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Am 2. September fand im Berliner Hbf der traditionelle
Sprechtag für S-Bahn-Fahrgäste statt.
Zum vielleicht letzten Mal saßen zwei Betriebschefs
auf dem Podium: Von der BVG Herr
Dipl.-Ing. Erich Kratky, von der Reichsbahndirektion
Berlin Herr Dr.-Ing. Wolf-Ekkehart
Matthaeus. Schon jetzt betreibt die BVG nur
noch einen Teil des Westnetzes, und ab 1994
wird die Reichsbahn wieder für den gesamten
Berliner S-Bahn-Betrieb zuständig sein. Freilich
könnte das S-Bahn-Netz in BVG-Regie
größer sein. Auch die BVG ist mit den Leistungen
der Senatsbauverwaltung teilweise unzufrieden.
So beklagte Herr Kratky, Wiedereröffnungen
stillgelegter Strecken würden "immer
weniger und immer eingleisiger".
Die Fragen und Anregungen der zahlreich erschienenen
Fahrgäste zeigten dann, wo überall
der Schuh drückt. Die Bandbreite reichte von
örtlichen Problemen wie den mangelhaften
Zugzielanzeigern im Bahnhof Springpfuhl bis
zu grundsätzlichen Fragen wie der nach einer
1. Klasse. Bei ersterem versprach Herr Matthaeus
Abhilfe, aber eine 1. Wagenklasse, wie
z.B. in Hamburg, lehnte er ab. Die Betriebserfahrungen
bei der Bundesbahn und das Problem
der Kontrolle sprächen dagegen. Breiten Raum
nahm das Thema Fahrgastinformation ein. Die
in letzter Zeit viel diskutierten Themen Sicherheit
und zu geringes Zugangebot spielten dagegen,
zumindest für die anwesenden Fahrgäste,
kaum eine Rolle. Vielleicht lag es daran, daß
wieder einmal Männer im mittleren Alter überrepräsentiert
waren und Frauen, vor allem ältere,
weitgehend fehlten.
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Nicht zu übersehen war der Informations- und Verkaufsraum im Hauptbahnhof. Foto: Georg Radke |
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Gut besucht (wie jedes Jahr) war der Sprechtag für S-Bahn-Fahrägste. Anwesende waren beide Betriebsleiter, Herr Dr. Matthaeus von der Reichsbahndirektion Berlin und Herr Kratky von der BVG, sowie Her Curth und Herr Strowitzki vom Fahrgastverband IGEB (von links nach rechts). Foto: Georg Radke |
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Viele Beiträge betrafen Zukunftspläne. U.a.
wurde nach Fahrradwagen gefragt. Die Überfüllung
der Züge auf den Ausflugslinien ist ja
hinreichend bekannt. Hierzu sagte Matthaeus,
die DR erwäge für die kommende Saison einen
Versuch, ausgemusterte S-Bahnen zu Fahrradwagen
umzubauen. Nachgedacht wird ferner
über die Einführung von Zweisystemfahrzeugen,
die das Problem der unterschiedlichen
Stromsysteme (Wechselstrom und Gleichstrom)
lösen könnten.
Beide Gäste bemühten sich sehr, auf alle Fragen
einzugehen. Aber manche Antwort konnte
nicht befriedigen. So klagte ein Fahrgast über
mangelnde Höflichkeit bei der Zugabfertigung.
Während in anderen Städten stets "Zurückbleiben
bitte" oder "Bitte zurückbleiben" gerufen
wird, heiße es in Berlin nur "Zurückbleiben"
(wenn nicht gar "Zurück"). Das freundlichere
"Bitte", wurde ihm erklärt, scheitere in Berlin
an der kurzen Abfertigungszeit von nur 24
Sekunden, da müsse an jeder Silbe gespart
werden...
Auch Seitenblicke zur U-Bahn und in die Historie
gab es. Herr Kratky bekräftigte den Willen
der BVG, abweichend von der Position des
Verkehrssenators (siehe SIGNAL 7/92 ) die U-Bahn-Linie 3
zumindest in der HVZ von Schlesisches
Tor bis Uhlandstraße verkehren zu lassen
(geplante Linienbezeichnung: U15). Ein
Fahrgast erinnerte an Qualitäten der Fahrgastinformation
zu Zeiten ohne moderne Elektronik.
Die S-Bahn-Linie Erkner - Potsdam, berichtete
er, trug früher Zielschilder mit roter Schrift
auf weißem Grund, so daß sie schon auf den
ersten Blick z.B. von den Zügen Grünau - Falkensee
zu unterscheiden waren, denn diese
hatten weiße Schrift auf grünem Grund. IGEB
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