg,Hannover. Die äußeren Streckengleise
dienen der Verbindung von/zum
Nordring bzw. Rostock, Stralsund.
Durch diese Gleisanordnung wird im Bahnhofsbereich
ein kreuzungsfreies Ein- und
Ausfädeln der Züge möglich.
Verknüpft wird der Zentralbahnhof mit folgenden
S- und U-Bahn-Linien (Planungen
in Klammern):
- Ul (Warschauer Straße) - Schlesisches
Tor - Krumme Lanke - U2 Pankow - Ruhleben,
- U7 (Flughafen Schönefeld) - Rudow -
Rathaus Spandau,
- Sl Wannsee - Potsdamer Platz - Frohnau
- Oranienburg,
- S2 Blankenfelde - Potsdamer Platz -
Schönholz - (Tegel),
- S25 (Teltow - Lichterfelde Süd - Potsdamer
Platz - Bernau).
Die U-Bahn-Linie 7 könnte in skizzierter
Linienführung verlegt werden, da die Umsteigesituation
bei der derzeitigen Lage des
U-Bahnhofs sehr ungünstig wäre; außerdem
könnte so für alle den neuen Bahnhof tangierenden
Schnellbahnlinien auch für den
innerstädtischen Verkehr ein neuer Vernüpfungspunkt
mit kurzen Umsteigewegen
geschaffen werden.
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Abb. 2 Standorte von Fern- und Regionalbahnhöfen in Berlin (Planung) |
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Im S-Bahn-Bereich wurde die Anbindung
vom Anhalter Bahnhof zugunsten einer optimalen
Erschließung des Zentralbahnhofes
Yorckstraße außer Betracht gelassen.
Der Betrieb des Postbahnhofes wird durch
den Neubau des Bahnhofes Yorckstraße
nicht beinträchtigt, die Südanbindung bleibt
auf jeden Fall erhalten. Es besteht die Möglichkeit,
durch den Neubau eines (elektrifizierten)
Übergabebahnhofes auf dem Gelände
zwischen den S-Bahnhöfen Yorck- und
Papestraße neben einer verbesserten
Südanbindung auch eine Nordanbindung zu
realisieren, was sich letztlich in attraktiveren
Beförderungszeiten niederschlagen würde.
Betriebliches Konzept
Um den Stadtraum Berlin im Fernverkehr
kundengerecht zu erschließen bzw. Umwege
z.B. für Fahrgäste aus dem Umland zu vermeiden,
sind weitere Fernbahnhöfe erforderlich.
Wegen der Verknüpfungsmöglichkeiten
mit den bestehenden oder geplanten
Schnellbahnlinien werden folgende Standorte
vorgeschlagen (siehe Abbildung 2):
- Spandau (Neubau im Bereich Klosterstr/Rathaus Spandau),
- Gesundbrunnen,
- Lichterfelde Ost,
- Lehrter Bahnhof (Realisierung sollte von
der tatsächlichen Fahrgastentwicklung abhängig
gemacht werden),
- Lichtenberg (als Fernbahnhof bereits vorhanden),
- Messebahnhof (nur im Sonderverkehr),
Damit eine günstige Erschließung im Fernverkehr
gewährleistet werden kann, sollten
Züge mit dem Ziel/Einsatzort Berlin
grundsätzlich im Bahnhof Lichtenberg enden/beginnen,
wobei dort eine moderne
Wagenbehandlungsanlage für ICE, IC und
IR-Züge geschaffen werden muß.
Folgende Verbindungen sollen - stellvertretend
für andere - die Zugführung durch
Berlin verdeutlichen:
- Hamburg/Hannover - Spandau - (Lehrter
Bahnhof) - Yorckstraße - Lichtenberg (über
den Südring),
- Dresden/München - Lichterfelde Ost -
Yorckstraße - (Lehrter Bahnhof) - Gesundbrunnen
- Lichtenberg (über den Nordring),
- Magdeburg - Potsdam - Lichterfelde West
- Yorckstr - (Lehrter Bahnhof) - Gesundbrunnen
- Lichtenberg (über den Nordring),
- Rostock - Oranienburg - Gesundbrunnen -
(Lehrter Bahnhof) - Yorckstraße - Königs
Wusterhausen - Görlitz.
Umweltverträglichkeit
Bei Realisierung eines Zentralbahnhofes
Yorckstraße an beschriebener Stelle dürften
die entstehenden ökologischen Schäden als
gering einzustufen sein, da das Gelände
(ganz im Gegensatz z.B. zum Schöneberger
Südgelände) zur Zeit einer Müllkippe
gleicht. Christian Schultz
Arbeitsgemeinschaft Fern- und Regionalverkehr
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