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Für den Grazer Bürgermeister Alfred Stingl ist es
"Mut zur Verantwortung". Als erste Gemeinde
Europas hat die steirische Landeshauptstadt Graz
am 1. September für das gesamte Stadtgebiet
"Tempo 30" eingeführt. Ausgenommen sind nur
jene Ausfallstraßen, auf denen weiterhin 50 Stundenkilometer
erlaubt sind - aber die sind eben hier
die Ausnahme von der Regel.
Heftige Diskussionen von Politikern und Wirtschaftsvertretern
waren diesem Tag vorausgegangen.
Die Stadtväter sprechen aber nun vom "konsequentesten,
klarsten Verkehrsversuch Österreichs"
sowie einem "interessanten, europäischen
Modell", und sie berufen sich auf die Zustimmung
des überwiegenden Teils der Bevölkerung.
Doch manche Autofahrer sind verbittert. Sie sagen,
bei den Gemeinde wählen 1993 werde es für
die beiden Regierungsparteien, die konservative
Volkspartei und die Sozialdemokraten, einen
Denkzettel geben. Das Projekt "Tempo 30 in der
ganzen Stadt" ist vorerst auf zwei Jahre befristet,
Wissenschaftler werden untersuchen, welchen
Erfolg diese "flächendeckende Verkehrsberuhigung"
(so die amtliche Bezeichnung) hat. Süddeutsche Zeitung, 2.9.1992
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