Zur Zeit ist die Umsteigesituation am Wittenbergplatz
Richtung Osten sehr unbefriedigend. Die
U2 fährt planmäßig alle drei Minuten, U1 und
U15 zusammen auch. Theoretisch besteht also bei
jedem Zug Anschluß zur selben Zeit zur jeweils
anderen Linie. Durch die Bahnsteigsituation am
Wittenbergplatz ist dies jedoch praktisch nur
zwischen Ul und U2 am selben Bahnsteig gegenüber
möglich, also alle sechs Minuten. Ein Umsteigen
zur U15 ist, wie aus der Skizze der Ist-Situation
ersichtlich, nur durch Bahnsteigwechsel
möglich und wird daher von den Fahrgästen
nicht angenommen. In der Folge sind die Züge
der U1 überfüllt und die Züge der U15 relativ leer.
Eine Abhilfe dieser Situation ist nur möglich,
wenn alle Züge Richtung Schlesisches Tor (später
Warschauer Straße) am selben Bahnsteig abfahren.
Dies ist entweder durch eine erneute Linienveränderung
oder durch einen Umbau des
Bahnhofs Wittenbergplatz möglich.
Eine Linienänderung würde bedeuten, daß Ul
und U3 wieder wie früher fahren und die U2 von
Krumme Lanke nach Vinetastraße. Damit verbunden
sind jedoch eine Reihe von vor allem
betrieblichen Nachteilen. Erstens ist dann wieder,
wie aus dem abgebildeten Gleisplan ersichtlich,
jeweils nach Ausfahrt aus dem Bahnhof eine
Trassenkreuzung von Ul und U2 erforderlich,
was zu Behinderungen im Betriebsablauf führt
und den Betrieb insgesamt unzuverlässiger
macht. Zweitens ist die Verlängerung des auf dem
U2-Ast nach Vinetastraße unabdingbaren Drei-Minuten-Taktes
bis Breitenbachplatz oder sogar
Krumme Lanke erforderlich, was erhöhte Betriebskosten
nach sich zieht, da der dichte Takt
zwischen Wittenbergplatz und Krumme Lanke
nicht unbedingt erforderlich ist. Drittens ist eine
Führung der Ul nach Krumme Lanke mittelfristig
durch den S-Bahn-Anschluß an der Warschauer
Straße sinnvoller, da dann die Verlagerung
von Verkehrsströmen von der U2 zur U1 zu
erwarten ist.
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U-Bahnhof Wittenbergplatz, heutiger Zustand Zeichnung: IGEB 11/93 |
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U-Bahnhof Wittenbergplatz, Zustand nach Umbau Zeichnung: IGEB 11/93 |
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So ist aus heutiger Sicht ein Umbau des Bahnhofs
Wittenbergplatz die sinnvollere Maßnahme.
Der vorgeschlagene Umbau hat zum Ziel, alle
Züge Richtung Osten vom selben Bahnsteig abfahren
zu lassen. Dazu muß am Westkopf des
Bahnhofs eine Weichenverbindung eingebaut
werden, die es ermöglicht, von Kurfürstendamm
auf das Bahnsteiggleis der U1 von Krumme Lanke
zu fahren. Als Folge wird der jetzige Bahnsteig
der U15 Richtung Schlesisches Tor nur noch
in den zukünftig hoffentlich seltenen Fällen benötigt,
wenn die U15 nur zwischen Uhlandstraße
und Wittenbergplatz pendelt.
Das Gleis der Ul von Krumme Lanke liegt bis
unmittelbar zum Bahnsteigbeginn in einer Steigung
(es unterfährt das Gleis von Uhlandstraße).
Deshalb kann in dieses Gleis nur im Bereich des
heutigen westlichen Bahnsteigendes eine Weiche
eingebaut werden. Da ein auf dem abzweigenden
Strang der Weiche stehender Zug nicht richtig am
Bahnsteig stehen würde, kann die Bahnsteigkante
in diesem Bereich nicht mehr genutzt werden, der
Bahnsteig muß also am anderen Ende entsprechend
verlängert werden. Dies wäre auch beim
jetzigen U15-Bahnsteig Richtung Schlesisches
Tor nötig, falls dort auch in Zukunft der Einsatz
von Acht-Wagen-Zügen im Fahrgastbetrieb
möglich sein soll. Aber aus Kostengründen sollte
zunächst auf eine Verlängerung des Seitenbahnsteigs
der U15 verzichtet werden, da dieser
zukünftig nur noch für Züge benötigt wird, die
kürzer als acht Wagen sind. Eine eventuelle spätere
Verlängerung bleibt problemlos möglich.
Im Bereich der neuen Gleisverbindung müssen
einige Deckenstützen entfernt werden (die Stützenreihen
sind in den Skizzen als punktierte
Linien eingezeichnet). Das statische System der
Tunneldecke muß also ähnlich den Umbauten zur
Bahnsteigverlängerung auf der U6 verändert
werden, wahrscheinlich mit vorübergehender
Öffnung der Tunneldecke. Am anderen Ende der
Bahnsteige ist die Verlängerung ohne Veränderung
des Tunnels möglich, da keine Deckenstützen
im Bereich der neuen Bahnsteigkanten vorhanden
sind. Lediglich einige als Aufenthaltsund
Arbeitsräume genutzte Betriebsräume müssen
entfernt werden.
Der Aufwand ist, bis auf den Gleisbau zum Einbau
der Weichenverbindung, also vergleichbar
mit dem Aufwand bei der Bahnsteigverlängerung
z.B. am Oranienburger Tor, da die übrigen Gleisanlagen
am Wittenbergplatz unverändert bleiben.
Noch billiger wäre die gesamte Maßnahme, wenn
die Steigung der Strecke westlich von Wittenbergplatz
so erhöht würde, daß das Bahnhofsniveau
schon früher erreicht wird und somit die
Weiche noch vor dem vorhandenen Bahnsteig in
der Ebene gebaut werden kann. Damit entfielen
die Bahnsteigabbrüche bzw. -Verlängerungen. Es
wären "nur" einige Stützen zwischen U15 und U1
zu beseitigen.
Selbst diese "Sparvariante" würde natürlich mehre
Millionen DM kosten, aber sicher nicht mehr,
als eine Bahnsteigverlängerung auf der U6. Da
auf absehbare Zeit immer weniger Geld zur Verfügung
steht, müssen Verbesserungen im vorhandenen
Netz Priorität haben. Vom Umbau in Wittenbergplatz
würden täglich tausende von Fahrgästen
profitieren. Deshalb sollte diese Baumaßnahme
kurzfristig geprüft und bei vertretbarem
Aufwand mittelfristig realisiert werden. Aber
zuvor kann und muß natürlich die Fahrgastinformation
ausführlicher und besser werden! IGEB
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