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Bekanntlich erhält die Berliner Straßenbahn demnächst
einige moderne, aber teure Niederflurstraßenbahnen,
deren Anschaffung zwar unbedingt
zu begrüßen ist, mit denen der absehbare Erneuerungsbedarf
aber nicht zu decken ist. Daher hat
sich die BVG, wie vor ihr schon andere Verkehrsbetriebe,
entschlossen, einen Teil der Tatra-Wagen
(um deren Altersstruktur - Baujahre 1977 bis
1990 - uns mancher Verkehrsbetrieb westlich der
Elbe beneiden dürfte) einer Modernisierung zu
unterziehen, um sie damit wesentlich attraktiver
und sicherer zu gestalten. In Kürze stellt nun die
Mittenwalder Gerätebau GmbH den ersten umgebauten
T6A2-Straßenbahnwagen vor.
Der äußere Eindruck wird zunächst durch die
erstmalige Verwendung des neuen Farbdesign
in anthrazit, gelb und weiß geprägt Es sieht nicht
schlecht aus, man fragt sich nur: Wie lange? Insbesondere
der weiße Streifen am Dach dürfte bald
unter dem Kohleabrieb des Bügels verschwunden
sein.
Die Fahrgastinformation wurde durch Einbau
von IBIS-gesteuerten Matrix-Anzeigen erheblich
verbessert, wobei das optische System im Wagen
gleich die jeweils nächsten Haltestellen in Folge
anzeigt. Hoffen wir, daß die Elektronik nicht allzu
oft versagt.
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Vorne statt Eierschalen nun Flofallen (Polstersitze), dahinter der für den Fahrscheinautomaten vorbereitete Stellplatz. Foto: Ivo Köhler |
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Die bisherigen "Eierschalen" wurden durch neue
Polstersitze ersetzt. Diese sind natürlich bequemer,
aber dennoch fragwürdig: Jeder kennt die
in den S-Bahnen der BR 475/875 eingebauten
Polstersitze, die mittlerweile infolge mangelnder
Reinigung bzw. Reinigungsmöglichkeiten nicht
nur unästhetisch, sondern unhygienisch sind
("Flohfallen"). Auch dürften Vandalen an den
Polstern besonderes Interesse haben. Einige Verkehrsbetriebe
(z.B. Gera, Rostock) haben die originalen
Sitzschalen deshalb mit schnell wechselbaren
Aufpolsterungen versehen und damit eine
praktischere und preiswertere Lösung gefunden.
Die bisherigen Türen wurden durch Außenschwingtüren
ersetzt, die eine erhöhte Sicherheit
gegen Einklemmen gewährleisten und mit einer
Anfahrsperre gekoppelt sind. Einen Wermutstropfen
bringt die neue Technik allerdings auch
hier. Die genannte Türbauart besitzt die Eigenheit,
zum Öffnen das Türblatt in einem Halbkreis
ausschwenken zu lassen, und erweist sich damit
gegenüber dem Fahrgast als "sehr entgegenkommend".
Bei sehr engen und vollen Haltestelleninseln,
und davon gibt es in Berlin nicht wenige,
ist eine solch höfliche Geste nicht erwünscht. Bei
Verwendung anderer Türvarianten wäre dieses
"Entgegenkommen" mit 6,5cm statt mit 25cm erheblich
moderater ausgefallen, wobei nicht verschwiegen
werden soll, daß solche Varianten
auch ihren Preis haben.
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Modernisierter Tatra-Zug in Mittenwalde kurz vor der Fertigstellung. Nach der Auslieferung sollen diese Züge zunächst vor allem im Pankower Netz eingesetzt werden. Foto: Ivo Köhler |
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Die Geräuschdämpfung und die subjektiv empfundene
Laufgüte des Wagens werden durch einige
Veränderungen an den Drehgestellen verbessert:
Primärfederung, Schallschutz, neue Räder.
Der Fahrscheinautomat befindet sich jetzt an
der zweiten Tür, der Platz im Wagen wird besser
ausgenutzt. Es bedarf aber einiger Gewöhnung
beim Fahrgast, den elektronischen Kollegen zu
orten. Aber nach einer gewissen Anlaufphase
dürften die meisten Fahrgäste die modernisierten
gelben Wagen mit einer bestimmten Produktqualität
verbinden, zu der eben auch die Eigenheiten
der Türen und der Standort des Fahrscheinautomaten
gehören. Insofern hat die Entscheidung,
die neue gelbe Farbgebung nur bei qualitativ
verbesserten Wagen vorzusehen, einiges für
sich. Die BVG wäre aber gut beraten, die Einführung
dieser Qualitäten mit einer intelligenten Öffentlichkeitsarbeit
zu verbinden - die Unterstützung
des Fahrgastverbandes dürfte ihr dabei gewiß
sein! Dies betrifft vor allem die erwähnten
veränderten Eigenheiten der Türen. Wenn derartiges
ohne Vorwarnung eingeführt wird, dürften
die Reibungen zwischen Personal und Kunden
zunächst erheblich sein.
Nach der (hoffentlich zügig ablaufenden) Auslieferung
der modernisierten Wagen ist zunächst
vorrangig ein Einsatz auf den Pankower Linien
beabsichtigt. Angesichts des zur Zeit eingesetzten
Wagenmaterials ist dort tatsächlich ein deutlicher
Attraktivitätsschub für die Tram auch besonders
dringlich. IGEB
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