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"Eisenbahnkonzeption Berlin, Vortrag von
Herrn Dipl.-Ing. Funk, Abteilungsleiter Betriebliche
Infrastruktur der Rbd Berlin" stand
im Programm für den 23. September. Diese
trockene Ankündigung reichte aber aus, den
Vortragssaal im Hauptbahnhof mehr als bei
allen anderen Veranstaltungen der 9. Schienenverkehrs-Wochen
zu füllen. Und es gab wohl
niemanden, der sein Kommen bereute, und nur
wenige, die "den langen Abend der Eisenbahn"
vorzeitig verließen. Dieter Funk versprach viel:
"Diese Veranstaltung ist der Auftakt zu einer
Öffentlichkeitsoffensive. Ich zeige Ihnen, was
es gibt. Wenn unsere Planungen geheim wären,
dann wäre ich heute nicht hier." Und er hielt
sein Versprechen. Welch ein Unterschied zur
Senatsverkehrsverwaltung, die praktisch jede
Planung in den Rang eines Staatsgeheimnisses
erhebt und sich deshalb fast keiner öffentlichen
Diskussion mehr stellt. (Übrigens: Auch verwaltungsintern
ignoriert die Verkehrsverwaltung
viele Schreiben und Einladungen.)
Zurück zum 23. September. Herr Funk überschüttete
seine Zuhörer mit Informationen
unterschiedlichster Art. Im Mittelpunkt stand
natürlich die Fernbahnplanung - und hier besonders
das geplante Achsenkreuz von Stadtbahn
und Nord-Süd-Tunnel. Er hob hervor, daß
fast das gesamte "Pilzkonzept" auf Bahnflächen
realisiert werden könne, einzige Ausnahme
ist der Tiergartentunnel. Unter dem Tiergarten
sei auch der mit 720 m längste Abschnitt,
der im Schildvortrieb errichtet werden soll. Im
Normalfall wird es auf beiden Achsen keinen
Güter-, sondern nur Personenverkehr geben.
Auf der viergleisigen Nord-Süd-Achse sollen
rund 500 Züge je Tag, auf der zweigleisigen
Stadtbahn etwa 260 verkehren.
Den Kritikern, die den Lehrter Bahnhof als
Zentralbahnhof fürchten, entgegnete Herr
Funk, man werde mit allen Zügen mehr als einmal
halten, allein schon deshalb, um eine Überlastung
des Lehrter Bahnhofs zu vermeiden. Im
sogenannten hochwertigen Fernreiseverkehr
soll es in der Regel drei Berlin-Halte geben, z.B.:
Spandau - Lehrter - Papestraße oder Zoo -
Lehrter - Hbf oder Gesundbrunnen - Lehrter -
Papestraße. Eine Sonderstellung erhalte der
Lehrter Bahnhof allerdings dadurch, daß er der
einzige sei, über den alle Züge fahren. Deshalb
dürfe das Planverfahren hier nicht so laufen,
wie bei Spandau und Gesundbrunnen, wo die
1. Preise der Wettbewerbe nicht finanzierbar
seien. Nach diesem Seitenhieb gegen den Stadtentwicklungssenator
zeigte Herr Funk sich jedoch
optimistisch, daß es beim Lehrter Bahnhof
(hier zusammen mit dem Bausenator) besser
laufen wird. Derzeit werde überlegt, wie die
Lage der Bahnsteige, insbesondere auf der
Stadtbahn, gegenüber der bisherigen Planung
noch verbessert werden kann. Auch für den
Lehrter Stadtbahnhof, also den vorhandenen S-Bahnhof,
gebe es Überlegungen für einen Neubau,
da der alte ohnehin teilweise abgerissen
werden muß. Aber entschieden sei noch nichts.
Erste Ergebnisse erwartet er zum Jahresende.
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Pilzkonzept, Olympia-Express, Regionalbahn und vieles mehr. Es wurde einer der informativsten Abende der diesjährigen Schienenverkehrs-Wochen. Stehend Herr Funk von der Rbd Berlin, rechts neben ihm Herr Stahnke vom Veranstalter PRO BAHN. Foto: Georg Radke |
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Weniger zuversichtlich betrachtet Herr funk
die Planungen für den künftigen Fernbahnhof
Papestraße. Durch die örtlichen Rahmenbedingungen
seien Bahnsteige nur nördlich der Ringbahn
möglich. Geplant seien derzeit für den
Fern- und Regionalverkehr zwei Bahnsteige mit
vier Gleisen. Dies könnte jedoch unzureichend
sein, da alle Züge über Papestraße hier auch
halten sollen, weil der Bahnhof nach Ansicht
der DR eine große Bedeutung für die Verteilung
der Reisenden im Berliner Süden erhalten
wird. Deshalb seien zu diesem Bahnhof noch
weitere Untersuchungen nötig.
Abgeschlossen sind dagegen die Grundsatzplanungen
zum Bahnhof Potsdamer Platz. Hier
sollen nur die Regionalzügc halten, und zwar
außen, während die Fernzüge auf den mittleren
Gleisen ohne Halt durchfahren. Ebenfalls
nur Regionalverkehr erwartet Herr Funk später
in Berlin-Lichtenberg. Darüber hinaus soll
dieser leistungsfähige Bahnhof allerdings für
Sonderverkehre genutzt werden.
Stolz ist die DR auf den zügigen Fortgang der
Ausbauplanung für die Zuführungsstrecken.
Für Anhalter, Dresdener, Stettiner und Nordbahn
sei die Vorentwurfsplanung seit dem
31.7.92 abgeschlossen. Bei der Nord-Süd-Trasse
will die DR Anfang 1993 fertig sein. Problematisch
sei allerdings, daß der Berliner Senat
beim Ausbau der S-Bahn auch Flächen der Fernbahn
belegt habe. Während der Abschnitt
Schönholz - Frohnau zu West-Berliner Zeiten
"verbaut" wurde, sei dies bei den Strecken südlich
von Lichtenrade und nördlich von Frohnau
erst 1991 /92 passiert. Daß nach der Vereinigung
immer noch ohne jede Rücksicht auf die
Fernbahn gebaut wurde, ist für den Eisenbahner
Funk erkennbar unverständlich. Keine Probleme
sieht er dagegen auf der Hamburger Bahn.
Die derzeitige Planung sehe hier zwischen
Spandau und Nauen vier Gleise vor, zwei für
den Fernverkehr und zwei für die S-Bahn.
Als Höchstgeschwindigkeit strebt die DR auf
allen Zuführungsstrecken im Ballungsraum
Berlin 160 km/h an, im bebauten Stadtgebiet
allerdings "nur" 120 und auf der Stadtbahn und
im Tunnel weniger als 100. Die Reaktionen im
Publikum waren unterschiedlich. Einige möchten
auch in den Außenbezirken noch 200 km/h
fahren, andere halten 160 noch für zu schnell
und fürchten entweder Widerstände aus der
Bevölkerung oder riesige häßliche Lärmschutzwände.
Als "sehr problematisch" bewertete Herr Funk
die Bauablaufplanung. Hierin lägen Risiken für
den Zeitplan. Geplant sei derzeit, die Fernbahn
über die Stadtbahn ab 1994 für zwei Jahre stillzulegen,
um vor allem die Brücken und die
Entwässerung zu sanieren. Die S-Bahn soll in
dieser Zeit auf wechselnden Gleisen verkehren.
Bis 1997 müsse alles abgeschlossen sein, denn
wenn der ICE über die Hochgeschwindigkeitsstrecke
von Hannover nach Berlin komme,
müsse ein ungestörter Fahrbetrieb gewährleistet
sein. Ob alles gelingt, hänge weniger von
der Bahn ab, als von der Koordination des gesamten
innerstädtischen Baustellenverkehrs,
der noch unvorstellbare Ausmaße erreichen
könne. Ein Problem sei beispielsweise, daß der
Schildvortrieb für den Tunnel von Süden nach
Norden erfolgt, der Aushub also nach Süden
abgefahren werden muß. In anderen Ländern,
z.B. der Schweiz, müsse die Bahn ihre Baustellen
auf eigener Infrastruktur ver- und entsorgen.
Ginge es nur um die eigenen Baustellen
sähe sich die DR dazu auch in der Lage. Aber
die Überlagerungen mit den Großbaustellen
Straßentunnel, Regierungsviertel und Potsdamer
Platz schafften noch nicht gelöste Probleme.
Dennoch ist Herr Funk für die Stadtbahn
und den Nord-Süd-Tunnel insgesamt optimistisch.
Eher fürchtet er um die Terminplanung
beim Ausbau des Nordkreuzes der Bahn - und
um seine Betriebsflächen. Denn die VdeR verkaufe,
"wenn wir nicht aufpassen", Flächen,
"die wir in einigen Jahren vielleicht dringend
brauchen."
Nicht eingehen wollte Herr Funk auf die Standorte
der Regionalbahnhöfe. Hier sei alles noch
in der Diskussion. Er widersprach allerdings
Vorwürfen, der Regionalverkehr werde vernachlässigt
und bis zur Realisierung des Pilzkonzeptes
so unattraktiv bleiben, wie er heute
überwiegend noch ist. Zwar habe sich gezeigt,
berichtete ein Kollege von Herrn Funk, der im
Publikum saß. daß eine Verlängerung der R5 von
Jungfernheide zum Lehrter Bahnhof (wie von
der IGEB vorgeschlagen) nicht möglich ist, Als
Alternative werde allerdings eine Führung nach
Westkreuz untersucht, was sicherlich attraktiver
als Jungfernheide sei. Weitere Zwischenlösungen
plant die DR im Südwesten Berlins.
Zum einen soll eine Regionalbahn nach Wannsee
und weiter bis Zehlendorf fahren, zum anderen
sollen die Züge von Teltow mindestens
bis Lichterfelde Ost verkehren.
Wenig begeistert war Herr Funk über Fragen
zur Olympiaplanung. Natürlich seien die Spiele
im Jahr 2000 Bestandteil der DR-Ausbauplanung,
aber es gebe noch viele Probleme. So
müßten z.B. Ostkreuz und Gesundbrunnen für
den Regionalverkehr nutzbar sein. Außerdem
"vertreibe" der Olympia-Express den Fernverkehr
von Teilen des innerstädtischen Bahnnetzes.
Unklar sei ferner, wer die Anlagen Für den
Olympia-Express in Ruhleben finanziert. Die
DR sei dazu nicht bereit, weil die Anlagen nicht
nachnutzbar seien. Auch an dieser Stelle erhielt
Herr Funk zustimmenden Beifall. IGEB
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