Bis unmittelbar vor dem Fahrplanwechsel
am 9. Dezember 2012 hatten sich S-Bahn
GmbH und Land Berlin eine heftige Auseinandersetzung
geliefert, ob die S 85
Waidmannslust—Grünau wieder befahren
werden soll. Doch ein Wintereinbruch
mit Schneefällen, vor allem am 9. Dezember,
beendete die Diskussion. Der S-Bahn
GmbH standen nicht einmal mehr genügend
Fahrzeuge zur Verfügung, um das übrige
Angebot vollständig fahren zu können.
Eine Wiederinbetriebnahme
der S 85 war undenkbar.
Beim zweiten Wintereinbruch
im Januar 2013 brach
das S-Bahn-Angebot erneut
ein. Davon zeugt die vorstehend
abgedruckte Auseinandersetzung
zwischen VBB
und S-Bahn GmbH. Natürlich
hat die DB Recht, wenn sie
den Ruf nach einem Notfahrplan
kritisiert, denn zum
einen werden dafür mehrere
Wochen Vorlauf benötigt und
zum anderen war am 25. Januar
bereits ein Wechsel zu
Tauwetter absehbar. Aber mit
seiner Enttäuschung, dass
die Berliner S-Bahn sich erneut
als nicht wintertauglich
erweist, drückt VBB-Geschäftsführer Hans-
Werner Franz lediglich das aus, was hunderttausende
S-Bahn-Fahrgäste ebenfalls
empfinden.
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Dieser Zugzielanzeiger auf dem S-Bf Lichtenberg veranschaulicht gleich in mehrfacher Hinsicht, dass die S-Bahn-Krise mit dem Tiefpunkt im Jahr 2009 auch Anfang 2013 noch nicht überwunden ist. Foto: Marc Heller |
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Während also die von der Deutschen
Bahn zu verantwortende S-Bahn-Krise mit
dem Tiefpunkt im Jahr 2009 auch 2013
noch nicht überwunden ist, wird es schon
in wenigen Jahren eine Verschärfung des
S-Bahn-Fahrzeugmangels geben, dann
aufgrund der vom Berliner Senat jahrelang
verzögerten Ausschreibung.
Kaum Chancen für Einsatz der Altbaufahrzeuge
nach 2017
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die 80 Viertelzüge
der Baureihe 485 nach 2017 nicht
mehr eingesetzt werden können. Und auch
der Einsatz der 70 Viertelzüge der Baureihe
480 nach 2017 ist fraglich. Abgesehen von
den mit Sicherheit sehr hohen Kosten ist
bei beiden Baureihen noch nicht einmal
geklärt, ob es überhaupt möglich ist, sie
so aufzuarbeiten, dass das Eisenbahn-Bundesamt
ihren Einsatz über 2017 hinaus gestattet.
Somit werden 2018 voraussichtlich
nur noch die 500 Viertelzüge der Baureihe
481 verfügbar sein. Benötigt werden aber
rund 690. Der Mehrbedarf gegenüber dem
heutigen Bestand von 650 Viertelzügen ergibt
sich u. a. aus den Neubaustrecken zum
Flughafen BER (voraussichtlich 2014/15)
und vom Nordring zum Hauptbahnhof (voraussichtlich
2017).
Vor genau drei Jahren reagierte die damalige
Berliner Verkehrssenatorin Ingeborg
Junge-Reyer mit Offenheit und Klarheit
auf die beispiellosen Ausfälle der Berliner
S-Bahn im Jahr 2009. Viele
Fakten rund um die S-Bahn
wurden der Öffentlichkeit am
7. Januar 2010 zugänglich gemacht,
und die Senatorin umriss
den Handlungsspielraum
des Senats: „Die Vergabe der
Leistungen wird etwa 1 ½
Jahre dauern, da den Unternehmen
ausreichend Zeit gegeben
werden muss, ein Angebot
für derartig komplexe
Leistungen zu kalkulieren. Zudem
rechnen wir damit, dass
die Fahrzeugindustrie etwa
5 ½ Jahre benötigt, um 190
Neufahrzeuge für die S-Bahn
zu entwickeln, zu erproben
und zu bauen. Wir müssen
daher bis spätestens Januar
2011 entscheiden, ob und wie wir das mit
Neufahrzeugen zu bedienende Teilnetz vergeben
wollen.“ Doch den Ankündigungen
folgten lange Zeit keine Taten.
Drei Jahre nach dieser klaren Ansage ist
bisher lediglich ein Teilnahmewettbewerb
durchgeführt worden – und am 24. Januar
2013 vor dem Kammergericht Berlin
gescheitert. Somit wird es also 2018 noch
kein einziges neues Serienfahrzeug geben.
Jetzt S-Bahn-Ersatzverkehr
für 2018 planen!
Angesichts des nun nicht mehr abwendbaren
künftigen S-Bahn-Fahrzeugmangels bei
gleichzeitig steigenden Einwohner-, Touristen-
und Pendlerzahlen muss der Berliner
Senat sofort mit der Planung von S-Bahn-
Ersatz- bzw. S-Bahn-Ergänzungsangeboten
beginnen.
Zum einen betrifft das den Eisenbahnregionalverkehr.
Bekanntlich wurden 2009
auf dem Höhepunkt der S-Bahn-Krise auf
verschiedenen Strecken zusätzliche Regionalzüge
als Ersatz für das unzureichende
S-Bahn-Angebot eingesetzt. Solche
Verkehre müssen schon jetzt vorbereitet
werden, damit dann ab 2017 auch die erforderlichen
Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
Ein Beispiel: Derzeit hat der Berliner
Senat die Verlängerung der Linien RB 21
und 22 von Potsdam-Griebnitzsee bis Berlin
Friedrichstraße nur bis Dezember 2013
bestellt, weil er davon ausgeht, dass dann
die parallele S-Bahn-Linie 7 wieder stabil
im 10-Minuten-Takt mit 8-Wagen-Zügen
verkehrt. Aber spätestens ab Dezember
2017 werden solche Regionalzugangebote,
die die S-Bahn entlasten können, wieder
dringend gebraucht.
BVG ohne Fahrzeug- und Personalreserven
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Die Fahrgastzahlen bei der BVG steigen kontinuierlich. Doch für eine Angebotsverdichtung gibt es weder Fahrzeuge noch Personal. Aber spätestens für die 2019 geplante Durchbindung der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor und auf der U 55 weiter zum Hauptbahnhof werden neue U-Bahn-Fahrzeuge für das Großprofilnetz benötigt. Da eine Nachbestellung der vorhandenen Großprofil-Baureihen F (im Bild) und H nicht möglich ist, muss umgehend mit der Entwicklung einer neuen Großprofil-Baureihe begonnen werden. Foto: Marc Heller |
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Zum anderen betrifft es die BVG. Hier sind
die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren
um über 5 Prozent gestiegen. Dennoch
wurden der Fahrzeugbestand und das
gefahrene Angebot bei U-Bahn, Straßenbahn
und Bus (sogenannte Nutzwagenkilometer)
erheblich reduziert. Mit 235 Mio
Nutzwagenkilometern wurden 2011 rund
10 Prozent weniger gefahren als 2001 (261
Mio). Und die Zahl der U-Bahn-Wagen sank
im selben Zeitraum von 1403 auf 1242 (-11
Prozent). Bei Straßenbahn und Bus sieht es
nicht besser aus. Für weitere Fahrgastzuwächse
gibt es also keine Reserven.
Diese Entwicklung muss nicht nur gestoppt,
sondern umgekehrt werden! Vor
allem für U-Bahn und Straßenbahn werden
mehr neue Fahrzeuge benötigt. Die
2012 erfolgte Nachbesserung bei der Bestellung
neuer Straßenbahnfahrzeuge
(nun 138 statt zuvor 99 Flexitys – siehe
SIGNAL 4/2012 ) muss nochmals nach oben
korrigiert werden. Und für das U-Bahn-
Großprofilnetz muss dringend mit der
Entwicklung und Bestellung der nächsten
Neubaufahrzeuge begonnen werden, da
die jüngste Baureihe H nicht mehr nachbestellt
werden kann. Schon jetzt ist der
Fahrzeugbestand knapp bemessen, aber
spätestens nach der für 2019 geplanten
Fertigstellung der U 5-Verlängerung vom
Alexanderplatz zum Hauptbahnhof werden
zusätzliche Fahrzeuge benötigt. Denn
diese U-Bahn-Linie, deren Verlängerung
der Berliner Fahrgastverband IGEB aufgrund
der extrem hohen Kosten und der
Streckenführung parallel zur S-Bahn lange
Jahre abgelehnt hat, wird nun aufgrund
des Fahrzeugmangels der S-Bahn erheblich
an Bedeutung gewinnen.
Finanzsenator will bei BVG-Angebot
sparen
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Nach 2017 werden die 80 Viertelzüge der Baureihe 485 sehr wahrscheinlich nicht mehr eingesetzt werden können. Foto: Marc Heller |
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Vor dem Hintergrund der nicht mehr abwendbaren
künftigen Fahrzeugknappheit
bei der Berliner S-Bahn und bisher sowie
künftig steigender Fahrgastzahlen im
Berliner Nahverkehr ist es absurd, dass Finanzsenator
Ulrich Nußbaum noch immer
bestrebt ist, das Verkehrsangebot der BVG
zu kürzen. Wachsende Einwohner- und Arbeitsplatzzahlen
in Berlin erfordern auch
ein wachsendes Verkehrsangebot – gerade
bei der BVG. Berliner Fahrgastverband IGEB
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