Die ersten Vorboten für die Anlegung der Fernbahntrasse bzw. für
den Neubau des Bahnhofs sind seit einiger Zeit in Form von Rodungen
und der Baustelleneinrichtung unübersehbar.
Die Bahn kommt - aber wie?
Im Bereich des jetzigen S-Bahnhofes Papestraße
werden umfangreiche und komplizierte
Baumaßnahmen durchgeführt, bevor
hier etwa ab dem Jahr 2002 Fernzüge
ankommen und abfahren können.
Die Bahn plant in der Nord-Süd-Richtung
drei Bahnsteige für den Regional- und
Fernverkehr sowie einen S-Bahnsteig.
Direkt über den Bahnsteigen soll ein neuer
Ringbahnsteig gebaut werden, der mit einer
Breite von rund 35 Metern auch eine
Verteilerfunktion übernehmen soll. Jeweils
an den beiden des Ringbahnsteigs (auf der
Ost- sowie der Westseite) soll ein
Empfangsgebäude entstehen.
Mit dieser Konzeption, für die derzeit
noch das Planfeststellungsverfahren läuft
ververabschiedet
sich die Bahn allerdings von
einem „Bahnhof der kurzen Wege". Aus
Fahrgastsicht wäre nach wie vor die direkte,
kürzeste Erschließung der Fernbahnsteige
über eine quer unter den Gleisen liegende
Ebene zu favorisieren. Dies empfiehlt
sich wegen der klareren Orientierung,
vor allem aber wegen der deutlich
kürzeren Wege und geringen Höhenunterschiede,
die durch die Reisenden zu überwinden
sind. Es würden sich außerdem
Kosten sparen lassen. Die Bahn hat an dieser
Stelle auch die nicht wiederholbare
Chance, ein Gebiet, das über Jahrzehnte
von den Bahnanlagen durchtrennt wurde
und nicht zuletzt deshalb in seiner Entwicklung
gelitten hat, zu verbinden.
Haupthalle soll sich Parkhäusern unterordnen
Nördlich und südlich des Ringbahnsteiges sollen über den
Fern- und S-Bahngleisen zwei Parkhäuser mit zusammen 2
555 Stellplätzen entstehen. Damit will die Bahn die Station
Papestraße zum „Autofahrerbahnhof" machen und sich ein
neues Klientel erschließen. Abgesehen von weiteren negativen
Auswirkungen wird die visuelle Präsenz des Bahnhofs an
sich durch diese aufgeständerten Bauten, die jeweils vier
Ebenen erhalten sollen, in den Hintergrund gedrängt: Der
Bahnhof definiert sich durch Parkhäuser. Die zwischen den
Parkhäusern „eingeklemmte" Haupthalle ist kaum wahrnehmbar.
Lediglich gegenüber der untergeordneten Erschließung
des Werner-Voß-Damms präsentiert sich der Bahnhof
mit seiner Halle in angemessener Weise.
Realistische Fahrgastprognosen?
Mit den prognostizierten Fahrgastzahlen und dem Stellplatzbedarf
für 2010 (zu diesem Zeitpunkt wird mit einem Reisendenaufkommen
von 200.000 Personen pro Tag gerechnet)
sind erhebliche Unsicherheiten verbunden. Deshalb sollten
zunächst nur die unteren beiden Geschosse der Parkhäuser
gebaut werden. Aus heutiger Sicht erscheinen die Zahlen allzu
optimistisch, so daß ein stufenweiser Ausbau gerechtfertigt
ist. Grundsätzlich muß gewährleistet sein, daß die Präsenz
der „Funktion Bahnhof" gegenüber den Parkhäusern in
den Vordergrund tritt.
Frage des Bahnhofsnamens
Favorisiert wird von der DB AG die Beibehaltung des derzeitigen
Namens „Papestraße". Angesichts der künftigen Bedeutung
(auch Fernbahnhalt!) sollte dagegen die Bezeichnung
„Südkreuz" eingeführt werden. Gerade dem ortsunkundigen
Fahrgast erleichtert diese Bezeichnung die Orientierung erheblich.
Vergleichbares ist bei den anderen bedeutenden
Umsteigebahnhöfen der Ringbahn - Ostkreuz, Westkreuz -
seit langem Realität. In dieses System wird sich ebenfalls der
Lehrter Zentralbahnhof im Schnittpunkt zwischen der
Stadtbahnstrecke und der Nord-Süd-Strecke einfügen. IGEB, Abteilung Fernverkehr
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