Nahverkehr

Bahnhofsumbenennungen ohne Ende?

Eigentlich wollten Berliner Senat, Deutsche Reichsbahn und BVG alle Bahnhofsumbenennungen bei R-, S- und U-Bahn gemeinsam an einem Tag vornehmen. Doch dann preschte Berlins Verkehrssenator vor: Um von den Defiziten seiner Verkehrspolitik im ersten Jahr nach der Wiedervereinigung Berlins abzulenken, ließ Herr Haase zum 3.10.91 kurzfristig mehrere U-Bahnhöfe im Ostteil Berlins umbenennen (vgl. u.a. SIGNAL 8/91 ). Weitere Umbenennungen bei der BVG und nun auch bei der DR folgten zum Fahrplanwechsel im Mai 1992. Und auch zum Fahrplanwechsel am 23. Mai 1993 wird die DR drei Bahnhöfe umbenennen: "Potsdam Hauptbahnhof' in "Potsdam Pischheide", "Potsdam West" in "Potsdam Charlottenhof" und "Ernst-Thälmann-Park" in "Greifswalder Straße". War's das dann?

Keineswegs, weitere Umbenennungen sind schon heute geplant. So soll der S-Bahnhof Wittenau (Nordbahn) bei Verlängerung der U8-Nord bis zu diesem S-Bahnhof im Oktober 1994 umbenannt werden. Auf der Kandidatenliste steht auch der S-Bahnhof Unter den Linden, der zukünftig "Brandenburger Tor" heißen soll. Stattdessen soll es an der Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße eines fernen Tages einen U-Bahnhof mit dem Namen "Unter den Linden" geben, als Kreuzungsbahnhof der heutigen U6 und der langfristig geplanten U5-Verlängerung von "Alexanderplatz" über "Lehrter Stadtbahnhof' bis "Turmstraße". Und ein großes Berliner Unternehmen versucht die BVG davon zu überzeugen, daß der in der Tat unbefriedigende U-Bahnhofs-Name "Reinickendorfer Straße" durch "Scheringwerke" ersetzt wird. Schließlich gebe es auf der U6 ja auch einen U-Bahnhof Borsigwerke. Auf der U2 soll der U-Bahnhof Pankow (Vinetastraße) in "Vinetastraße" umbenannt werden. Ein Ende der Umbenennungen scheint also noch nicht in Sicht zu sein - eine Zumutung für die Fahrgäste.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Die IGEB ist nicht gegen sinnvolle Bahnhofsumbenennungen. Im Gegenteil. Deshalb hatte der Fahrgastverband sich ja bereits seit 1990 um die Namensänderungen bemüht, allerdings mit dem Ziel, alle an einem Tag durchzuführen. Verkehrssenator Haase hat das 1991 verhindert. Dies darf für DR und BVG jedoch kein Freifahrschein dafür sein, die Umbenennungen nun über Jahre hinzuziehen. Deshalb fordert die IGEB, daß spätestens zum Fahrplanwechsel im Sommer 1994 endlich ein Schlußstrich gezogen wird. Zu diesem Zeitpunkt sind alle noch anstehenden Umbenennungen vorzunehmen, und alle Bahnhöfe, die bis dahin nicht umbenannt worden sind, sollen in den kommenden Jahren auch nicht mehr umbenannt werden.

IGEB

aus SIGNAL 4/1993 (Mai 1993), Seite 6-7

 

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